Wittgenstein. Keine Feiern, keine Restaurantbesuche, kein Sport in Gemeinschaft – was das für 2 junge Berleburger bedeutet, haben sie exklusiv erzählt.
Kaum etwas ist durch die Pandemie so stark und breitgefächert eingeschränkt wie das Freizeitleben – Restaurants, Bars, Kneipen oder auch Kinos und Museen sind geschlossen und waren wenn, dann nur mit Einschränkungen kurzzeitig geöffnet. Die Kontaktsperre untersagt das Treffen mit Freunden und erweiterter Familie. Sport in der Gemeinschaft ist kaum möglich. Kulturveranstaltungen sind verschoben, Feiern und Volksfeste wie Schützenfeste sind abgesagt.
Wie die Wittgensteiner die Einschränkungen konkret empfinden, haben wir in unserem Corona-Check abgefragt – dabei wurde deutlich: In allen drei Kommunen sind es oftmals die jungen Menschen bis 40 Jahre, die die höchste Prozentzahl vorweisen, wenn es um das Vermissen von Freunden, Sport in der Gemeinschaft, Feiern oder Restaurantbesuchen geht.
Daher hat die Redaktion mit zwei jungen Männern gesprochen, die wie viele andere Menschen ihr Freizeitverhalten stark einschränken mussten. Uns haben sie erzählt, wie sie mit der Situation umgehen.
Private Treffen
In Bad Berleburg gaben ganze 92 Prozent aller Umfrage-Teilnehmer unter 40 Jahren an, Treffen mit Freunden und Familie zu vermissen. „Das kann ich auf jeden so unterschreiben“, bestätigt Finn Kaiser, 19 Jahre alt, diesen Wert. Vor der Pandemie traf er sich nach Möglichkeit jeden Tag mit Freunden – „gerne auch mal im größeren Kreis“. Mittlerweile ist dies aber nicht mehr möglich: „Es ist ziemlich eingedämmt worden“, macht Kaiser deutlich.
In der Regel machen die Freunde dann auch einen Test vor dem Treffen. „Zu Beginn war das noch komisch – mittlerweile ist es aber ganz normal. Ich kann mir auch vorstellen, dass es später, wenn alles vorbei ist, relativ merkwürdig sein wird, diese Vorsichtsmaßnahmen nicht zu ergreifen.“ Und welche Art von Treffen sind derzeit möglich? „Wir gehen entweder Wandern oder Spazieren – oder auch Grillen im Freien“, so Kaiser.
Auch Vadim Hafner, ebenfalls 19 Jahre alt, findet sich eindeutig in den 92 Prozent, die die privaten Treffen vermissen, wieder. „Auf jeden Fall vermisst man die Freunde sehr, man möchte sich ja auch mit ihnen austauschen und Zeit verbringen.“ Vor der Pandemie war es auch für ihn ganz normal, jeden Tag Freunde zu treffen – auch nach der Arbeit. Und heute? Unter Einhaltung der Hygieneregeln kommen ein paar der Freunde ab und zu zusammen – „es sind immer dieselben Leute“, berichtet Hafner von dem verkleinerten Kreis an Menschen, die er trifft.
Die Methoden, um sowohl die Abstandsregeln einzuhalten, aber trotzdem noch ein paar Freunde zu sehen,
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sind mittlerweile schon ausgereift. „Wir treffen uns dann mit den Autos. Man muss eben kreativ werden.“ Dann stehen die Autos mit Abstand nebeneinander, die Scheiben werden heruntergelassen und die Freunde können sich unterhalten. „Dann muss einem aber schon sehr langweilig sein“, wägt Hafner ab. Tests sind auch in diesem Freundeskreis Thema: „Ich persönlich muss mich sowieso immer in der Schule und der Arbeit testen lassen, bei meinen Freunden ist das ähnlich.“
Restaurants und Feiern
85 Prozent der Bad Berleburger 0- bis-40-Jährigen vermissen den Besuch von Restaurants, in Erndtebrück sind es 70, in Bad Laasphe gar fast 90 Prozent. Die Gastronomie spielt demnach eine große Rolle in der Freizeitgestaltung der jungen Menschen.
So auch bei Vadim Hafner und Finn Kaiser. „Es ist wie Fernweh. Früher hatte man Fernweh nach einem Urlaub in einem anderen Land, weil der eher selten stattfindet. Heute hat man Fernweh nach der Kneipe
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oder dem Restaurant nebenan, denn die sind gefühlt mittlerweile genauso weit weg“, so Hafner. Restaurantbesuche waren immer Teil der gemeinsamen Freizeitgestaltung.
So auch bei Finn Kaiser. „Das war definitiv üblich. Ob nun im Tonkrug oder mal ein Besuch im Weißen Roß – das war regelmäßig der Fall.“ Die aktuelle Regelung, mit einem negativen Test zunächst die Außengastronomie zu nutzen, ist auch eine Alternative für Kaiser. „Meine Clique nimmt das in Kauf, um endlich mal wieder ausgehen zu können.“
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Die Öffnung der Außengastronomie ist gut und wichtig, meint auch Hafner, aber: So ganz kompensiert es noch nicht. „Sicherlich werden wir das auch mal nutzen. Aber früher haben wir danach eben immer noch etwas unternommen, sind zum Beispiel zu jemandem nach Hause gegangen. Das geht nach wie vor nicht.“
Auch Feiern und Partys gehörten wie bei den meisten jungen Menschen zum Standardprogramm in der Freizeitgestaltung von Kaiser und Hafner. So sei man am Wochenende dafür vor allem in größere Städte gefahren. „In Wittgenstein gab es diesbezüglich auch vor der Pandemie nur sehr wenig Angebote für junge Menschen“, sind sich beide einig. Und auch die Partys fehlen den bis 40-Jährigen, wie die Umfragewerte zeigen: 68 Prozent in Bad Berleburg, 56 Prozent in Bad Laasphe und 82 Prozent in Erndtebrück.
Gemeinschaftlicher Sport
Sowohl Hafner als auch Kaiser lieben und spielen Fußball – Hafner ist derzeit in der ersten Mannschaft des VfL Bad Berleburg aktiv. Fast 45 Prozent der jungen Bad Berleburger vermissen den Sport in der
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Gesellschaft – „da könnte für mich auch 100 Prozent stehen“, macht Hafner deutlich. Der Verlust des regelmäßigen gemeinsamen Trainings könne auch nicht kompensiert werden.
„Ich gehe mit Freunden laufen. Und man könnte auch zuhause trainieren. Aber ich brauche für mein Training ein Ziel, eine Motivation – ich muss wissen zu welchem Zeitpunkt ich fit sein muss und kann mich dann gezielt darauf vorbereiten. Die Saison könnte vielleicht im August wieder beginnen – dann könnte ich im Juni mit dem gezielten Training beginnen.“
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Auch Finn Kaiser spielt mit Leidenschaft Fußball – vor der Pandemie zwei Mal die Woche und gerne mit Freunden. „Es ist belastend, dass man nicht mehr Fußball spielen oder ins Fitnessstudio gehen kann.“ All das ist nun komplett weggefallen. Kaiser versucht, den Bewegungsdrang anders zu stillen – zum Beispiel mit Fahrrad fahren. Ein adäquater Ersatz sei dies aber nicht, so der Student.