Bad Laasphe. „Wir wollen den Ort wieder öffnen und wieder erlebbar machen“, berichtete Matthias Köhler, Apotheker in Bad Laasphe und Mitglied im Freundeskreis.

An der Bad Laaspher Mauerstraße hatte eins die jüdische Gemeinde ihren Sitz. Hätte der Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit nicht ein Plakat an einer der Türen gehängt, nichts erinnerte an die einstige Synagoge. Über Jahrzehnte war hier eine Schlosserei untergebracht, ein Schmiedefeuer hat die Wände im inneren geschwärzt, die Bogenfester sind zugemauert und nur noch Schatten im Putz deuten auf ihre Existenz.

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Seit dem vergangenen Samstag ist der Raum der einstigen Synagoge immer wieder geöffnet. Die Mitglieder des Freundeskreises entsorgten jede Menge alte Hölzer, Papiere, alte Farbtöpfe, Laub und was sich sonst noch so an Sperrmüll finden lies. „Wir wollen den Ort wieder öffnen und wieder erlebbar machen“, berichtete Matthias Köhler, Apotheker in Bad Laasphe und engagiertes Mitglied im Freundeskreis. Ihm und seinen Mitstreitern ist klar, dass das nur Schritt für Schritt gelingen kann, zu groß ist der Wust an Arbeit, der noch vor den Aktiven liegt.

Hilfe mit der Drehleiter

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Das fängt schon beim Strom an. „Wir werden jetzt als nächstes sehen, dass wir wieder Strom und Wasser im Gebäude haben“, sagte Joachim Cierpka, Pfarrer in Elsoff. Am Samstag wäre der Einsatz von Elektrogeräten durchaus eine Erleichterung gewesen, doch wo kein Strom fließt, da saugt auch kein Industriesauger. Die letzten Verbindungen zum Nachbarhaus, von dem früher der Strom quer über die Straße geholt wurde, wurden am Samstag gekappt. Die Freiwillig Feuerwehr rückte mit der Drehleiter an und kappte die ins Haus führenden Stromkabel und Stahlseile. Die Mauerstraße sperrte man für diesen Zeitraum kurzerhand. Nach wenigen Minuten war diese Arbeit getan.

Noch jede Menge Sperrmüll

Geplante Veranstaltungen

Den Anfang sollen Lesungen der Berliner Schauspielerin Elisabeth Richter-Kubbutat und des renomierten „Weiße Rose“-Forschers Dr. Robert Zoske machen.

Zuerst geht es um jüdische Autorinnen, ein doch recht außergewöhnliches Thema, dass so selten in der Öffentlichkeit steht.

Zum Zweiten geht es um das spannende Kapitel des deutschen Widerstands gegen die Nationalsozialistische Herrschaft rund um die Geschwister Scholl.

„Es ist so etwas wie die Erweckung aus einem langen Schlaf“, sagte Joachim Cierpka zu den ersten Veranstaltungen.

Was für die Feuerwehr galt, gilt ganz sicher nicht für Aktiven des Freundeskreises. Die haben noch sehr viel Arbeit vor sich. Während im Erdgeschoss schon einiges sichtbar geworden ist, ist im Obergeschoss noch viel zu tun. Auch hier türmen sich noch alte Möbel und Akten aus der Zeit der Schmiede. Was davon entsorgt werden kann und was ins Archiv muss, ist in der nächsten Zeit zu entsche

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den.

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Den Synagogenraum sollen die die Besucher wieder als das wahrnehmen, als was er einst gedacht war, auch wenn das aktuell noch schwer vorstellbar ist. Aktuell erinnert das Gebäude mehr an eine Industrieruine, denn an einen Sakralbau. Doch das soll sich ändern. Der Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat mehrere Anträge für Fördermittel gestellt. Doch bis die Gelder fließen, wird noch einiges Wasser die Lahn hinunter fließen. Das ist auch dem Freundeskreis bewusst und so will man in der Zwischenzeit nicht untätig bleiben und an jüdisches Leben in Bad Laasphe erinnern. Dafür will man einen teil des Gebäudes soweit herrichten, dass hier Veranstaltungen stattfinden können. „Das Gebäude wieder mit Leben füllen“, nannte es Matthais Köhler.

Irgendwann, wenn das Gebäude wieder hergestellt ist, dann soll es die ehemalige Synagoge eine Dauerausstellung beherbergen. Man will an die jüdischen Mitbürger in Laasphe erinnern, ihnen ein Gesicht geben und zeigen, dass auch in Wittgenstein das Menschheitsverbrechen ganz nah war.