Bad Laasphe. Ex-Mitarbeiter erhebt Vorwürfe gegen Discounter-Gesellschaft. Politik und Gewerkschaft geht in die Offensive.
Die bevorstehende Schließung des Aldi-Zentrallagers ist ein massiver Schlag für die Stadt Bad Laasphe und die 160 Beschäftigten. Wir haben Stimmen gesammelt, die den Konflikt und die Folgen skizzieren.
Mitarbeitersicht
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Eine Innenansicht liefert Gerd Dreisbach, ein Bad Berleburger, der fast 34 Jahre im Unternehmen beschäftigt war. Dreisbach war auch im Betriebsrat und berichtet von vielen Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitnehmervertretern und der Geschäftsführung, bei denen immer wieder auch die Schließung des Standortes, oder die Ausgliederung des Fuhrparks als Drohkulisse aufgebaut worden sei. „Dass die Ernst machen, hätte ich aber nicht gedacht“, schüttelt Dreisbach mit dem Kopf. Die vom Konzern als Begründung genutzte „Optimierung der Logistik“ macht für ihn keinen Sinn. „Das Zentrallager ist im April 1983 eröffnet worden, weil man die Logistik verbessern wollte. Und jetzt nimmt man viel weitere Wegstrecken in Kauf, um die Märkte zu versorgen.“
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Der ehemalige Betriebsrat sieht eher die Auseinandersetzungen mit der Belegschaft und dem Betriebsrat als einen möglichen Grund. Ende der 80er Jahre ging es um Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Bereits damals wurde mit der Ausgliederung des Fuhrparks gedroht. Bei Auseinandersetzungen setzte sich dies mit den Androhungen fort. Und 2019 war es das neue Arbeitszeitmodell (diese Zeitung berichtete) dass die Betriebsräte in Bad Laasphe und Horst abgelehnt hatten. Damals war der Betriebsrat vor dem Arbeitsgericht in Siegen unterlegen, hatte sich mit den Arbeitnehmervertretern in Horst aber den Ruf eines „gallischen Dorfes“ für seinen fünfjährigen Widerstand gegen eine Betriebsvereinbarung erworben. „Die Betriebsvereinbarungen, bei denen der Betriebsrat auch in seinen Mitbestimmungen beschnitten wird, sind bis heute in Bad Laasphe und Horst nicht unterschrieben, aber in den rund 30 anderen Gesellschaften. Ist dies vielleicht auch ein Grund für die zwei Schließungen?“, vermutet Dreisbach.
Das sagt die Stadtverwaltung
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Die Vertreter von Aldi Nord haben am Freitag, 12. Februar, in einem persönlichen Gespräch Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden, Dezernent Rainer Schmalz und Kämmerer Manfred Zode über Hintergründe der beschlossenen Standortaufgabe für das Zentrallager Bad Laasphe informiert. Das Unternehmen begründete die Entscheidung mit „betriebswirtschaftlichen und logistischen Gründen“. Unmittelbar nach der betriebsinternen Information Tags zuvor hatte Dirk Terlinden am Donnerstag zunächst eine telefonische Vorabmitteilung der Geschäftsführung zu der erfolgten Konzernentscheidung erhalten. „Sowohl die Vorgehensweise des Unternehmens als auch die Begründung der Entscheidung lassen sicher Fragen offen. Im Ergebnis stellt die Konzernentscheidung eine hohe Belastung für den lokalen und regionalen Arbeitsmarkt dar. In allen anstehenden Gesprächen muss jetzt der Blick nach vorne gerichtet sein. Eine Antwort zu finden auf die Frage, wie es am Standort ab 2022 weitergeht – das ist für alle die Aufgabenstellung“, so der Verwaltungschef. Über mögliche Perspektiven zur Nachnutzung des modernen Lagerstandortes sind bisher noch keine Entscheidungen bekannt.
Stimmen aus der Politik
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Bad Laasphes stellvertretender Bürgermeister und CDU-Fraktionsvorsitzender Günter Wagner berichtet, dass Vertreter aller Bad Laaspher Parteien und des Handels noch im August 2020 zu Gesprächen im Aldi-Zentrallager gewesen seien. Damals ging es um die Erneuerung der Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 62 und die Auswirkungen für den Handel bzw. die Erreichbarkeit des wichtigen Zentrallagers. „Im August 2020 war von einer bevorstehenden Schließung überhaupt keine Rede. Es ging eher um Schadensbegrenzung während des Straßenbaus.“
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Der FDP-Fraktionsvorsitzende Klaus Preis hat eine ganz besondere Beziehung zum Zentrallager: „Das war meine erste Großbaustelle als Bauleiter“, berichtet der Bauingenieur. Eine Arbeitsgemeinschaft aus den Unternehmen Berge Bau, Herzog Bau-Wied und Müsse hatte mit bis zu 80 Mitarbeitern den Bau hochgezogen. „Mein erster Gedanke war, dass die schlechte Verkehrsanbindung die Ursache für die Schließung ist“, vermutet Preis und verweist auch auf die nach wie vor nicht existierende Route 57.
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Luiza Licina-Bode ist Gewerkschafterin und SPD-Politikerin aus Bad Laasphe: „Die einsame Entscheidung, so viele Arbeitsplätze, ohne Rücksprachen vor Ort zu vernichten, das ist kein Konzernangemessenes vorgehen. Hier sollte Aldi schnellstmöglich den Dialog mit Politik, Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi suchen, um für diese Maßnahme und die Mitarbeiter eine sozialverträgliche Lösung zu finden. Wir sind da, Aldi muss sich bewegen.“
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Karl Ludwig Völkel, SPD-Kreistagsmitglied aus Erndtebrück wettert: „Die Schließung des Aldi-Lagers in Bad Laasphe ist ein Schlag in das Gesicht eines jeden betroffenen Mitarbeiters“, so Karl Ludwig Völkel. Den betroffenen 160 Mitarbeitern muss nun unsere ganze Solidarität gehören, wir alle müssen Aldi deutlich machen, so geht man nicht mit verdienten Arbeitnehmern, so geht man nicht mit Menschen um. Hier werden ganz klar ausschließlich wirtschaftliche Interessen umgesetzt.
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Unterstützung kommt auch aus der Bundes und Landespolitik der CDU. In einem gemeinsamen Schreiben haben sich der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein und die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach an die Konzernzentrale in Essen gewendet. Sie appellieren an die soziale Verantwortung von Aldi und sorgen sich sowohl um die Versorgung der Bevölkerung wie um die Arbeitsplätze. „Die Schließung eines Zentrallagers im ländlichen Raum ist ein völlig falsches Zeichen. [..] Es ist unabdinglich, dass den Beschäftigten am Standort Bad Laasphe zeitnah eine gesicherte Zukunftsperspektive aufgezeigt wird“, heißt es dort.