Wittgenstein. Schulen, Kommunen und Busunternehmen haben klare Meinungen zum Vorschlag der NRW-Bildungsministerin Gebauer.

Schulbeginn schon ab 7 Uhr – das ist jetzt in NRW möglich, um die Belastung der Schulbusse morgens zu entzerren und so die Möglichkeit der Infizierung mit Covid-19 in einem überfüllten Schulbus zu minimieren. Vielleicht eine ganz nette Idee, denkt man sich währenddessen in Wittgenstein – umsetzbar ist dies jedoch in der ländlichen Region mit ohnehin schon schwachem ÖPNV nur schwer, wenn es überhaupt möglich ist.

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Am 30. November hatte die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekannt gegeben, dass das Zeitfenster für die Schulöffnung vergrößert wurde, um den Andrang bei der Anfahrt zu verringern und das Infektionsrisiko zu senken. Genauso wie ein früherer Start ist nun auch ein späterer Beginn bis 9 Uhr möglich. Doch wie praktikabel wäre das in Wittgenstein?

Keine Option

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„Für uns ist die Staffelung der Zeiten des Schulbeginns keine Option“, macht Christina Feige-Meyer, Schulleiterin der Bad Berleburger Hauptschule, deutlich. Der Grund dafür: Die bestehenden Busnetze. „Die Fahrpläne stehen fest und wenn es keine extra Busse gibt, sehe ich keine Möglichkeit wie wir das umsetzen können“, so Feige-Meyer. Eine Verschiebung der Schulzeiten würde zudem für die Schüler, insbesondere diejenigen, die weiter weg oder abgelegen wohnen, zum Problem werden.

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„Die Klassen sind zusammengesetzt aus Schülern, die aus allen Richtungen kommen“, weiß Feige-Meyer, die das Konzept des gestaffelten Schulbeginns in Wittgenstein für nicht umsetzbar hält: „Das ist eine nette Idee, die sich jemand ausgedacht hat, die aber hier vor Ort schlecht umsetzbar ist. Da fehlt bei uns einfach die Infrastruktur.“

Feste Taktung

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Genauso sieht es auch an der Realschule Erndtebrück aus. Dort beginnt die erste Stunde um 7.15 Uhr, theoretisch könne man die Startzeit auch staffeln, meint Schulleiterin Darjana Sorg, doch das würde für die Schüler am Ende des Schultages zum Problem werden.

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„Bei uns ist das deshalb nicht möglich. Die Busoptimierung hat erst stattgefunden, die Züge sind fest getaktet. Ich denke, das ist bei den anderen Schulen im Altkreis auch nicht anders“, sagt Sorg auf Anfrage dieser Zeitung. „Die Schüler aus den kleineren Ortschaften würden in dem Fall einer Staffelung am Ende des Schultages gar nicht mehr nach Hause kommen“, gibt sie zu Bedenken.

Kaum Fahrer

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Die Schulen sind in dieser Entscheidung also abhängig von den Busunternehmen. Das Busunternehmen Wied jedoch hat mit Fahrermangel zu kämpfen, eine Aufstockung an Fahrzeugen, sodass nur noch wenig Schüler in einem einzelnen Bus sitzen, sei nicht möglich, heißt es aus dem Unternehmen.

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In Bad Berleburg gibt es derzeit vonseiten des Schulträgers und der städtischen Schulen keine Überlegungen, gestaffelten Unterricht einzuführen, lässt das Rathaus mitteilen: „Von der Möglichkeit, den Unterrichtsbeginn von 7 bis 9 Uhr zu staffeln, soll kein Gebrauch gemacht werden. Allerdings bestehen in Bad Berleburg bereits gestaffelte Zeiten für den Unterrichtsbeginn an den Schulen.“ Diese Staffelungen sollen die Erreichbarkeit über den ÖPNV sicherstellen. Auch in Bad Laasphe ist noch keine der Schulleitungen mit einem entsprechenden Plan an die Verwaltung herangetreten, heißt es aus dem Rathaus der Lahnstadt. „Soll dagegen ein gestaffelter Unterrichtsbeginn aller Schulen eines Schulträgers erreicht werden, so wäre die Kommune gefragt.“ Die Stadtverwaltung plane dies jedoch derzeit nicht.