Bad Laasphe. Der Bermershäuser Finanz-Fachmann Thorsten Weber hat die Kommunalpolitik zu seinem Hobby gemacht. Und erzählt im Interview, wie es dazu kam.
Im November wurde Thorsten Weber zum neuen Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes Bad Laasphe gewählt. Im Interview mit unserer Redaktion erzählt der 44-Jährige, wie er schon in ganz jungen Jahren zur Politik gekommen ist, dass Reden Freude macht – und warum er ein Herz für Pendler hat.
Wie fühlt man sich denn so mit dieser neuen Aufgabe?
Thorsten Weber Die Tätigkeit ist spannend, neu und herausfordernd. Alles empfinde ich noch als ganz unbekannt. Routine gibt es bei mir noch nicht. Jetzt steht die Kommunalwahl an, da ist der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes gefordert. Gemeinsam mit vielen in der Partei und Fraktion. Das geht nur als Team. Allein klappt das nicht. Oft gibt es ganz neue Aufgaben und Anfragen, wo ich mich frage, was das denn wohl ist. Gut ist, wenn Freunde und Familie auch kritische Rückmeldungen geben, damit man sich selbst nochmal überprüft.
Bisher bin ich zufrieden. Auch wenn ich sicher schon einmal im Nachhinein gedacht habe: Hättest es anders machen können...
Bis zu Ihrer Wahl sind Sie zumindest auf Ebene der Bad Laaspher Lokalpolitik – Sie gehören ja auch der CDU-Ratsfraktion an – offensichtlich kaum in Erscheinung getreten. Warum? Oder hat unsere Redaktion da etwas übersehen?
Steckbrief: Thorsten Weber
Thorsten Weber (44) ist in Bermershausen aufgewachsen. Nach dem Abitur macht er Fachhochschulstudium zum Diplom-Finanzwirt (FH).
Ab 1998 kümmert er sich im Finanzamt Siegen um die Bearbeitung von Steuer-Erklärungen – und wechselt 2002 zum Umsatzsteuer-Referat der Oberfinanzdirektion Münster. Es folgen 2008 mehrere Jahre in der Wirtschafts- und Bankenabteilung des NRW-Finanzministeriums. Seit Oktober 2015 ist Weber Sachgebietsleiter beim Finanzamt Olpe, hat dort Personal-Verantwortung für etwa 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bildet inzwischen als Dozent auch Führungskräfte weiter.
Der 44-Jährige betreibt nach eigenen Angaben „zu wenig Sport“. Das sei „neben Arbeit, Fahrt, Politik und den anderen Hobbys zeitlich kaum drin“. Und er sei „wohl auch zu wenig motiviert für Sport“, fügt er noch hinzu. Thorsten Weber ist ledig und hat keine Kinder.
Ich bin im Juli 2018 als sachkundiger Bürger gestartet. Im Ausschuss für Freizeit, Jugend, Soziales und Sport. Das war die Chance für den Einstieg in die Politik.
Die große Rolle ist das nicht, da hat die Redaktion nichts übersehen. Die Mitarbeit in der Fraktion spielt sich nicht öffentlichkeitswirksam ab. Sondern als einer im Team und als Neuer habe ich viel gelernt und zurückhaltend agiert. Ich bin da eher sachlich und ruhig. Der Ausschuss ist ja für mich mit seinen Themen Freizeit, Jugend, Soziales und Sport nicht direkt naheliegend. Beruflich wären das eher die Bereiche Haushalt und Finanzen oder Personal und Recht.
Klassische Frage: Wie haben Sie den Weg in die Kommunalpolitik gefunden?
Ich war schon vor und in der Düsseldorfer Zeit politisch interessiert und bin dann in die CDU eingetreten. Dort habe ich an CDU-Stammtischen teilgenommen und fühlte mich bei dem Ortsverband wohl. Ich wurde herzlich willkommen geheißen.
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Nach Rückkehr in die Heimat bin ich dann angesprochen worden von meinem Nachbarn, Günter Wagner, ob ich nicht mal ansehen möchte, was kommunalpolitisch so läuft. Und ob ich mir vorstellen könnte, aktiv zu werden. Dann habe ich mir einen Einblick verschafft, bin mal bei Besprechungen dabei gewesen. Das fand ich spannend und denke, dass es wichtig ist. sich zu engagieren, mitzuhelfen, Dinge zu verbessern. Wenn das gelingt, ist das für mich sehr motivierend. Positiv finde ich gerade, dass drei Parteien in Bad Laasphe einen gemeinsamen Bürgermeister-Kandidaten gewählt haben. Gemeinsam nach guten Ideen und Lösungen suchen ist gut. Dirk Terlinden überzeugt mich sehr und die positive Einschätzung steigt immer mehr. Er ist der Richtige.
Können Sie sich eine Karriere in der Politik vorstellen?
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Hauptberuflich nein. Dafür arbeite ich zu gerne in meinem Beruf. Aber ich bin bereit, falls ich gewählt werde, im Rat mitzuarbeiten. Deshalb trete ich als Kandidat für die CDU in Feudingen an. Denn dort gehe ich einkaufen, dort bin ich zur Grundschule gegangen, getauft und konfirmiert worden. Dort und in Rückershausen singe ich im Männerchor LahnVokal. Der SGV ist in Feudingen. Also viel Bezug zu Feudingen.
Sie arbeiten als Sachgebietsleiter beim Finanzamt. Inwiefern ist Ihr Engagement bei der Bad Laaspher CDU da womöglich eine willkommene Abwechslung?
Als Sachgebietsleiter beim Finanzamt ist meine Tätigkeit mehr als Zahlen und Paragraphen. Meine Aufgabe ist letztlich Personalführung, -auswahl und -motivation, Ziele vorgeben, Probleme erkennen, Lösungen entwickeln und Fragen klären, Themen umsetzen. Eigentlich immer rasch entscheiden. Und vor allem viele, auch schwierige Gespräche führen.
Und Politik ist ja auch reden – aber vorher möglichst gut zuhören und überlegen.
Soweit ich weiß, sind Sie als Pendler zwischen Ihrer Heimat Bermershausen und dem Kreis Olpe unterwegs. Die Pendler – eine Zielgruppe, um die man sich besonders kümmern muss?
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Ja, ich pendle täglich von Bermershausen nach Olpe und mache regelmäßig Dienstreisen. Das kostet Zeit und man lernt die vielen schlechten Straßen kennen. Wartezeiten an Baustellen sind nicht schön – aber ich bin froh, dass inzwischen mehr gebaut wird. Da muss noch viel passieren bei den Kreis- und Landesstraßen. Alleine der Weg von Bad Laasphe Richtung Walpersdorf ist ziemlich kaputt. Schon vor 15 Jahren war die Strecke schlecht.
Pendler haben da berechtigte Wünsche wie viele andere Bürgerinnen und Bürger auch. Was hat aber Vorrang?
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Bei knappen Mitteln gibt es immer viel mehr Wünsche als Möglichkeiten. Da ist Politik zuerst Anerkennung der finanziellen Realitäten, die Kunst des Möglichen und des Kompromisses. Und dann erklären, warum wie entschieden wurde.
Die Bundesstraßen mit Ausnahme der Brücken sind für mich überwiegend okay.
Wie entspannen Sie zwischen Ihren Terminen im Kalender?
Ich genieße es, mir ein kleine Auszeit, zum Beispiel einen Kaffee, ein Stück Kuchen zu gönnen oder eine Zeitung in Ruhe zu lesen. Ganz klassisch die Papierausgabe. Oder ich höre Musik, treffe mich mit Freunden, wandere (zuletzt viel zu wenig), gehe ins Theater oder ins Kino (das zuletzt wegen Corona nicht mehr).
Wie unterstützt Sie Ihre Familie in alledem, was Sie sich im Leben vornehmen?
Die lässt mir viel Freiraum und hat immer gesagt, dass ich das machen soll, was mich glücklich macht. Sie gibt mir Vertrauen, etwas zu probieren, auch wenn ich nicht sicher bin, ob es klappt.
Wie kommen Sie gut mit Menschen ins Gespräch? Über welche Themen am liebsten?
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Anlässe gibt es immer nicht nur beruflich oder in der Politik, gerne beim Einkaufen und beim Hobby. Ich mag nicht nur Politik, auch Kultur und Kunst, Natur, Garten, Gastronomie, Filme, Städtereisen, Urlaub an der Nordsee – bevorzugt Cuxhaven – oder Architektur. Da bin ich vielfältig interessiert.
Reden macht Freude – und man kann nachher mehr wissen als vorher. Einfach so auch mit bisher Unbekannten über irgendetwas, Thema Wetter und Urlaub sind immer ein Einstieg. Entscheidend ist, freundlich und höflich zu sein und sich wirklich zu interessieren.
Da fehlen mir seit Corona die Feste zum Beispiel Schützenfeste, Kirmes und die vielen Begegnungen zwischendurch. Das ist schade.
Berufliche Erfahrungen haben Sie offenbar auch in einem Ministerium gesammelt. Wie können Sie die jetzt anwenden, beispielsweise in der Politik?
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Im Finanzministerium in Düsseldorf war ich als Fachbeamter Spezialist in meinem kleinen Segment und da, so denke ich, gut im Thema. Mit der Politik hatte ich zu tun – aber als Teil der NRW-Landesregierung und dann in Kontakt mit dem Landtag. Das umfasste auch die Beantwortung parlamentarischer Anfragen und die Gesetzgebungsarbeit, aber viel Handwerkliches beziehungsweise Rechtliches und Finanzielles.
Die eigentlichen politischen Grundsatz-Entscheidungen fielen auf einer anderen, das heißt politischen Ebene der Leitung des Ministeriums oder im Kabinett.
Was ich vielleicht mitbringe, ist ein Grundverständnis von Politik, einen gewissen Überblick, wie auf Landesebene Dinge funktionieren und eine langjährige Verwaltungserfahrung. Inzwischen auch Kenntnisse im Bereich Personal und Organisation und die Bereitschaft, auch rasch Entscheidungen zu treffen. Trotzdem scheinen bei Kommunen in Teilen andere Abläufe zu gelten. Das fehlt mir noch Erfahrung.
Und zum Schluss noch ein Ausflug in die Bundespolitik, wo im kommenden Jahr ja auch gewählt wird: Welche Chancen hat eine CDU ohne Angela Merkel, erneut mit wem den Bundeskanzler zu stellen oder die Bundeskanzlerin?
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Die CDU hat natürlich auch ohne Angela Merkel Chancen. Die Umfragen sehen ja ordentlich aus. Wenn die stärkste Partei den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin stellt, eher gut.
Aber bis dahin ist noch viel Zeit, da kann sich viel tun. Zuerst muss die CDU eine neue Vorsitzende oder einen neuen Vorsitzenden wählen und die Union aus CDU/CSU eine neue Kanzlerkandidatin oder einen neuen Kanzlerkandidaten. Schau’n wir mal...