Wittgenstein. Maskenpflicht während des Unterrichts, entzerrte Pausen und volle Busse: Das neue Schuljahr startete trotz allem ruhig. Wir haben uns umgehört.

7.24 Uhr. auf dem Stöppel in Bad Berleburg ist bereits einiges los. Die ersten Schulbusse halten auf dem Busbahnhof des Schulzentrums. Denn heute startet auch in Wittgenstein wieder die Schulen. Das bedeutet für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Lehrkräfte: Maskenpflicht – auch während des Unterrichte, Abstand halten und diverse andere Corona-Maßnahmen einhalten. Wir haben uns einmal in mehreren Schulen umgeschaut, wie der erste Morgen im neuen Schuljahr verlief. Gab es vermehrt Eltern, die ihre Kinder zur Schule brachten? Wurde die Maskenpflicht auch auf dem Schulhof gewahrt?

Strenger Blick - Aufsicht am Busbahnhof

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„Du musst die Maske bereits hier unten tragen“, ermahnt Dinah Holzapfel-Richter einen Schüler. Die Realschullehrerin hat heute früh Aufsicht. Der Großteil der Schüler aber steigt bereits mit dem Mund-Nasenschutz aus dem Auto oder aber trägt ihn eh bereits, da er mit dem Bus zur Schule gekommen ist. „Die meisten halten sich daran - wir müssen nur sehr sehr wenige daran erinnern, das die Maskenpflicht bereits hier unten auf dem Gelände gilt.“ Viele der Schülerinnen und Schüler haben an diesem Morgen den Bus genommen – unter Einhaltung der Maskenpflicht. „Die Busse sind recht gut ausgelastet“, verrät auch Schulleiter Manfred Müller. Mehr Busse aber werde es deswegen nicht geben. Maske während der Busfahrt? Für die 13-jährige Ruwa und ihre Freundin Suada, die mit dem Bus gefahren sind, ist das völlig okay. „Was etwas nervig ist, ist, dass meine Brille ständig beschlägt“, sagt die 13-Jährige.

Neue Pausenregelung

Schlossschulen testen ihre Mitarbeiter

Die neue Erlasslage aus Düsseldorf trifft alle Schulen in NRW gleichermaßen. Wir haben uns auf dem Schlossberg in Bad Laasphe umgehört. Dort betreibt das Institut Schloss Wittgenstein ein Internat sowie ein privates Gymnasium und eine Realschule. „Leider ist die Verfügung zur Wiederaufnahme eines angepassten Schulbetriebs in Corona-Zeiten zu Beginn des Schuljahres 2020/2021 erst am Montag veröffentlich worden“, sagt Gordon Kämmerling vom privaten Schulträger.

Und stellvertretend für beide Lehrerkollegien berichtet die Schulleiterin der Realschule, Melanie Dietrich: „Wir mussten unsere fertigen Stundenpläne wieder umwerfen.“ Hintergrund dabei ist neben der Erlasslage vom Montag auch noch die am Mittwoch eingetroffene Benennung der Risikogruppen aus der Lehrerschaft, für die umgeplant werden muss. Bei der Realschule falle zwar nur eine Lehrkraft aus, deren Fächer können aber nicht unterrichtet werden, so Dietrich.

ÖPNV ist ein Problem

Für Kopfschütteln sorgen auch Düsseldorfer Vorschläge nach einem gestaffelten Unterrichtsbeginn. „Das ist doch auf dem Land gar nicht durchführbar“, macht Dietrich mit Blick auf den ausgedünnten ÖPNV deutlich. Am Busbahnhof am Schloss führen die Lehrer ohnehin Aufsicht und sind angewiesen, auf Maskenpflicht und die Einhaltung von Sicherheitsabständen zu achten.

Um im Unterricht die Sicherheit zu gewährleisten greifen die Schlossschulen auf ein bewährtes Hygienekonzept zurück. Die Maskenpflicht gilt und es gibt feste Sitzordnungen in den Klassen. So dass auch immer dokumentiert ist, wer wann und wo gesessen hat.

Freiwillige medizinische Kontrollen

Außerdem hat sich die Schule wegen der Corona-Bedingungen vom Lehrer-Raum-Konzept“ verabschiedet und setzt wieder auf herkömmliche Klassenräume. Dadurch seien die Schülerbegegnungen auf den Fluren beim Klassenwechsel reduziert.

Neben diesen schulischen Maßnahmen hat das Institut Schloss Wittgenstein auch einen weiteren Sicherheitsaspekt: „Wir haben mit der Arztpraxis Haas aus Erndtebrück einen Partner für Coronatests gefunden. Wir werden alle Beschäftigten vor dem Schulstart und danach alle 14 Tage auf eine Infektion mit dem Coronavirsus testen“, berichtet Gordon Kämmerling, der darauf verweist, dass die Tests kostenfrei und freiwillig seien.

Und noch etwas fällt auf: Der Bereich rund um die Bushaltestelle und Parkplatz ist an diesem Morgen recht leer. Denn: Von dem Bus aus geht es direkt zum Klassenzimmer. „Dort hat jeder Schüler einen festen Sitzplatz, damit sie nicht mit mehreren Klassenkameraden zusammensitzen“, so Holzapfel-Richter. Zudem hat man in der Realschule versucht, mehrere Doppelstunden zu legen, damit die Schüler wenig wechselnde Lehrer haben und die Pausen von der Haupt- und der Realschule wurden versetzt. Doch wie sieht es mit der Maskenpflicht während der Schulzeit aus? „Wir haben eine zentrale Frühstückspause eingerichtet, wo die Schüler dann die Masken abnehmen können zum Essen und Trinken. Auch gibt es immer wieder eine Trinkpause, damit die Schüler – gerade bei den Temperaturen – auch genug trinken.“ Schulleiter Müller ist dennoch froh, seine Schüler wieder zu sehen: „Ich finde auch den Ansatz, zu Beginn des Regelbetriebs eine Sicherheitsstufe höher zu gehen, um eine Infektion zu vermeiden.“

Auch Clemens Binder, Schulleiter des Johannes-Althusius-Gymmasiums (JAG) in Bad Berleburg, freut sich seine Schüler endlich wiederzusehen. Und auch die Schüler selbst waren größtenteils glücklich, wieder gemeinsam mit ihren Freunden und Schulkameraden in den Unterricht zu gehen. „Es war natürlich ungewohnt und durch die Masken waren einige auch verunsichert. Aber wie sagte meine Frau neulich: Im Moment hat alles ein Hinkebein – bei uns ist es die Maske.“ Dennoch aber ist er sich sicher: „Die Maske ist besser als keinen Präsenzunterricht zu haben. Der soziale Kontakt mit den anderen ist wichtig für die Entwicklung der Schüler.“

Eine besondere Pausenregelung gibt es am JAG nicht. „Wer essen oder trinken möchte, sucht sich ein ruhiges Plätzchen.“ Sonst gilt: Alles Schüler nach draußen – es sei denn, es regnet.

Diszipliniert in den Schulbus

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7.30 Uhr in Bad Laasphe: Auch am Zentralen Omnibusbahnhof läuft der Wechsel von Zug zu Schulbus geordnet ab. Die Kinder und Jugendlichen stehen in Gruppen zusammen. Der Abstand ist nicht immer gewahrt und auch nicht jeder trägt die Maske im Gesicht. Das ändert sich aber schlagartig, wenn der Schulbus hält, der die Schüler beispielsweise hoch zum Schlossberg zur privaten Realschule oder dem privaten Gymnasium bringt. Beim Einstieg und im Bus ist die Maske dort, wo sie hingehört.

Carsten Diehl, Busunternehmer aus Bad Laasphe kann nur Positues berichten.
Carsten Diehl, Busunternehmer aus Bad Laasphe kann nur Positues berichten. © WP | Lars-Peter Dickel

„Ich kann nur Positives berichten. Wir haben überhaupt keine Probleme mit der Maskenpflicht in unseren Bussen“, bestätigt der Bad Laaspher Busunternehmer Carsten Diehl, dessen grüne Schulbusse nicht nur in Bad Laasphe, sondern auch in Bad Berleburg unterwegs sind. „Die Schüler sind echt diszipliniert“, sagt Diehl. Der Unternehmer hat auch einen Anruf des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd erhalten, ob er noch zusätzliche Busse stellen könne. Das bejaht Diehl. Er macht aber auch deutlich, dass er das Platzproblem in den Bussen ausschließlich morgens bei Schulbeginn sieht. „Wir fahren ja im Umlaufverkehr. Morgens, wenn alle gleichzeitig zur Schule kommen, könnte es schwierig werden. Aber nachmittags sehe ich gar kein Problem. Da haben die Jahrgänge zu unterschiedlichen Zeiten Schulschluss“, sagt Diehl.

Städtisches Gymnasium hat sich vorbereitet

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Im Städtischen Gymnasium Bad Laasphe zahlt sich aktuell die Planung aus, die sich Schulleitung und Kollegium in den vergangenen drei Wochen erarbeitet haben. In der Schule wurden Markierungen angebracht, Tische auseinandergestellt. „Wir müssen einfach kommunizieren, die Schüler sollen verstehen, worum es geht“, sagt der stellvertretende Schulleiter Steffen Roth. Er vergleicht die Maskenpflicht mit der Gurtpflicht im Auto. Und natürlich schaue man darauf, das die Regeln eingehalten werden. Zum Schulstart am Mittwoch verläuft alles nach Plan. Auch wenn es an diesem Morgen viel regnet hat Steffen Roth auch einen Plan für die heißen Tage.

Kreative Unterrichtsgestaltung

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Neben der Neuregelung von „Hitzefrei“ setzt das Städtische Gymnasium auch auf andere kreative Lösungen: „Wir haben ja die 60-Minuten-Regelung. Sollten wir merken, dass es den Schülern unter der Maske zu heiß wird, dann können wir auch unterbrechen. Wir schauen dann, wo auf dem Schulhof wenig los ist und gehen mal raus um eine Viertelstunde gemeinsam tief durchzuatmen“, so Roth. Eine andere Idee ist es, Unterricht, wo es möglich ist, ins Freie zu verlegen. Die Biologiestunde im Wald oder der Waldlauf im Sport sind Teil dieses Konzeptes.

Und alle Erfahrungen will das Kollegium immer wieder auf den Prüfstand stellen. „Wir treffen uns regelmäßig mit der Lehrerschaft und tauschen uns darüber aus, was geklappt hat und was nicht“, sagt Roth. Er sieht das Ganze auch als einen Test, wie Schule unter Coronabedingungen funktionieren kann.