Bad Berleburg. Alle eint laut Bernd Fuhrmann eine große Erkenntnis: „So, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.“ Deshalb haben Studenten jetzt Pläne entworfen.
Die starke Resonanz auf die Vorstellung von städteplanerischen Konzepten für die Bad Berleburger Handelsbrache Eins-A zeigt, wie stark das Interesse an einer Wiederbelebung des großen Kernstadtareals ist. Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann war glücklich, rund 100 Besucher im Bürgerhaus begrüßen zu können. Darunter waren Anwohner, Geschäftsleute und Politiker bunt gemischt.
Alle eint laut Bernd Fuhrmann eine große Erkenntnis: „So, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.“ Auch wenn es keine einheitliche Besitzstruktur bei den Grundstücken gibt und Stadt und ein großer Grundstücksbesitzer bei der Überplanung nicht auf einen Nenner kommen, will die Verwaltung Ideen sammeln für eine Zeit nach dem Stillstand. Diese Ideen kommen von Studierenden des Departements Architektur der Universität Siegen.
Entwürfe
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Prof. Hildegard Schröteler-von Brand stellte die elf Entwürfe am Abend kurz vor. Sie alle eint, dass sie mit einem Lidl-Markt, einem Hotel und einer gemischten Bebauung für Wohnen und Einzelhandel spielen. Mal liegt der Discounter im Norden, mal im Süden. Zentral ist bei allen die Verbindung zum Marktplatz und die Erkenntnis, dass die 100 Parkplätze für Handel durch weitere 50 für Mitarbeiter der Sparkasse und Anwohner ergänzt werden müssen. „Das geht nicht nur oberirdisch“, macht Schröterler von Brandt gleich klar, dass auch Tiefgaragen im Konzept eingeplant sind. Herausgekommen sind elf unterschiedliche, aber vergleichbare Entwürfe, die die Studierenden den Interessierten im Foyer vorstellten.
Bürgerbefragung
Prof. Hanna Schramm-Klein von der Universität Siegen hat auf dem von der IHK-Siegen-Wittgenstein/Olpe 2018 veröffentlichten Zentrumsmonitor aufgebaut und diese Studie zur Attraktivität des Handelstandortes Bad Berleburg ganz explizit auf das Eins-A-Gelände vertieft. Ausgewertet wurden 707 Fragebögen, die je zur Hälfte von männlichen und weiblichen Befragten ausgefüllt worden sind. 316 leben in der Kernstadt, 280 in den Bad Berleburger Ortsteilen und 111 Auswärtige waren dabei.
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Eindeutig ist, dass das Eins-A-Gelände als attraktiver Standort gesehen wird, der die Innenstadt im Zusammenhang mit dem Marktplatz aufwerten kann. Eindeutig ist außerdem, dass sich dies nur mit einem Abriss der bestehenden Gebäude verwirklichen lässt.
Schwieriger ist es dann aber, genau herauszufiltern, welche Nutzung die meisten Bürger bevorzugen. Überdurchschnittlich gewünscht sind Gastronomie, Freizeitmöglichkeiten, Einkaufen und Wohnen sowie die Hotelansiedlung. Bei der Ausgestaltung der Wohnbebauung zwischen altengerecht oder jungem Wohnen oder der Handelsnutzung für Ketten oder aber für regionale Produkte gibt es keine eindeutigen Ergebnisse. Nicht alles, was die Gesamtstadt attraktiver macht, wird auch am Eins-A-Gelände gewünscht und umgekehrt.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass sich viele Befragte gute Parkmöglichkeiten für ihre Fahrzeuge wünschen, um dann die weiteren Wege innerhalb der Stadt zu Fuß zu erledigen. Bessere innerstädtische Radwege sind ebenfalls stark nachgefragt. In puncto Hotel wünschen sich viele, dass damit auch ein Mehrwert für die Bevölkerung einhergeht, zum Beispiel durch einen Wellnessbereich.
Einzelhandelsgutachten
Grundlage für die Gedankenspiele rund um die Entwicklung des Eins-A-Areals ist auch das Einzelhandelsgutachten der Kölner Beratungsgesellschaft BBE, das Jörg Lehnert am Abend in Auszügen vorstellte. Wichtig dabei: Bad Berleburg mit seinen knapp 20.000 Einwohnern - Tendenz leicht sinkend - ist das Mittelzentrum der Region. Mit seinen 125 Einzelhandelsbetrieben, von denen 95 in der Kernstadt angesiedelt sind, 32.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und jährlich rund 96,3 Millionen Euro Umsatz, ist Bad Berleburg eine Stadt, die sich gegen die Verdrängungsprozesse durch den Onlinehandel „einigermaßen gut behauptet“. Mit Zahlen untermauert heißt das laut Lehnert etwa 78 Prozent Zentralität bei der Kaufkraftbindung. Das sei „ziemlich gut“ weil mit einem Kaufkraftabfluss von 25 bis 30 Prozent durch den Onlinehandel zu rechnen sei.
Ziel sollte es sein, den Staus als Mittelzentrum auszubauen. Dabei solle man das Internet auch als Chance begreifen. Problem seien hingegen Leerstände. Mit der modernen Quartiersplanung, die die Stadt in Sachen Eins-A-Gelände betreibe, sei man aber sehr gut auf dem Weg.
Stimmen abgeben
Die elf Entwürfe von Masterstudierenden des Departements Architektur der Universität Siegen sind zusammen mit Erläuterungen im Foyer des Bad Berleburger Bürgerhauses ausgestellt und während der Öffnungszeiten zu betrachten.
Außerdem besteht für jeden Interessierten die Gelegenheit, eine individuelle Einschätzung zu den Entwürfen abzugeben.
Bis zum 26. November können Stimmzettel im Foyer des Bürgerhauses abgegeben werden.