Bad Berleburg. Als Investor habe er kaum mehr eine andere Wahl, als diesen Weg einzuschlagen.

  • Seit eineinhalb jahren arbeiten Investor Dieter Gawron und der Projektverantwortliche Jörg Ennenbach an Perspektiven.
  • Im Interview stellen bringen sie ihrer Enttäuschung über die Stadt Bad Berleburg zum Ausdruck.
  • Trennen will sich Gawron von der Immobilie aber nicht: Er hat statt dessen einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

. Vom Vorzeigeprojekt für Stadtentwicklung zum Schandfleck. Zwischen diesen beiden Polen liegen für den leerstehenden Eins-A-Komplex nur etwas mehr als 30 Jahre. Nach vielen Besitzerwechseln und fehlenden Ansprechpartnern für Politik und Verwaltung gab es erst Ende 2015 einen Silberstreif am Horizont. Mit der GIG Immobilien GmbH & Co. KG aus Köln hat Investor Dieter Gawron den Komplex gekauft, um an seiner Stelle ein neues Marktensemble zu errichten. Das Projekt stockt aber.

Wir haben mit Dieter Gawron und dem für das Objekt zuständigen Projektkoordinator Jörg Ennenbach über ihre Pläne, die Gründe für den Stillstand und die Zukunftsaussichten gesprochen.

Wissen Sie, wie viele Tage Sie inzwischen im Besitz des ehemaligen Eins-A-Komplexes sind?

Jörg Ennenbach: Die Tage habe ich nicht gezählt. Aber Eigentümerin des Eins-A-Komplexes ist die GIG seit dem 6. November 2015.

Vom Vorzeigeprojekt für Stadtentwicklung zum Schandfleck. Zwischen diesen beiden Polen liegen für den leerstehenden Eins-A-Komplex nur etwas mehr als 30 Jahre.
Vom Vorzeigeprojekt für Stadtentwicklung zum Schandfleck. Zwischen diesen beiden Polen liegen für den leerstehenden Eins-A-Komplex nur etwas mehr als 30 Jahre. © autobild.de

Wie sind Sie eigentlich auf die Immobilie in Bad Berleburg aufmerksam geworden?

Dieter Gawron: Herrn Ennenbach, mit dem ich zusammen die Prüfung für mich geeigneter, entwicklungsfähiger Handelsimmobilien vornehme, wurde die Immobilie durch die Firma Corpus Sireo zum Kauf angeboten. Zunächst schien man dort kurz vor Abschluss mit einem anderen Investor zu stehen. Letztendlich konnte aber ich den Notarvertrag unterzeichnen.

Welches Entwicklungspotenzial sehen Sie für diese - zugegeben große - Fläche?

Dieter Gawron: Für mich als Investor, aber auch für die Stadt bietet das Plangebiet beste Entwicklungsmöglichkeiten für einen zukunftsfähigen Handelsstandort mit hoher Kundenakzeptanz, der auch auf benachbarte Geschäftslagen, unter anderem rund um den Marktplatz, positive Ausstrahlung haben wird.

Jörg Ennenbach: Vor diesem Hintergrund wurde in zahlreichen Abstimmungsgesprächen versucht, eine für Politik und Verwaltung tragfähige, städtebauliche Gesamtlösung anzubieten. Den Wünschen der Verwaltung wurde vielfach nachgegeben. Die Pläne des Architekten wurden immer wieder angepasst.

Dieter Gawron: Ursprünglich hatte ich vor, die Gesamtentwicklung in zwei Bauabschnitte aufzuteilen. Das letzte Konzept sah die Realisierung als eine Gesamtbaumaßnahme vor. Anfangs war man sich einig, das Parkhaus erhalten zu wollen, aber auf einen möglichst modernen Stand zu bringen. Mittlerweile ist man jedoch gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, das Parkhaus abzureißen. Sah das letzte Konzept die Unterbringung notwendiger Parkplätze auf dem Dach eines der beiden Baukörper vor, ist es jetzt Wunsch der Verwaltungsspitze, diese Stellplätze in einer Tiefgarage unterzubringen.

Welche Bedeutung hat das bestehende Parkhaus in Ihren Plänen?

Jörg Ennenbach und Investor Dieter Gawron (rechts) stellen ihre Pläne für die Fassadengestaltung des Parkhauses vor.
Jörg Ennenbach und Investor Dieter Gawron (rechts) stellen ihre Pläne für die Fassadengestaltung des Parkhauses vor. © Lars-Peter Dickel

Jörg Ennenbach: Das bestehende Parkhaus hat gut 300 Plätze. Die sind aber nach heutigen Maßstäben viel zu eng. Auf Grund des aktuellen Stützenrasters können drei Stellplätze nur von zwei Fahrzeugen genutzt werden. Bei einem Erhalt des Parkhauses müssen Sie also aus drei Parkplätzen zwei machen. Am Ende würden es also vielleicht 220 oder 230 sein. 98 Stellplätze sind im Grundbuch als Baulast zugunsten des Bürgerhauses eingetragen,

Dieter Gawron: Letztlich macht es wirtschaftlich keinen Sinn, das Parkhaus erhalten zu wollen.

Bekannt ist, dass Sie mit Lidl planen. Welche Geschäfte oder Sortimente möchten Sie außerdem an dieser Stelle ansiedeln?

Jörg Ennenbach: Üblicherweise wird das Angebot eines Lebensmitteldiscounters ergänzt durch Drogerie, Textil, Schuhe, Lotto/Zeitschriften und eine kleine Gastronomie.

In den Planungen zum Einzelhandel in Bad Berleburg geht es immer wieder darum, einen Elektro-Fachmarkt anzusiedeln. Wie realistisch ist das aus Ihrer Sicht?

Jörg Ennenbach: Offensichtlich hat diese Wunschvorstellung ihren Ursprung in der „Strukturuntersuchung des Einzelhandels in der Stadt Bad Berleburg“, das BBE Unternehmensberatung für die Stadtverwaltung Bad Berleburg gefertigt hat. Das stammt allerdings aus dem Jahr 2000, ist also 16 Jahre alt. Zwischenzeitlich hat der Onlinehandel gerade in dieser Branche zu starken Umsatzverschiebungen geführt.

Dieter Gawron: Einen Mietvertrag mit einem Elek­trofachmarkt würde ich sofort unterzeichnen. Aber schauen Sie! Mehrfach hat Herr Ennenbach versucht, Saturn, Mediamarkt, EP/Medimax, expert und Euronics, also die bedeutenden Marktteilnehmer für den Standort Bad Berleburg zu interessieren. Bisher wurde keinerlei Interesse signalisiert.

Noch haben Sie keine Anstalten für einen Abriss oder Neubau gemacht. Woran liegt das?

Jörg Ennenbach: Die Abrissgenehmigung liegt vor.

Dieter Gawron: Aber wir reißen natürlich nicht ab, bevor wir eine Baugenehmigung haben. Wann diese erteilt wird, ist heute absolut nicht vorhersehbar. Ich bin gewohnt, zielorientiert zu arbeiten. In Bad Berleburg scheint das anders zu laufen.

Wenn Sie keine Einigkeit über die Planungen an dieser Stelle mit der Stadt erzielen sollten, was passiert dann?

Jörg Ennenbach: Nachdem uns nun vor wenigen Wochen wieder neue Vorstellungen präsentiert wurden, sah sich Herr Gawron gezwungen, eine Fachanwältin für Baurecht einzuschalten. Sie hat einen Antrag auf Einleitung eines Vorhaben bezogenen Bebauungsplanverfahrens formuliert, der der Verwaltung in diesen Tagen zugeht.

Dieter Gawron: Wenn man als Investor nach fast eineinhalb Jahren das Gefühl hat, keinen Schritt weiter gekommen zu sein, dann hat man kaum mehr eine andere Wahl, als diesen Weg einzuschlagen. Die Wege in Bad Berleburg scheinen doch sehr steinig zu sein.

Würden sie den Eins-A-Komplex wieder verkaufen?

Dieter Gawron: Nein, zum aktuellen Zeitpunkt nicht! Wenn es hier nicht weiter geht, dann warten wir einfach und schauen in ein paar Jahren noch mal.

Haben Sie auch den Weg über die Politik gesucht?

Dieter Gawron: Wir haben auch das Angebot gemacht, mit unseren Plänen in die Fraktionen zu gehen und diese dort zur Diskussion zu stellen. Aber auf unser Angebot hin ist nichts zurückgekommen.

Ist Bad Berleburg ein besonders schwieriges Projekt?

Dieter Gawron: Nein, das Projekt ist nicht schwierig! Ich habe auch schon andere Erfahrungen gemacht. Aber in Bad Berleburg ist der Verhandlungsverlauf für mich ungewohnt anders. Gute Gespräche mit guten Verhandlungsergebnissen führen hier offensichtlich nicht zum Ziel.