Wittgenstein. „Wir erleben das hautnah“, sagt Malte Scheuer vom Wittgensteiner Holzkontor. Und Justus Gelbach erklärt „Für uns ist das nur schwer kalkulierbar“.
Das positive vorweg: Die Kreditzinsen sind niedrig, das Bauen boomt und Holz ist ein extrem gefragter nachhaltiger Werkstoff. Die Kehrseite der Medaille ist ein extremer Preisanstieg beim Konstruktionsvollholz, Wartezeiten auf Holzbaustoffe und alles was mit der Verarbeitung zusammenhängt.
„Wir erleben das hautnah“, sagt Malte Scheuer vom Wittgensteiner Holzkontor in Bad Laasphe. „Das hat mit der Fichte angefangen und zieht sich jetzt durchs ganze Sortiment. Zum Teil erleben wir zwei Preiserhöhungen an einem Tag“, sagt der Holzhändler. Bei einigen wenigen Artikel, die er nur ein mal im Jahr bestellt, könne die Preisspanne auch schon mal um über 40 Prozent steigen.
Tagespreise für Bauholz
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Der Schwarzenauer Zimmermeister Justus Gelbach kennt die Auswirkungen ebenfalls. Inzwischen wird Bauholz zu Tagespreisen gehandelt. 100 Prozent-Steigerungen beim Preis sind möglich. Das ganze ähnelt Warengeschäften an der Börse „Für uns ist das nur schwer kalkulierbar“, berichtet Gelbach. Und der Bad Laaspher Holzhändler Scheuer rechnet vor, dass sich beim Konstruktionsvollholz der Preis im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat. „Wir haben einen tollen Job, aber diese Preiserhöhungen machen keinen Spaß mehr“.
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Immerhin, langjährige Geschäftsbeziehung zwischen Lieferanten und dem Zimmermann zahlen sich aus, weil er Holz bekommt, während andere warten müssen. Hier ist es also im Grunde nur die extreme Preissteigerung. Problematischer werde es bei Holzwerkstoffen wie Faserdämmplatten, Span- oder OSB-Platten. „Die Hersteller haben zum Teil die Annahme von Bestellungen gestoppt. Ich hatte im Januar Holzfaser-Dämmstoffe bestellt und bekomme sie jetzt im Juni“, berichtet Justus Gelbach. Das kennt auch Malte Scheuer vom Holzkontor: „Man bestellt ist Blaue hinein, um sich ein Kontingent zu sichern“, bestätigt der Geschäftsführer. 20 Wochen hat der Bad Laaspher jetzt auf Verlegeplatten gewartet.
Auftragslage weiter gut
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Und trotz dieser Entwicklung ist die Auftragslage gut: „Wir haben jede Menge Aufträge für Herbst. Viele unterschiedliche Objekte, also genau das, was den Reiz des Berufes für einen Zimmermann ausmacht“, freut sich Gelbach., der das Familienunternehmen in Schwarzenau in der fünften Generation betriebt.
Und wenn Bauteile nicht lieferbar sind, macht sich Gelbach Gedanken um Alternativen. Auch die müssen passen beispielsweise statisch berechnet werden. Allerdings macht es die aktuelle Situation für den Handwerker schwer, Preise und Angebote zu kalkulieren. Neben dem Holz und Holzwerkstoffen kommen auch Preissteigerungen bei Schrauben, Winkeln und anderen Bauteilen dazu, die dank der hohen Nachfrage knapper werden.
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Was rät Scheuer den Bauwilligen: „Meine Empfehlung ist bis zum Herbst zu warten.“ Irgendwann muss die Blase platzen und sich alles wieder normalisieren, hofft Scheuer. Im Moment aber kauften Bauwillige Holz für den Dachstuhl und hätten am Ende kein Budget mehr für die Türen. Denn auch bei Bauteilen wie den Fenstern gebe es immer wieder Preisaufschläge zuletzt erneut 5 Prozent.
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Hintergrund der Entwicklung ist unter anderem ein Bauboom in den USA und auch in China. Selbst Käferholz, dass statisch einwandfrei ist, geht nach Übersee. Das hat weitreichende Folgen nicht nur auf dem Holzmarkt weiß malte Scheuer. Die Container, in denen gerade das Stammholz beispielsweise aus den Wittgensteiner Wäldern nach China verschifft wird, fehlen beim Transport anderer Waren. Das erklärt beispielsweise auch, warum man auf Produkte wie E-Bikes lange warten müsse. Und dafür müsse nicht einmal ein querstehendes Containerschiff den Suezkanal versperren.