Feudingen. Dirk Terlinden als Kandidat eines Bad Laaspher Parteien-Bündnisses setzt bei der Gestaltung in der Altstadt auf konkrete Nachfrage der Menschen.

Dirk Terlinden ist in Feudinger. Auch wenn seine Sprachmelodie inzwischen rheinisch ist, verbringt der gebürtige Wittgensteiner nach wie vor viel Zeit in seiner alten Heimat. Und wenn der Wähler es will, könnte der aktuell in Leverkusen leben und arbeitenden Terlinden mit seiner Familie ganz nach Bad Laasphe zurückkehren. Wir treffen ihn am Hainberg oberhalb des Dorfes, in dem Terlinden bis zu seinem zehnten Lebensjahr aufgewachsen ist.

Sie haben ein Bündnis aus CDU, Grünen und FDP hinter sich. Nur die SPD unterstützt den Amtsinhaber. Klingt nach einem Selbstläufer. Kann da bei der bevorstehenden Wahl noch etwas schiefgehen?

Dirk Terlinden Und ob da noch etwas schief gehen kann! Der mündige Bürger wird am 13. September entscheiden, ob ich die Wahl gewinne. Und wenn ich das tue, dann werde ich mich darüber sehr freuen. Aber wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, dass wir eine hohe Wahlbeteiligung erreichen, und dass ich am Ende als Sieger aus der Wahl hervorgehe.

Wir sitzen gerade hier oben auf einer Bank am Hainberg und schauen auf entwaldete Hänge. Dürre und der Borkenkäfer zerstören den Waldreichtum Wittgensteins. Was kann die Stadt Bad Laasphe tun, um Waldbesitzern und Forstwirtschaft unter die Arme zu greifen?

Steckbrief: Dirk Terlinden

Dirk Terlinden ist 52 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Töchter.

Der Diplom-Verwaltungswirt ist bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Feudingen aufgewachsen, zog dann mit seinen Eltern ins Rheinland.

Nach dem Abitur absolvierte Terlinden eine duale Ausbildung bei der Stadt Leverkusen.

Aktuell ist er Leiter des Büros des Oberbürgermeisters in Leverkusen.

Wir sind als Gemeinde selbst Waldeigentümer mit dem Gemeindewald. Und der Wald hat eine Naturraum- und eine Lebensfunktion – auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Wir profitieren alle von den bisherigen Waldbeständen und ich glaube, wir müssen einen forstwirtschaftlichen Masterplan zunächst einmal für den Gemeindewald entwickeln. Dazu gehört zu klären: Welche Funktion soll der Wald haben? Er hat die Funktionen für den Wasserhaushalt, den naturnahen Erholungsraum – und das wirkt natürlich ganz stark auf den Bereich des Tourismus. Wir müssen uns ganz genau überlegen: Wie können wir diese zehn bis 20 Jahre Durststrecke in der veränderten Kulturlandschaft gemeinsam organisieren, damit alle davon profitieren? Nur auf andere zu zeigen wird zu wenig sein. Wir müssen ein eigenes Modell entwickeln.

Die Stadt Bad Laasphe ist ja ein großer Waldbesitzer. Das heißt, was mit dem kommunalen Wald passiert, könnte eine Blaupause für möglichst große, auch private Waldareale sein?

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Ich glaube nicht, dass wir als Blaupause dienen. Wir müssen alle Lösungsansätze, die im Moment in der Fachwelt diskutiert werden, nebeneinanderlegen. Möglicherweise werden wir auch Wege beschreiten, die nachher nicht zum Erfolg führen. Aber wir werden alle Möglichkeiten nutzen müssen. Wir müssen alle Waldbesitzer an einen Tisch holen. Es geht nicht nur darum, vom Land NRW Geld zu holen, sondern die Idee und Umsetzung muss nachher tragfähig für alle Akteure sein – für die Waldbesitzer, die davon leben, für die Region, die davon lebt, dass uns Menschen besuchen und hier ihren Urlaub verbringen.

Windkraft ist auch eines der beherrschenden Themen in Bad Laasphe gewesen. Einige Anlagen können wir hier vom Hainberg sehen. Wie kann Bad Laasphe eine Vorrangzonenplanung abschließen, die langfristig Bestand hat?

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Zunächst ist festzustellen, dass wir keine Vorrangzone hatten, so dass immer Einzelgenehmigungen erteilt wurden. Wenn wir über die Vorrangzonen reden, können wir in unserer Nachbarkommune erleben, auf welch rechtlich schweren Füßen das Ganze momentan steht. Ich neige dazu, erst einmal diese rechtliche Beurteilung und die Gerichtsverfahren abzuwarten, um dann zu entscheiden, ob wir eine Vorrangzone ausweisen oder nicht.

Das heißt, Sie warten auf eine wasserdichte Rahmenrichtlinie?

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Ja, im Ergebnis war es ja in Bad Laasphe so, dass die Vorrangzonenplanung immer wieder durch rechtliche Anforderungen zurückgeworfen wurde. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass die Vorrangzonenplanung im Nachlauf mit Gerichtsverfahren begleitet wird. Das kostet uns viel Zeit und Nerven, die wir an anderer Stelle sinnvoller einsetzen können.

ÖPNV ist ein großes Thema im Heimatcheck dieser Zeitung gewesen. Wie könnte die Verkehrsanbindung Wittgensteins und Bad Laasphes verbessert werden?

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Wir müssen feststellen, dass wir im Bereich des ÖPNV nicht der allein handelnde Akteur sind. Wir können viele Wünsche äußern, die müssen finanziert werden. Der Kreis hat in 2018 eine Nahverkehrsplanung aufgelegt, natürlich gibt es da viel Luft nach oben. Aber wir diskutieren ja auch regelmäßig über die Höhe der Kreisumlage, das würde uns als Gemeinde und Bürger ja auch treffen. Deswegen muss genau überlegt werden, welche Lösung im ÖPNV die richtige ist. Derzeit wird ja auch die direkte Bahnverbindung zwischen Marburg und Siegen diskutiert. Das halte ich für einen vernünftigen Ansatz. Dann müssen wir überlegen: Wie bekommen wir die Menschen mit dem ÖPNV zu ihren Arbeitsplätzen? Aber im ländlichen Raum lassen es die Strukturen oft nicht zu, Linien wirtschaftlich zu betreiben.

Ist das Thema einer Ortsumgehung für Bad Laasphe für sie vom Tisch?

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Die Frage der Ortsumgehung müssen wir im Zuge der gesamten verkehrlichen Planung für Bad Laasphe sicher noch einmal in den Fokus nehmen. Zum heutigen Zeitpunkt kann man überhaupt nicht entscheiden, ob die Ortsumgehung jemals kommen kann oder niemals kommen wird.

Wir bleiben bei Straßen: KAG – drei Buchstaben mit Reizwert. Welche Richtung verfolgen Sie als Kandidat für den Verwaltungschefsessel, um das Problem der Anliegergebühren zu entschärfen?

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In den letzten Monaten gab es reichlich Diskussionen zum Kommunalen Abgabengesetz. Es stand ja die zentrale Frage im Raum, ob ich für oder gegen eine Abschaffung der Anliegerbeiträge bin. Zu dieser Frage habe ich mich klar positioniert, dass nur dann eine Abschaffung der Anliegerbeiträge sinnvoll ist, wenn die Gegenfinanzierung gesichert ist. Gegenfinanzierung bedeutet: Es darf keine Kostenverschiebung zu Lasten der Kommune geben, die wir uns im kommunalen Bereich auch nicht leisten können. Da muss Planungssicherheit her. Momentan gibt es ja eine Halbierung der Anliegerbeiträge. – auch da muss das Land die Finanzierung dauerhaft sicherstellen. Wir kennen aus anderen Bundesländern Fälle, wo die Kommunen gegen das Land klagen, um diese Kostenbeiträge auch zu erhalten. Diese Situation möchte ich in jeden Fall vermeiden. Deswegen habe ich mich in aller Deutlichkeit nur für eine Lösung ausgesprochen, die nicht auf dem Rücken der Kommunen auszutragen wäre.

Der Handelsstandort Bad Laasphe ist ein großes Thema der vergangenen Jahre gewesen. Wie ist der Leerstand in der Altstadt zu bekämpfen?

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Der Handel unterliegt einer riesen Veränderungsdynamik. Wir haben in der Vergangenheit viele Ideen und Konzepte beraten, diskutiert und verworfen. Nach derzeitigem Stand -- und da sind sich auch die Experten, mit denen ich gesprochen habe einig -- wird es eine Rückkehr zur alten Königstraße als Einkaufsstraße nicht mehr geben können. Es gibt so viele Ursachen für die heutige Situation. Vielleicht muss einfach noch einmal überlegt werden, welcher Impuls nötig ist, damit sich die Königstraße entwickelt – aber nicht zum Alten, sondern zu dem, was von den Menschen nachgefragt wird. Wir erleben aktuell einen großen Bedarf nach Aufenthalt im Freien. Vielleicht ist es eine Kombination aus zeitweise gesperrten Verkehrsflächen, Gastronomie kombiniert mit Kulturprogramm und Aufenthaltsqualität.

Vier persönliche Fragen an den Kandidaten

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Wie würden Sie Ihre Kommune einem vollkommen Ortsfremden in einem Satz beschreiben?

Wir leben dort, wo andere gerne Urlaub machen: gute Luft, angenehmer Menschenschlag, kein Ballungsraum.

Worüber haben Sie zuletzt herzlich gelacht?

Über die lustigen Versprecher beim Videodreh als Kandidat.

Was bringt Sie zum Weinen?

Der Verlust von mir nahestehenden Menschen.

Nennen Sie drei Dinge, die Sie in Ihrem Leben unbedingt gemacht haben wollen.

Marathon laufen, Skandinavien-Rundreise, Hüttenwanderung in Südtirol.