Birkelbach. Grundlagen für Ausbildung und Finanzierung bei Heim- und Heilerziehern aber auch bei der Schulsozialarbeit sind Thema im Gespräch.

Nächstes Jahr wird das Christliche Jugenddorf in Birkelbach 30 Jahre alt. In diesen drei Jahrzehnten haben die Erzieher und Betreuungskräfte zahlreiche deutsche Kinder und Jugendliche, viele junge ausländische Flüchtlinge und sogar ganze Familien mit Unterstützungsbedarfen begleitet. Aber der Leiter des CJD Birkelbach möchte an diesem Mittag im großen Saal nicht zurückschauen. Wolfgang Langenohl sucht gemeinsam mit Verena da Silva und Isabell Ginsberg das Gespräch mit der Landespolitik, um die Zukunft des CJD in Birkelbach besser zu machen. Fachkräftemangel, Notwendige Veränderungen bei der Ausbildung, die Finanzierung von Schulsozialarbeit und anderer gesetzlicher Grundlagen waren die Themen, die am Kaffeetisch im großen Saal angesprochen.

Kamieth und Fuchs-Dreisbach informieren sich

Begleitet von Birkelbachs Ortsvorsteher Fritz Hoffmann (CDU) und CDU-Bürgermeisterkandidat Steffen Haschke (Birkefehl) kamen die beiden Landtagsabgeordneten der Union, Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth, um sich über die Arbeit, aber eben auch die Probleme des CJD zu informieren.

Auch interessant

Um den wachsenden Bedarf sowohl in stationärer als auch ambulanter Betreuung schultern zu können, werden Fachkräfte gesucht. Das CJD bildet selbst aus. Doch die sieben Azubis müssen neben ihrer Praxis auch zu Schulungsblocks in Eppingen in Baden-Würtemberg. Das schreckt ab. Den Bedarf an Heimerziehern über die Einstellung von Heilerziehungspflegern zu kompensieren geht nicht: „Die Standards sind sehr streng. Wir dürfen sie nicht einstellen“, berichtet Langenohl. Hinzu kommt: „Wir haben die Kitas als Mitbewerber.“ Es gebe auch Heimerzieher, die in den geregelteren Job in Kindergärten wechseln.

Personalnot

Auch interessant

Auch hier wird händeringend Personal gesucht, weiß Jens Kamieth, der an einer Neufassung des KiBiz mitarbeitet und ankündigt, sich für mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Erzieher einzusetzen und auch das Konzept PiA (Praxis in Ausbildung) voranzutreiben, weil es vergleichbar einem Dualen Studium für Bewerber wie für Ausbildungsbetriebe attraktiver sei. „Wir brauchen eine Imagekampagne für den Beruf“, sagt Kamieth und betont, dass zugleich die Arbeitsbelastung sinken muss, um den Beruf wieder attraktiver zu machen.

Auch interessant

Stark macht sich Langenohl auch für eine dauerhaft gesicherte Finanzierung der Schulsozialarbeit, die bislang immer nur von Jahr zu Jahr erfolgte. Dort seien vorwiegend junge Mütter beschäftigt: „Wir wollen keine Kettenverträge mehr. Die jungen Mütter brauchen Sicherheit.“

Schulsozialarbeit

Auch interessant

Dafür haben auch Kamieth und Fuchs-Dreisbach Verständnis. Die Bad Berleburgerin berichtet aber, dass die Finanzierung durch NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann nun immerhin bis zum Ende der Legislaturperiode 2022 gesichert sei. Und Jens Kamieth ergänzte, dass die Finanzierung in drei Ministerien verankert sei und das mache es schwierig. Kamieths Idee, dass der Bund einbezogen werden könnte, konterte Langenohl mit der eindeutigen Verantwortung der Länder bei der Finanzierung von Bildung.

Auch interessant

Ein dritter Punkt, der im CJD angesprochen wurde, ist das Vereinfachungsgesetz. Das trifft Jugendliche, die eine Zukunftsperspektive durch eine Ausbildung entwickelt haben. Laut Gesetz werden 75 Prozent der Ausbildungsvergütung quasi als Beteiligung für Kost, Logis und Betreuungsarbeit einbehalten. Langenohl findet, dass dies demotivierend und bei der Integration kontraproduktiv sei. Er wünscht sich einen Verzicht auf diese Finanzierungslösung oder aber zumindest eine Verringerung auf 25 Prozent. Jens Kamieth kontert mit der Frage, ob künftig die Allgemeinheit die Kosten tragen solle? Langenohl erläutert, dass früher die Eltern herangezogen wurden.