Girkhausen. . „Nach diesen Eindrücken war klar, dass wir mitmachen“, erklärt Matthias Marburger. Mit seiner Frau sammelt er Geld um Teddys zu finanzieren.

Im Wohnzimmer von Matthias Marburger und seiner Frau Manuela tummeln sich Teddys. Nicht irgendwelche Teddys, die sie sammeln, Teddys, die in Notsituationen Hilfe für Kinder bringen. Rettungsteddys. Von der Deutschen Teddystiftung.

Vor 20 Jahren wurde diese Stiftung von einem Polizeistellenleiter aus Bensersiel ins Leben gerufen, der damals im Einsatz war, als ein neun Jahre altes Mädchen Opfer eines schweren Verbrechens wurde.

Mittlerweile arbeitet die Stiftung Bundesweit und kauft aus Spendengeldern Rettungsteddys ein, die sie kostenlos an Feuerwehr, Luftrettung, Rettungsdienst, Polizei und Bundeswehr übergibt, damit die Stoffteddys dort eingesetzt werden, wo sie so dringend gebraucht werden: Bei in Not geratenen Kindern.

Gerade Notfälle mit Kindern stellen Einsatzkräfte vor hohe Anforderungen. Ein Rettungsteddy kann da wertvolle Unterstützung für Kinder und Helfer sein. Foto: Matthias Böhl
Gerade Notfälle mit Kindern stellen Einsatzkräfte vor hohe Anforderungen. Ein Rettungsteddy kann da wertvolle Unterstützung für Kinder und Helfer sein. Foto: Matthias Böhl © PBBGAST1

„Das können Kinder sein, die selbst Opfer bei einem Unfall oder einem Verbrechen geworden sind, aber auch Kinder, die durch ein traumatisches Erlebnis schwer betroffen sind“, erklärt Matthias Bohn. Er ist Fachberater Seelsorge der Feuerwehr Siegen, Pastor und Feuerwehrmann – alles ehrenamtlich. Seine Brötchen verdient der Siegener Familienvater als Dreher und Schleifer in der Metallindustrie. Auch er ist bei Matthias Marburger zu Gast. Die beiden sind seit Jahren enge Freunde. Deshalb hat Matthias Bohn das frisch gebackene Ehepaar auch im September in der Girkhäuser Kirche getraut. Die Kollekte am Ausgang war damals von den Eheleuten und Freund Matthias Bohn für einen bestimmten Zweck ausgesucht worden: Zur Beschaffung von Rettungsteddys. Einzusetzen ausschließlich für in Not geratene Kinder.

Diese Entscheidung, und dass Matthias Marburger und seine Frau Manuela nun neben Matthias Bohn auch Botschafter der Deutschen Teddystiftung sind, hat einen Hintergrund. Matthias Marburger berichtet von einer prägenden Begegnung: „Das war im Krankenhaus, wir mussten in der Ambulanz warten, als ein schwer verletztes Kind eingeliefert wurde. Das Kind hat so bitter geweint“, erinnert sich der Girkhäuser Feuerwehrmann. Da handelte er spontan: „Mein Notfallrucksack vom PSU-Team ist auch privat immer dabei und da ist auch ein Teddy drin, den ich diesem kleinen Jungen dann geschenkt habe.“ Zu sehen, wie die Tränen trockneten, dem Kind trotz Schmerzen ein Lächeln über das Gesicht fuhr und wie auch die Eltern erleichtert waren – das bewegte noch mehr in Matthias Marburger und seiner Frau.

Kinderbriefe füllen Aktenordner

Die Rettungsteddys warten auf ihre kostenfreie Verteilung an Wittgensteins Einsatzkräfte. Foto: Matthias Böhl
Die Rettungsteddys warten auf ihre kostenfreie Verteilung an Wittgensteins Einsatzkräfte. Foto: Matthias Böhl © PBBGAST1

Die Deutsche Teddystiftung und die Aufgaben eines Botschafters kannten beide schon durch ihren Freund Matthias Bohn. „Nach diesen Eindrücken war sofort klar, dass wir da als Botschafter mitmachen“, erklärt Matthias Marburger. Nun sind er und seine Frau dafür zuständig, dass alle Rettungskräfte im Kreis Siegen-Wittgenstein – gleich welcher Organisation oder Behörde – kostenfrei mit Rettungsteddys versorgt werden. „Die Anschaffung eines Teddys kostet etwa 3,60 Euro“ erklären die beiden Feuerwehrmänner. Die Aufgabe der Botschafter besteht nun darin, Spendengelder zu sammeln und pro Überweisung von der Stiftung Teddys zu erhalten, die sie dann nach Bedarf an die Einsatzkräfte verteilen, damit sie beim Kindernotfall zur Stelle sind. „Ich bin begeistert davon, an in Not geratene Kinder Bären der Liebe zu verschenken“, schwärmt Matthias Bohn. Er lebt das Projekt und zeigt mir einen Brief von Finn. Finn ist acht Jahre alt und hatte einen schweren Skiunfall. „Seit ich Dich bekommen habe, bist Du jede Nacht bei mir“, schreibt er in seinem Brief. Jeder der Rettungsteddys hat nämlich einen Anhänger, den die Kinder ausfüllen können und wenn sie mögen, können sie der Teddystiftung dann eine Rückmeldung schreiben und über ihre Erfahrungen mit dem Teddy berichten. „Mittlerweile sind das viele Aktenordner voll und das ist auch wichtig für uns, um uns stetig verbessern zu können. Und für die Einsatzkräfte ist das auch wichtig. Denn nicht zu wissen, wie ein Einsatz ausgegangen ist, belastet viele sehr“, wissen Matthias Bohn und Matthias Marburger aus ihrer seelsorgerischen Arbeit zu berichten.

Das Logo der Stiftung 
Das Logo der Stiftung  © WP-Repro

Die beiden freuen sich über die großartige Resonanz der Teddys und sind zu Recht stolz, ein Teil dieser fantastischen Idee zu sein. Matthias Bohn ist schon seit 15 Jahren als Botschafter unterwegs. Auch bei ihm war ein Einsatz das Schlüsselerlebnis: „Damals war ich Notfallseelsorger und habe Rettungsdienste begleitet, um die Strukturen und Abläufe kennen zu lernen. Bei einem Kindernotfall wollte der Rettungsassistent einen Teddy verschenken, aber das Fach war leer“, erinnert sich Matthias Bohn. Bis dahin hatte er von den Rettungsteddys gar nicht viel gehört. Aber sofort nach diesem Einsatz recherchierte er im Internet, stieß sofort auf die Deutsche Teddystiftung, wurde Botschafter und setzte sich ein klares Ziel: „Es darf nie wieder vorkommen, dass dieses Fach leer ist“.

Auf Unterstützer angewiesen

Matthias Bohn und seine Freunde Matthias Marburger und Manuela Marburger-Stahl sind nun auf Hilfe angewiesen: „Zum Einen muss die Stiftung und das Anliegen in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. In Siegen kennt man mich und hier in Wittgenstein ist Matthias Marburger nun der Ansprechpartner vor Ort, den die Einsatzkräfte hier kennen“.

Einzigartige Teddybären ohne Werbung oder Firmenlogo

Mittlerweile, berichtet Matthias Bohn, sind die Feuerwehren, die Polizei, der Rettungsdienst und der Hubschrauber mit diesem Rettungsteddy ausgestattet. Und sogar die Soldaten der Deutschen Bundeswehr haben Teddys mit zum Einsatz nach Afghanistan genommen.

Das Besondere bei den Bären: Sie tragen keine Uniform, kein Firmenlogo, keinen Sponsorenaufdruck. „Wir wollen ausschließlich Kindern helfen und keine Werbung machen. Diese Bären gibt es auch nur bei der Stiftung und sie sind somit einzigartig“, erklärt Matthias Bohn.

Ein weiteres Anliegen sind natürlich Spenden, damit die Stiftung und die Botschafter Teddys einkaufen und kostenfrei an die Einsatzkräfte übergeben können. Dies funktioniert auf unterschiedliche Art und Weise: Es gibt ein Spendenkonto mit Verwendungszweck „Teddys Siegen-Wittgenstein“, auf das ein frei wählbarer Geldbetrag überwiesen werden kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Patenschaft für eine gewünschte Anzahl an Teddys zu übernehmen. „Dann bekommen die Spender auch eine Patenschaftsurkunde“, erklärt Matthias Bohn. Spenden kann übrigens jeder: Firmen, Vereine, oder jede Privatperson. Selbstverständlich werden auch Spendenquittungen ausgestellt und der Betrag den man spenden möchte, ist jedem Spender selbst überlassen. Weiterhin laufen derzeit Gespräche, um Spendendosen für die Stiftung und die Beschaffung in Siegen-Wittgenstein aufstellen zu dürfen. Mit einem Ziel: In Not geratenen Kindern trotzdem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihnen in dieser schweren Zeit einen Freund fürs Leben zu schenken.

Spendenkonto

Bankverbindung: Deutsche Teddy-Stiftung, Kennwort: Teddys Siegen Wittgenstein, IBAN: DE 54 2855 0000 0001 0820 07, BIC: BRLADE21LER