Wingeshausen. Mitarbeiter des Wisent-Vereins arbeiten an einem Sicherheitskonzept – und bereiten das Besucher-Areal oberhalb von Wingeshausen entsprechend vor.
Der Wisent-Verein bereitet sich auf die Wiedereröffnung des Besucher-Areals oberhalb von Wingeshausen vor. Wie andere Einrichtungen musste auch die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ wegen der Coronavirus-Pandemie schließen. „Wir wissen zwar nicht, wann genau wir wieder öffnen dürfen, aber wir wollen vorbereitet sein“, unterstreicht Vereinsvorstand Klaus Brenner.
Deshalb sind Mitarbeiter des Vereins bereits vor Ort, um die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Denn, da ist sich Klaus Brenner gewiss, eine Wiederöffnung werde nur in Verbindung mit bestimmten Sicherheitsregeln stattfinden können. Und zu den wichtigsten zähle der Abstand zwischen den Besuchern.
Neue Schilder weisen auf Abstandsregeln hin
Wisent-Wildnis in Wingeshausen mit steigenden Besucherzahlen
Hervorragende Besucherzahlen legte Klaus Brenner, 2. Vorsitzender des Trägervereins des Wisentprojektes, am Freitag vor.
So verzeichnet die Wisentwildnis am Rothaarsteig – das Schaufenster des Artenschutzprojektes in Wingeshausen – im Jahr 2019 insgesamt 35.000 Besucher. Das entspreche einer Steigerung von 5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018. Anhand von Bonussystemen wie der Schmallenberg-Card und der Winterbergkarte lasse sich zudem feststellen, dass 9500 Besucher aus dem Sauerland in das Schaugehege gekommen sind.
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Pech habe man indes mit drei Wisentkühen im Gehege gehabt. Die drei Kühe aus dem Donaumoos seien als Ersatz für drei Bullen gekommen, die man an ein Artenschutzprojekt in Rumänien abgegeben habe. Alle drei hätten auch in der Wisentwildnis gekalbt. Dann sei es aber nach einem Vierteljahr zu Rangkämpfen zwischen den Kühen der Herde gekommen. Dabei seien die neuen Kühe gestorben. Rangkämpfe unter Kühen waren so noch nicht wissenschaftlich bekannt. „Wir haben da Neuland betreten“, formuliert es Brenner.
Herde fühlt sich sehr wohl
Über die freilebende Herde informierte der 3. Vorsitzende Johannes Röhl: „Die Herde fühlt sich sehr wohl. Die Reproduktionsrate ist höher als erwartet.“ Sechs bis sieben Kälber seien geboren worden. Drei Tiere habe man verloren. Eines durch den Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 236 und zwei weitere habe man Krankheitsbedingt erlösen müssen. Darunter war auch Bulle Egnar.
26.000 Euro weniger
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Auch zu den Ersatzleistungen für Schälschäden konnte Johannes Röhl Auskunft geben: In 2019 habe der Verein 49.000 Euro an Geschädigte gezahlt. 2018 waren es noch 75.000 Euro gewesen. Grundsätzlich gelte, dass alle berechtigten Ansprüche auf Schadenersatz beglichen werden – zunächst über den Ausgleichsfonds und sollte dieser ausgeschöpft sein, über eine Versicherung.
Im gesamten Bereich werden daher bereits Hinweisschilder angebracht, die auf die Abstandsregeln aufmerksam machen. Diese gelten sowohl für den Bereich rund um den Ticketverkauf als auch im Wisent-Gelände selbst. Am Boden machen Abstandsmarkierungen die notwendige Distanz deutlich. Geprüft wird noch, ob eine spezielle Wegeführung im Bereich des Kassenhauses erforderlich ist.
„Wir haben ideale Voraussetzungen für eine Wiedereröffnung“, betont Klaus Brenner. Denn das Besucherareal ist rund 20 Hektar groß – also so weitläufig, dass sich dort auch Hunderte Besucher sehr gut aus dem Weg gehen können. Eventuell wird die Zahl der Besucher begrenzt und gesteuert werden müssen. Mit welchen Modellen dies am besten gelingen kann, stimmt der Wisent-Verein gerade ab.
Naturgenuss plus einzigartiges Tiererlebnis für die ganze Familie
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„Gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen ist ein Angebot wie die ,Wisent-Wildnis’ ein Highlight für Menschen, die seit Wochen vor allem in Ballungsgebieten auf engem Raum miteinander auskommen müssen“, erklärt Klaus Brenner. Die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ ist ein Erlebnis für die ganze Familie, sie verbindet Naturgenuss mit einem einzigartigen Tiererlebnis. Klaus Brenner: „So kommen die Menschen an die frische Luft und können sich bewegen, das nützt auch der Gesundheit und baut Spannungen und Streß ab.“
Auch die Touristiker freuen sich auf die Wiedereröffnung des Wisent-Besucherareals: „Die ,Wisent-Wildnis‘ ist ein bedeutender Faktor für den Tourismus“, sagt Andreas Bernshausen, Geschäftsführer der BLB Tourismus GmbH. „Die Wisente sind ein positiver Imagefaktor und ein Alleinstellungsmerkmal der gesamten Region.“
Bänke werden gestrichen, Wegezeichen erneuert
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Jörg Sonneborn vom Dorfverein Aue-Wingeshausen berichtet: „Wir nutzen die Zeit der Krise, um den Wisent-Pfad in Schuss zu bringen. Bänke werden gestrichen, Wegezeichen erneuert und einiges mehr. Wir freuen uns auf die Zeit, wenn es wieder losgehen kann, wir – wie auch unsere Gastronomen – stehen in den Startlöchern. Wir unterstützen die Wisent-Wildnis in ihren Vorbereitungen, wo wir nur können.“
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Und Holger Saßmannshausen, Vorstand des Jugendfördervereins Bad Berleburg, betont: „Es freut uns natürlich sehr, wenn die ,Wisent-Wildnis’ mit dem durch uns unterstützten, tollen Naturerlebnisplatz zeitnah wieder geöffnet werden kann. Die heimischen Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien haben dann wieder eine attraktive Freiluft-Aktivität mehr, die allemal gesünder und vor allem auch lehrreicher ist als die Playstation in den eigenen vier Wänden.“
Mit Foto- und Videotagebuch die Zeit überbrücken
In der Zeit, in der die „Wisent-Wildnis“ geschlossen ist, bietet der Wisent-Verein auf seiner Internetseite (www.wisent-welt.de) ein Video- und Fototagebuch seiner beiden Ranger Henrik Brinkschulte und Henrik Trapp an. Dort schildern die beiden Wisent-Ranger ihren Arbeitsalltag, berichten von den Tieren, erklären Wissenswertes und erzählen interessante Geschichten.
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„Mit dem Foto- und Videotagebuch wollen wir die Zeit bis zur Wiedereröffnung überbrücken und die Menschen trotz Schließung am Leben der Wisente und den Aktivitäten des Vereins teilhaben lassen“, sagt Klaus Brenner. Die vielen positiven Reaktionen zeigten, dass dies bisher erfolgreich gewesen sei. Es ersetzt aber natürlich nicht den Besuch in der „Wisent-Wildnis“.