Lenne. . Eine Wildkamera beweist die Anwesenheit von drei bis vier Tieren in Schmallenberg-Lenne. Die Jagdpächter sorgen sich um die Zukunft.

Die freilebende Wisent-Herde ist bis nach Lenne durchgedrungen: Die zuständigen Jagdpächter staunten nicht schlecht, als sie ihren Wildacker im Wald betraten und dort zertrampelte Pflanzen und Exkremente auf ihrer Futterfläche vorfanden.

Sie befürchten nun, dass das heimische Wild die dort angepflanzte Nahrung nicht mehr annimmt.

Wildkamera zeichnet Wisente auf

Die betroffene Stelle befindet sich im Waldgebiet in Lenne in Richtung Härdler, einen Kilometer vom Rothaarsteig und dem Wittgensteiner Kamm entfernt. Eine Wildkamera beweist die Anwesenheit von drei bis vier Tieren auf dem Wildacker.

© Privat

Ein Drittel dieses Ackers sei bei dem unerwarteten Besuch der Wisente beschädigt worden: „Jedes Jahr legen wir den Wildacker neu an. Die Frucht ist bisher gut gewachsen. Jetzt ist ein großer Teil total zertrampelt und es liegen überall Exkremente herum.

Ob dieser jetzt überhaupt noch vom Wild angenommen wird, bezweifeln wir“, sagt Jagdpächter Dr. Reinhard Neise.

Nahrung für heimisches Wild zertrampelt

Unter anderem befinden sich Gras, Hafer, Klee, Buchweizen und Futterrüben auf den insgesamt drei Flächen im Jagdbezirk. Sie bieten heimischem Wild wie Rehen, Rotwild, Hasen und Wildschweinen natürliche Nahrung. „Wir säen frost- und winterfeste Pflanzen, damit die Tiere über die Notzeit kommen“, erklärt Jagdpächter Bernd Rickert.

„Wir möchten einen gesunden und artgerechten Wildbestand erhalten. Aufgrund der ausgeprägten Monokultur an Fichten, ist das Nahrungsangebot für die heimischen Tiere eingeschränkt. Deshalb nutzt ein verantwortungsbewusster Jagdbetrieb jede Möglichkeit einer zusätzlichen Futterquelle aus.“

Dass sich jetzt auch Wisente im Lenner Waldgebiet aufhalten, passt den Jagdpächtern gar nicht. „Natürlich wissen es die Tiere nicht besser und folgen ihrem Instinkt. Dennoch passen sie nicht in unsere von Land- und Forstwirtschaft geprägten Wälder“, so Neise.

Sorgen um die Zukunft

Zusätzlich sorgen sich die Jagdpächter um die Zukunft: „Die Forst- und Landwirte leben von ihren Betrieben. Was uns Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass wir mit unseren Problemen alleine gelassen werden, wenn die Herde weiter wächst und mehr Schäden verursacht.“

Insbesondere gibt es Unsicherheiten darüber, wie überhaupt eine dauerhafte Etablierung einer frei lebenden Wisentpopulation erreicht werden soll.

„Wir wissen nicht, wie es der Wisent-Verein schaffen möchte, die Tiere in dem für sie ausgelegten Gebiet in Wittgenstein zu halten. Sie dringen immer weiter ins Sauerland ein. Wir alleine können uns nicht schützen“, so Neise.

Doch inwiefern es überhaupt zu realistischen Lösungen kommen kann, ist den Jagdpächtern unklar. Abzuwarten seien die Verhandlungen am Bundesgerichtshof in Karlsruhe im November.

Das sagt der Verein

Dass die Wisente nicht in die heimischen Wälder passen, das sieht Dr. Michael Emmrich, Pressesprecher des Wisentprojekts, nicht so: „Die Tiere fühlen sich wohl und nehmen die Landschaft gut an – ein Indikator dafür ist auch die gute Reproduktionsquote“, sagt er.

„Die Schäden sind nochmal ein ganz anderes Thema.“ Jeder Schaden werde dem Verein gemeldet und dann von einem Experten begutachtet. „Aus einem Schadensfonds, in den mehrere Partner bis zu 50 000 Euro einzahlen, werden die Schäden abgedeckt“, erklärt Emmrich.

Dass es nicht so weitergehen soll, stehe auch für ihn fest. Das Petrak-Gutachten soll helfen, die Tiere im Wittgensteiner Raum zu halten: „Das passiert natürlich nicht auf Knopfdruck. Wir haben Grundstücke erworben und umgenutzt, damit sie für die Tiere attraktiver werden. Aber es dauert seine Zeit, bis das funktioniert, das hängt auch mit der Vegetation zusammen.“

>>>> INFO: Fläche 5000 Quadratmeter groß

Die bepflanzte Fläche hat eine Größe von insgesamt 5000 Quadratmetern.

Zuletzt hatte die Interessengemeinschaft „Pro Wald“ Kritik am Wisentprojekt geübt, weil die Wisentherde die Maximalgröße überschritten hat. Zudem seien diverse Schälschäden an Bäumen entstanden.

Am Bundesgerichtshof in Karlsruhe wird im November der Fall „Oberkirchen“ verhandelt. Zwei Waldbauern aus Oberkirchen beklagen, dass die Wisente Schäden in ihren Kulturen verursachen und wollen diese von ihrem Grundstück fernhalten - wenn nötig auch durch eine Einzäunung. Das würde das Ende des Projektes bedeuten.

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