Raumland. Entwurf des Kinderbildungsgesetz der Landesregierung bleibt in der Kritik. Erzieher und Trägervertreter aus Siegen-Wittgenstein haben diskutiert.
Es geht den Erziehern nicht nur um Geld, sondern um Wertschätzung und Zukunftsperspektiven für ihre gesellschaftliche Arbeit. Das wird am Donnerstagabend im Rumilingene-Haus in Raumland schnell deutlich. Nachdem die Landtagsabgeordneten der CDU, Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth, an gleicher Stelle im April den Gesetzentwurf für das Kinderbildungsgesetz der schwarz-gelben Landesregierung gegen viel Kritik von Seiten der Erzieherinnen verteidigen mussten, haben diese sich an den politischen Gegner, die SPD, gewandt. Gemeinsam setzten sich dann auf Einladung des SPD-Unterbezirkes 70 Trägervertreter und Erzieher an einem Tisch, um Probleme und Lösungsvorschläge zu diskutieren. Am Donnerstag übergaben in Raumland fünf Erzieherinnen stellvertretend für alle einen ausformulierter Brief an die Politik in Düsseldorf. Dafür haben sich die Pädagogen eine prominenten Unterstützer als Briefträger gesucht. Wolfgang Jörg ist nicht nur Hagener Landtagsabgeordneter für die SPD, sondern auch Vorsitzender des Ausschusses für Familien, Kinder und Jugend. In dieser Eigenschaft kann er das Papier mit vier zentralen Forderungen an alle im Landtag vertreten Parteien weiterleiten.
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Jörg äußerte Verständnis für die Forderungen: „Wir ziehen an einem Strang und in die gleiche Richtung.“ Aber der Politiker machte auch deutlich: „Das wird ein langer Kampf in Düsseldorf.“ Jörg machte Mut, mahnte aber auch gleichzeitig: „Erzieher sind oft schlecht organisiert. Erzieher halten viel durch. Träger und Kommunen wissen das. Deswegen wird ihnen viel zugemutet.“
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Jörg berichtet auch, dass die Anhörung der Sachverständigen zum KiBiz-Referentenentwurf am 30. September viele Kritikpunkte zutage gefördert hat. Und genau diese Punkte hatten die Praktiker in Siegen-Wittgenstein auch in ihren vier Forderungen formuliert, die hier in Auszügen dargestellt sind:
1. Solide Rahmenbedingungen: Gefordert wird eine Sockelfinanzierung für die Kitas. Kopfpauschalen könnten nur ergänzend wirken. Kita-Leitungen sollten für ihre Aufgabe freigestellt werden. Hinzu kommen festgelegte Stellvertretungen, wohnortnahe kleine Einrichtungen nach dem Schlagwort „kurze Beine, kurze Wege“, finanzielle Spielräume für individuelle Gestaltung von Räumen und Tagesabläufen sowie Zusatzbudgets für gesunde Ernährung.
2. KiBiz am Kind orientieren: Für Inklusion braucht es spezielle Ausbildungsinhalte. Inklusion dürfe nicht mit Behinderungen gleichgesetzt werden, sondern müsse ganzheitlich gedacht werden. gefordert wird auch die Gleichstellung der Erziehungsleistung mit dem Grundschullehramt.
3. Zukunftsfähiges Berufsbild: Dafür braucht es gut ausgebildete Fachkräfte, finanzielle Anreize für Fort- und Weiterbildung, verstärkte Ausbildung von Fachkräften mit Blick auf den Renteneintritt der Jahrgänge 159 bis 1961.
4. Maximale Qualität ermöglichen - finanziell und personell: Erhöhung der Personalstunden, damit Kinder nach den individuellen Bedürfnissen gefördert werden können. Maximal sollten außerdem drei Kinder in Krippengruppen und 7,5 in Kindergartengruppen auf eine Erziehungsperson kommen.