Erndtebrück. Simone Conrad hat sich jetzt als Nachfolgerin von Stefan Berk im Amt des Superintendenten vorgestellt. Wie sie die Kirche der Zukunft sieht.
„Wir achten aufeinander“ – immer wieder sagt Simone Conrad diesen Satz, als sie sich am Dienstag in der evangelischen Kirche Erndtebrück beim Synodalabend als Nachfolgerin von Superintendent Stefan Berk vorstellte.
„Wir achten aufeinander“ – in Corona-Zeiten hat dieser Satz neu und verstärkt an Bedeutung gewonnen, für die Superintendentin in spe soll er auch danach weiter gelten: „Es ist mir ein Anliegen, dass wir dies unbedingt behalten und verstärken: Aufeinander achten, voneinander lernen und dabei beweglich sein.“ Die Kirche könne nicht die Kirche der Zukunft sein, wenn in den „erstarrten Gefügen“ verharrt werde, so Conrad. Gleichzeitig dürfe die Kirche nicht ihr Profil und ihren Auftrag verlieren.
Kirche der Zukunft
Wie kann Kirche in Zukunft funktionieren? „Voraussetzung dafür sind klare und aufgeräumte Strukturen, die ein effizientes Arbeiten möglich machen um Freiräume für Spiritualität und Entfaltung schaffen“, machte Conrad deutlich. Die Kirche sei eine Hybrid-Organisation: „Wir sind nicht nur wanderndes
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Gottesvolk, sondern auch verfasste Kirche und Institution öffentlichen Rechts. Und wir brauchen Effizienz in unseren Verwaltungs- und Arbeitsstrukturen, um Raum zu schaffen für Gottes guten Geist und die Belebung der ,inneren Kirche’“, erklärte Conrad ihre Vision. „Als Superintendentin möchte ich die Menschen in unserem Kirchenkreise bei den begonnenen Strukturprozessen begleiten, Unsicherheiten und Fragen wahr- und ernstnehmen und gemeinsam einen guten Weg in die Zukunft für unseren Kirchenkreis finden.“
Die Fusion
Und was kann die Kirche gegen schwindende Mitgliederzahlen – sowohl bei den Aktiven als auch bei den Gottesdienstbesuchern – tun? „Heutzutage ist es wichtig, in größeren Zusammenhängen zu denken und
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nicht nur auf sich selbst, sondern nach links und rechts zu schauen. Ein mögliches Zusammengehen mit dem Kirchenkreis Siegen kann uns in Wittgenstein hier sicherlich neue Perspektiven erschließen“, so Conrad.
In den kommenden Jahren werde sich die Arbeit auf immer weniger Schultern verteilen und somit auf den einzelnen schwerer wiegen – wenn die Last nicht neu verteilt wird, wie zum Beispiel durch eine solche
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Fusion. Angst haben müssen keiner vor einer solchen Zusammenlegung, machte Conrad auf die Frage von Pfarrerin Kerstin Grünert klar: „Es wird sich für euch eigentlich nichts verändern.“ Sie sei immer ein Teamplayer gewesen und wolle dies auch als Superintendentin bleiben.
Corona als Chance
So könne auch die Covid-Pandemie, so schwer sie derzeit auch für alle sei, auch eine Chance bieten: „Ich empfinde Covid 19 wie ein Brennglas, das Sachverhalte verdeutlicht – wie einen Katalysator, der Entwicklungen beschleunigt. In den letzten Monaten, in der die leeren Kirchen und eine erzwungene Distanz schmerzten, war es so hoffnungsstiftend zu sehen, welches kreative Potential Kirche kurzfristig
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aufbringen kann um das Evangelium auch in der Krise zu kommunizieren. Es war ermutigend, wie wir uns im Kirchenkreis neben allen individuellen Wegen auch auf Absprachen und gemeinsame Wege einlassen konnten: ein gemeinsamer Wiederbeginn mit Präsenzgottesdiensten mit einer für alle vorgeschlagenen Liturgie“, so Conrad.
Zu den alten Wegen, wie vor Corona, könne die Kirche wie auch die Gesellschaft in ihren Augen nicht
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zurückkehren: „Kirche wird sich weiter wandeln müssen, um ihrem Zeugnisauftrag in der Welt gerecht zu werden. So gilt es, neu entdeckte, gerade auch digitale Formate weiter zu entwickeln – es gilt aber auch, ganz reale Gemeinschaft wieder zu entdecken.“
Der Werdegang
Simone Conrad ist 57 Jahre alt und mit Thomas Janetzki, Pfarrer in Wingeshausen, verheiratet. Sie wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte in Bochum evangelische Theologie. Nach einer Pfarrstelle in Herne, der Leitung des synodalen Frauenausschuss auf kreiskirchlicher Ebene sowie der Mitgliedschaft im
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Rechnungsprüfungsausschuss sowie im Strukturausschuss des Kirchenkreises kam sie 2003 nach Wittgenstein, wurde Pfarrerin in Schüllar-Wemlighausen und 2006 in Birkelbach. Nebenbei lehrte sie Religion am JAG und in der Erndtebrücker Hauptschule.