Bad Laasphe. . Es war ein Treffen mit der Vergangenheit, als Dalia Lavi gestern die weiße Rose vor die Schloßstraße 16 in Bad Laasphe legte. Gemeinsam mit ihrem Bruder Naftali wollte sie zu dem Haus, wo einst ihre Großeltern gewohnt hatten – an einem besonderen Datum. Gestern vor 75 Jahren wurden ihre Großeltern von den Nationalsozialisten deportiert.
Es war ein Treffen mit der Vergangenheit, als Dalia Lavi gestern die weiße Rose vor die Schloßstraße 16 in Bad Laasphe legte. Gemeinsam mit ihrem Bruder Naftali wollte sie zu dem Haus, wo einst ihre Großeltern gewohnt hatten – an einem besonderen Datum. Gestern vor 75 Jahren wurden ihre Großeltern von den Nationalsozialisten deportiert.
16 Familien werden deportiert
Sie hießen Herz und Minna Beifus, waren Juden, die seit ihrer Geburt in Bad Laasphe lebten. Am 27. Juli 1944 mussten sie ihre Heimat, gemeinsam mit 16 anderen jüdischen Laasphern verlassen. Herz und Minna Beifus starben im Konzentrationslager Theresienstadt, zwei kleine Bronzetafeln vor dem Haus erinnern an die früheren Bewohner, nun geschmückt durch eine weiße Rose.
„Es ist wirklich sehr bewegend, hier zu sein“, versucht Dali Lavi ihre Gefühle in Worte zu fassen. Sie und ihr Bruder Naftali leben in Israel, eine Stunde Autofahrt südlich von Tel Aviv. Erstmals besuchten sie die Heimat ihrer Großeltern.
Zurück zu den Wurzeln
Der Kontakt mit dem christlich-jüdischem Freundeskreis kam zufällig zustande: „Um Material für eine Foto-Ausstellung im letzten Jahr zu bekommen, haben wir einen Rundbrief an Angehörige der ermordeten jüdischen Bewohner verschickt“, erzählt Rainer Becker, Vorsitzender des Freundeskreises. „Dalia hat sich gemeldet, hat Bilder geschickt und war direkt auch interessiert an einer Reise nach Bad Laasphe“.
Der Freundeskreis organisierte für die Geschwister Lavi nicht nur Flug und Unterkunft, sondern zeigte ihnen auch die Wurzeln ihrer Familiengeschichte. „Ich wusste nicht viel über meine Großeltern und die Deportationen“, verriet Dalia. „Die Mitglieder aus dem Verein haben mir viel erzählt.“
Am gestrigen Gedenktag wurde aber nicht nur an das Schicksal von Herz und Minna Beifus erinnert, sondern auch an die vielen weiteren jüdischen Opfer aus Bad Laasphe: Mit einem Gedenk-Gang durch den Laasphern Ortskern, entlang der ehemaligen Synagoge und den Häusern, die einst den deportierten Juden gehört hatten.
„Den Ermordeten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“, fasste Rainer Becker zu Beginn die Haltung zusammen, die den rund zweistündigen Gang prägen sollte. Andächtig und respektvoll erzählten Mitglieder des christlich-jüdischen Vereins vor den ausgewählten Häusern die Hintergründe zu den früheren jüdischen Bewohnern, hielten ihr Andenken in Ehren.
Dali und Naftali Lavi sprechen kein Deutsch, alles wurde ins Englische übersetzt. Einen deutschen Satz brachte Naftali am Ende aber doch hervor: „Es war sehr gut“.