Schameder/Wittgenstein. . Die Untersuchung zum Kundenverhalten, zu Kaufkraftbindung und Attraktivität von Handelsstandorten gibt ein ungeschminktes Bild.
Der Zentrumsmonitor 2018, den die Industrie- und Handelskammer Siegen-Wittgenstein/Olpe für ihre 18 Mitgliedskommunen in Zusammenarbeit mit der Universität Siegen und mitfinanziert von den Sparkassen und Volksbanken der Region erstellt hat, ist so tiefgreifend, wie bislang keine vergleichbare Untersuchung zum Kundenverhalten, zu Kaufkraftbindung und Attraktivität von Handelsstandorten in der Region. 4602 Menschen wurden befragt. Jeweils 200 pro Kommune, je zur Hälfte Einheimische oder Passanten.
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Das Ergebnis ist ungeschminkt (wir berichteten bereits): Bad Laasphe schneidet bei Attraktivität schlechter ab. Berleburg ist gut durchschnittlich und Erndtebrück leicht überdurchschnittlich.
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Dafür aber bleiben Kunden, wenn sie mal nach Laasphe kommen, dort besonders lang. Erndtebrück hat eine hohe Kundenfrequenz. Hier kommen die Kunden häufiger hin. In Bad Berleburg lassen sie dafür am meisten Geld.
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Professor Dr. Hanna Schramm-Klein von der Uni Siegen stellte ihre tiefgreifende Untersuchung in Auszügen vor rund 50 Vertretern von Politik und Handel in Erndtebrück vor und diskutierte anschließend mit den Zuhörern.
„Wir wissen jetzt, wo wir als Händler stehen in den Kommunen. Und das Internet ist kein Feind. Wir kriegen es nicht weg. Unser gemeinsamer Feind ist die große Kommune Siegen. Deshalb sollten wir gemeinsam als Wittgenstein auftreten.“
Martin Achatzi, Bad Laasphe.
Der Fotohändler und CDU-Kommunalpolitiker pries das gemeinsame Wittgensteiner Bonuspunktsystem als ein erfolgreiches Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit und betonte zugleich, dass die Steigerung der Attraktivität der Handelszentren Aufgabe der Kommunalpolitik sei.
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Prof. Hanna Schramm-Klein entgegnete Achatzi, dass es kaum Sinn mache, zu stark auf Regionalität zu setzten, denn Kunden kauften nicht aus Mitleid.
„Ich widerspreche Martin Achatzi. Jede Kommune hat ihre Stärken. Es gibt Grenzen der Gemeinsamkeit. Wichtiger ist es, diese Stärken herauszuarbeiten.“
Karsten Wolter, Bad Berleburg.
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Der Apotheker zeigte sich verwundert darüber, dass zwar Apotheken und Arztbesuche wichtige Gründe für Besuche in der Stadt seien, sich aber anders als die Vielfalt des Modeangebots, kaum auf die Attraktivität auswirkten.
Schramm-Klein erläuterte, dass die Zufriedenheit der Kunden damit nicht steuerbar sei, weil bei Apotheken ein Mehr an Angebot nicht genauso stark bewertet werde, wie bei der Vielfalt von Modegeschäften.
„Wo sehen Sie entscheidende Faktoren, den Einzelhandel in den Köpfen zu manifestieren?“
Per Wiebelhaus, Bad Berleburg
Der Optiker und Hörgeräteakustiker will in die Zukunft schauen, wie er sagt, und das Einkaufserlebnis stärken. Für Schramm-Klein ein wichtiger Punkt, denn die Attraktivität eines Zentrums hänge direkt mit Kundenzufriedenheit zusammen und sei die „Gravitation für die Kaufkraft.“ Allerdings sind die Faktoren für die Kommunen ganz unterschiedlich, wie IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener deutlich macht. „Diese Studie ist ein Steinbruch mit Detailinformationen“, sagt Gräbener über die 4600 einzelnen Charts, die den Bürgermeistern und den Handelsorganisationen zugegangen sind.
„Das ist alles sehr, sehr wertvoll für uns. Eine Grundlage, auf der wir aufbauen können.“
Bernd Fuhrmann, Bürgermeister von Bad Berleburg.
Die Daten sollen in das gerade in Arbeit befindliche Einzelhandelsgutachten eingearbeitet werden. Als Replik auf Martin Achatzi betont Fuhrmann, dass Siegen kein Feind sei. Vielmehr brauche man das Oberzentrum, das als einzige Großstadt der Region, eine wichtige Aufgaben erfülle.
Die IHK stellt für das laufende Jahr 40.000 Euro zur Verfügung um tiefergehende Analysen zu Detailfragen der Kommunen zu finanzieren, kündigte IHK-Geschäftsführer Gräbener an.