Bad Berleburg/Siegen. Gutachten Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zu den Perspektiven des Auswilderungsprojektes im Rothaargebirge liegt in Kürze vor

Über die Zukunft des seit Jahren umstrittenen Artenschutzprojektes „Wisente im Rothaargebirge“ soll noch im Verlauf des Jahres 2021 eine abschließende Entscheidung herbeigeführt werden. Das meldet der Kreis Siegen-Wittgenstein am Donnerstagvormittag. Der Landrat des Kreises, Andreas Müller, leitet die Steuerungsgruppe des Projektes.

In einer Videokonferenz am vergangenen Donnerstag haben sich demnach die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, die Landräte des Hochsauerlandkreises, des Kreises Olpe und des Kreises Siegen-Wittgenstein, die Bürgermeister der Städte Bad Berleburg und Schmallenberg und natürlich der Vorstand des Projektträgervereins Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. neben Vertretern ausgewählter Fachbehörden der Bund-, Landes- und Kreisebene besprochen.

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Erste Ergebnisse des Gutachtens

In der Konferenz wurden erstmals vom Projektteam der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover die mit einem Gutachten zum Projekt herausgearbeiteten Ergebnisse und Empfehlungen in komprimierter Form vorgestellt. Das Gutachten war auf Wunsch der Koordinierungsgruppe, die das Artenschutzprojekt beratend begleitet, in Auftrag gegeben worden. Es soll dazu dienen, die in der seit dem Jahr 2013 laufenden Freisetzungsphase festzustellenden Erkenntnisse zu bewerten und daraus Empfehlungen für die Zukunft des Projektes abzuleiten.

Zwei Szenarien

Gute Nachricht für Wisente-Trägerverein

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    Dazu sind zwei Szenarien denkbar: Die Wisentherde wird in ein auf Dauer angelegtes, internationalen Standards gerecht werdendes Artenschutzprojekt überführt. In diesem Projekt würden die Tiere zwar herrenlos werden und als wild lebend gelten, aber weiterhin einem ganzheitlichen Projektmanagement unterliegen. Dazu müssen aber umfassende, anspruchsvolle rechtliche, organisatorische und finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Sollten diese notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt werden, ist alternativ auch eine Beendigung des Projektes möglich.

    Der Projektträger und die verantwortlichen Institutionen wollen die Details des Gutachtens in den nächsten Wochen intensiv prüfen, bevor die Ergebnisse der Koordinierungsgruppe und damit auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen.

    Entscheidung in diesem Halbjahr

    Noch in diesem Halbjahr soll sich auf einen Zeitplan bis zur abschließenden Entscheidungsfindung verständigt werden. Ministerin Heinen-Esser, die Landräte Melcher (OE), Müller (SI), Dr. Schneider (HSK) sowie die Bürgermeister Fuhrmann (Bad Berleburg) und König (Schmallenberg) waren sich einig, dass die Entscheidung noch in diesem Jahr herbeigeführt und damit auch der schwelende Konflikt beendet werden soll. Dies entspreche nicht nur den berechtigten Erwartungen weiter Teile der Bevölkerung und der betroffenen Waldeigentümer, sondern werde auch der Situation des Trägervereins gerecht, der auf verlässliche Planungsgrundlagen für die nächste Zukunft angewiesen sei.

    Unabhängig davon wird das Oberlandesgericht Hamm am kommenden Donnerstag, 27. Mai, über das Wisentprojekt beraten. Dabei wird die Klage zweier Waldbesitzer aus Schmallenberg verhandelt, die die frei umherstreifenden Wisente nicht auf ihrem Grundbesitz haben wollen, weil die Wildrinder durch das Schälen von Baumrinde Schäden in den privaten Forsten anrichten. Mit diesem Prozess kehrt das seit fast auf den Tag genau vier Jahren schwelende Verfahren nach einer Zwischenstation vor dem Bundesverfassungsgericht wieder nach Hamm zurück.

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