Schwarzenau.
Die vergangenen Jahrzehnte sind auch am Zimmereihandwerk nicht spurlos vorbeigegangen. Dazu haben zwar auch technische Innovationen wie in fast jeder Branche beigetragen, allerdings spielt hier der demografische Wandel eine besondere tragende Rolle. Von drei bis vier Dachstühlen in einer einzigen Woche kann das Team um Justus Gelbach aktuell nur träumen. Er hat sich auf das Bauen im Bestand konzentriert und deshalb ist das Aufgabenfeld deutlich breiter gefächert, als zur Zeit nach dem Krieg und Wohnungsnot.
Chef ist Dachdeckermeister
Der 33-Jährige ist nicht nur Zimmermeister, sondern auch Dachdeckermeister, und das spiegelt sich in der Angebotspalette wider. Er und seine Mitarbeiter führen komplette Dachsanierungen durch, und gleiches gilt für Fassadendämmungen mit Schiefer und Holzverkleidungen. Beim Bauen im Bestand kann die Nutzfläche erhöht werden, und das ohne das Haus mit einem Anbau zu versehen.
„Der Dachstuhl wird ganz einfach demontiert, eine Etage wird draufgesetzt. Ein neuer Dachstuhl, aber auch ein bestehender, kann Gauben erhalten. So wird mehr Wohnraum geschaffen“, erklärt Justus Gelbach, dessen Mitarbeiter aktuell damit beschäftigt sind, eine Ausstellung mit den unterschiedlichsten Produkten für den Innenausbau zu kreieren, schließlich gehört zu der Zimmerei auch ein Holzfachhandel. Dieser bedient die Kunden mit Produkten von A wie Außenfassaden bis Z wie Zimmertüren.
Noch etwas wird bei den Kunden des Schwarzenauer Familienunternehmens immer beliebter: Häuser in Holzbaurahmenweise. Die haben laut Justus Gelbach gleich mehrere Vorteile. So erfolgt die Errichtung ab Bodenplatte oder Oberkante Keller dank vorgefertigten Wandelementen zügig und schnell. Die Niedrigenergiehäuser sind mit ökologischen Baustoffen fachgerecht gedämmt und verfügen deshalb über einen optimalen sommerlichen Hitzeschutz sowie Behaglichkeit im Winter. Diese Ökohäuser bieten den angehenden Bauherren noch einen Vorteil: Er kann selbst reichlich Hand anlegen, denn das Bauen mit den Holzrahmen gibt es auch als Ausbauhaus.
Maschineneinsatz
Zurück zu den Dachstühlen und auch dort hat natürlich auch der Fortschritt Einzug gehalten. Die Dachstühle werden nicht mehr in der Halle von Hand vormontiert – das erledigt jetzt eine CNC-gestützte Abbundmaschine. Justus Gelbach zeichnet den Dachstuhl am PC mit allen erforderlichen Maßen, Schnitten, Bohrungen, Zapfenverbindungen und Profilierungen der Pfettenköpfe. Per E-Mail werden diese Daten an ein Abbundzentrum versandt. Vom Programmieren des Computers bis hin zur Fertigstellung der Bauhölzer dauert es nur noch eine Woche. Diese erhebliche Zeitersparnis ersetzt laut Justus Gelbach „vier Mitarbeiter“. Justus Gelbach findet das schade, aber so ist das nun mal mit dem technischen Fortschritt. Das konventionelle Zimmern lernen die angehenden Zimmerer in der überbetrieblichen Ausbildung. Zu verzichten ist darauf jedoch nicht, da es bei Umbaumaßnahmen oft unerlässlich ist.