Bad Laasphe. Aldi hat die Verhandlungen als gescheitert erklärt. Der Betriebsrat beschuldigt das Unternehmen, die Mitarbeiter großem Druck auszusetzen.

Es war ein Schock für die Mitarbeiter des Aldi-Zentrallagers in Bad Laasphe, als es am 11. Februar dieses Jahres hieß, dass das Zentrallager zum Ende des Jahres hin schließen soll – 160 Mitarbeiter sind direkt davon betroffen und auch durch Politik und Gesellschaft zog sich eine Welle der Empörung. Nach intensiven Gesprächen hat Aldi die Verhandlungen mit dem Betriebsrat jetzt aber für gescheitert erklärt.

Schuld am Scheitern sei der Betriebsrat – der teilt seinerseits gegen den Discounter aus, der die Beschäftigen teilweise massiv unter Druck setze. Die Schließung sei demnach möglicherweise nur der Tatsache geschuldet, dass der Betriebsrat nicht schlechteren Arbeitsbedingungen für die Angestellten zustimmen wollte.

Das sagt Aldi

Vier offizielle Verhandlungsrunden habe es gegeben, so die Aldi Regionalgesellschaft – dabei sei sie den „Forderungen des Betriebsrats für einen Interessensausgleich und einen Sozialplan für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr weitgehend nachgekommen“, heißt es in der Pressemitteilung.

„Wesentlicher Gegenstand der Verhandlungen waren neben der Abfindung für betriebsbedingt ausscheidende Arbeitnehmer aus den Bereichen Verwaltung, Fuhrpark und Logistikzentrum die Einrichtung einer Transfergesellschaft. Aldi ist dieser Forderung des Betriebsrats nachgekommen“, so die

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Regionalgesellschaft weiter. Vor allem die Transfergesellschaft habe dem Wunsch des Betriebsrates entsprochen. Zudem habe Aldi auch den Eckpunkten zum Interessensausgleich und zum Sozialplan weitgehend entgegen kommen wollen.

„Der Faktor für die Berechnung der Sozialplanabfindung wurde entsprechend der letzten Forderung des Betriebsrats erhöht und es wurde zuletzt darüber hinaus ein Zusatzbetrag zur Abfindung angeboten. Schließlich wurde noch die Obergrenze für die Abfindungen angehoben. Obwohl bereits vor sechs Wochen zwischen den Verhandlungspartnern Einigkeit über den Interessenausgleich und Sozialplan bestanden hatte, nahm der Betriebsrat auch das erneut nachgebesserte Angebot nicht an“, macht die Pressemitteilung deutlich.

Aus Sicht der Geschäftsleitung der Aldi Bad Laasphe sei damit keine gütliche Einigung mit dem Betriebsrat

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mehr möglich. „Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als die Einigungsstelle anzurufen“, sagt Nicole Tennstädt, Geschäftsführerin der Aldi Bad Laasphe.

Dies sei sehr bedauerlich, sagt Tennstädt, „weil wir einerseits den Forderungen des Betriebsrats nachgekommen sind, andererseits jetzt die Unsicherheit bei den Mitarbeitern noch weiter vergrößert wird.“ Das habe der Betriebsrat zu verantworten, so Aldi.

Das sagt der Betriebsrat

Der Betriebsrat war am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Allerdings hielt der Betriebsratsvorsitzende Uli Kring noch am 1. Mai auf einer Kundgebung des DGB Südwestfalen eine Rede – und die war geladen. „Seit 2018 gibt es eine komplett neue Geschäftsführung – wir vom Betriebsrat hatten

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auch schon mit der vorherigen immer Kämpfe ausgetragen, aber mittlerweile spricht die Geschäftsleitung überhaupt nicht mehr mit uns – wir werden ignoriert“, so Uli Kring in der Ansprache über das Zentrallager in Bad Laasphe – die Rede wurde als Video auf Facebook gestellt.

Doch nicht nur das: Kring vermutet hinter der Schließung des Zentrallagers einen anderen Grund als den, der von Aldi angegeben wurde – wirtschaftliche Gründe und nachlassende Umsätze seien es demnach gewesen. „Schwachsinn“, so Kring. „2014 wurde ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt“, so Kring. Mit diesem neuen Modell gingen auch neue Verträge, eine schlechtere dynamische Tarifbindung und

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Arbeitszeiterfassung einher – die wenigen Betriebsräte, die bis zuletzt den Bedingungen nicht zustimmten: Bad Laasphe und auch Horst, wo, wie berichtet, ebenfalls das Zentrallager geschlossen wird.

„Vielleicht ist das auch der Grund für die Schließung – um die renitenten Betriebsräte loszuwerden.“ Aldi sei es nicht gelungen, die Bad Laaspher Mitarbeiterschaft gegen ihren Betriebsrat aufzuwiegeln und auf diesem Weg das neue Modell einzuführen – Verunglimpfungen und Einschüchterungsversuche habe es gegeben, sodass die Mitglieder der Betriebsräte sich teilweise nicht mehr sicher fühlten, erklärte Kring in der Rede.

„Aldis Gier ist unser Leid“, so Kring. Bezeichnend sei demnach auch der Umstand, dass andere Discounter

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wie Penny und Lidl in Deutschland ihren Mitarbeitern bereits mehrfach Corona-Prämien gezahlt haben, Aldi sich jedoch diesbezüglich auf das 13. Monatsgehalt berufe und damit „bereits genug Wertschätzung gezeigt“ werde. „Es ist aber so, dass Aldi tarifgebunden ist und sie das Weihnachtsgeld zahlen müssen“, betonte Kring.