Bad Berleburg. Spender-Rekord: Im Einbahnstraßensystem geht es zur Blutentnahme. 190 Menschen zählt der DRK-Ortsverein. Angst vor dem Virus haben nur wenige.
Es ist 18.30 Uhr. Während die Innenstadt in Bad Berleburg allmählich leerer wird, bildet sich auf dem Marktplatz vor dem Bürgerhaus eine lange Menschenschlage – bis zur Schulstraße führt sie bereits. Und das hat einen Grund: Die Menschen wollen spenden – kein Geld, sondern Blut. Es ist der erste Blutspende-Termin in der Corona-Krise in Bad Berleburg – für das örtliche DRK eine echte Herausforderung.
„Wir haben lange überlegt, wie wir das alles am besten organisieren, damit die Infektionsgefahr so gering wie möglich ist“, sagt Roland Dornhöfer, Blutspendebeauftragter des DRK-Ortvereins Bad Berleburg. Am Ende haben er und seine Kollegen sich für ein Einbahnstraßensystem entschieden – mit Erfolg. 190 Blutspender kommen ins Bürgerhaus – zwölf von ihnen spenden zum ersten Mal. „Das sind ein wenig mehr Spender, als sonst“, freut sich Dornhöfer.
Keine Angst vor Ansteckung
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Und die zeigen sich vor dem Eingang recht zufrieden – trotz Wartezeit. „Vor 30 Minuten stand ich auch noch dahinten“, sagt ein Mann im schwarzen T-Shirt und zeigt auf das Ende der Schlange. „Bei dem schönen Wetter aber macht mir das warten nichts aus.“ Er ist der Nächste, der durch die Drehtür ins Bürgerhaus darf. Direkt im Eingangsbereich wartet auch schon ein Mann im weißen Arztkittel auf ihn und die übrigen Spender. Es ist die erste Station der Einbahnstraße. Dort wird zunächst Fieber gemessen, Hände desinfiziert und Mundschutz verteilt. „Die Station haben wir heute bewusst nach vorne gezogen“, so Dornhöfer. Wer über 37,5 Grad aufweist, muss wieder nach Hause gehen. „Haben sie Schnupfen? Husten? Kontakt zu Coronainfizierten?“
Wenn nicht, geht es weiter zur Anmeldung. Dort sitzen hinter zwei Plexiglasscheiben die Mitarbeiter des DRK. Angst vor einer Ansteckung haben sie nicht. „Dann könnte man den Job hier gar nicht machen“, sagt Dornhöfer und ein Kollege bestätigt: „Angst haben wir nicht, aber Respekt!“ Insgesamt fünf Mitarbeiter des DRK sind an dem Abend vor Ort – gedacht waren eigentlich sechs. „Ein Kollege hat sich kurzfristig krank gemeldet. So schnell haben wir keinen Ersatz gefunden“, erklärt Dornhöfer.
Weitere Teststationen
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Für die Spender geht es von dort aus weiter. An der nächsten Station werden hinter blauen Sichtschutzkästen die nötigen Unterlagen ausgefüllt. „Hier kann es sich auch mal kurz stauen“, sagt Dornhöfer. „Das Ausfüllen dauert mit am längsten.“ Währendessen wird bei einigen Spendern bereits der HB-Wert (Hämoglobin-Wert) im Blut gemessen. „Der muss bei Frauen mindestens bei 12,5 liegen. Bei Männern liegt der Wert etwas höher“, so Dornhöfer. Wird der Wert nicht erreicht, muss auch dieser Spender leider wieder gehen. „Wenn der Wert darunter liegt, kann dies unter anderem bedeuten, dass der Patient an Blutarmut leidet“, so Dornhöfer.
Erst wenn diese Stationen durchlaufen sind, geht es für die Spender zum Arzt und schließlich zur eigentlichen Entnahme. Am Ende warten noch ein Ruhebereich und eine Lunchbox zum Mitnehmen auf sie. Dass gerade in Corona-Zeiten so viele Menschen zur Blutspende kommen – damit hätte Roland Dornhöfer nicht gerechnet. „Ich bin selbst überrascht. Natürlich hatten wir intern über die Situation gesprochen und, dass eventuell nicht so viele Menschen zur Blutspende kommen. Aber wir sind natürlich sehr froh darüber, dass sich am Ende doch so viele an der Spende beteiligt haben.“
Anderen Menschen helfen
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Einer von ihnen ist Andreas Lemmen aus Bad Berleburg. Er steht draußen am Ende der Schlange. Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus habe er nicht. „Hier wird alles getan, um eine Infektion zu vermeiden – Mundschutz, Desinfektionsmittel, Abstand – da braucht man keine Angst zu haben.“ Das sieht Holger Hartmann ähnlich. „Schon beim Blutspende-Termin im Februar in Aue war Corona ein Thema und schon damals wurde alles desinfiziert und der Abstand zwischen den Menschen eingehalten.“ Auch die Wartezeit im Freien stört die zwei Männer nicht. „So lange das Wetter mitspielt, ist es draußen doch ganz schön“, so Lemmen.
Ein paar Meter weiter vorne steht Patricia Homrighausen – ebenfalls aus einem Berleburger Stadtteil. „Wir hatten selbst einmal den Fall in der Familie, dass eine Blutkonserve benötigt wurde.“ Daraufhin ging auch sie zur Spende – so auch heute. „Wenn ich damit jemandem helfen kann, warum sollte ich das dann nicht tun? Es kostet mich ja nichts“, sagt sie mit einem Lachen. In ihrer Tasche hat die Berleburgerin einen Schal dabei. „Das DRK bat im Vorfeld darum, dass man sich – wenn möglich – selbst einen Mundschutz mitbringt. Ich habe mir einen bestellt, aber aktuell dauert das etwas mit der Lieferung. Daher habe ich mir vorsorglich einen Schal mitgenommen. Aber ich habe gehört, dass das DRK auch Masken verteilt.“
Auch Franziska Stoffel aus Raumland hat sich ihren eigenen Mundschutz mitgebracht. Mit einer weißen Maske in der Hand steht auch sie vor dem Berleburger Bürgerhaus. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihr Blut spendet. „Ich war schon ein paar Mal in Marburg in der Uniklinik Blut spenden. Es ist ja für eine gute Sache. Dass so viele Menschen heute kommen, hätte ich nicht gedacht.“
Doch nicht nur in Bad Berleburg sind die Zahlen der Spender gestiegen. „Ich habe zuvor mit anderen Ortsvereinen gesprochen“, sagt Roland Dornhöfer. „Dort hieß es, dass bis zu Prozent mehr Spender kamen. Die Bereitschaft anderen zu helfen ist bei den Menschen derzeit groß.“