Elsoff/Hallenberg. Mika ist ein Pferd, genauer ein Norweger. Zusammen mit seiner Besitzerin Marie Grauel aus Elsoff spielt er beim Theaterstück „Pippi Langstrumpf“ mit.

Mika hat die Ruhe weg. Ein knatternder Trecker mit einem knallbunten Zirkuswagen fährt auf ihn zu, ein Saxophon spielt sich in der Nähe warm, Techniker tragen seltsam anmutende Requisiten an ihm vorbei. Erst als ein riesiger Braunbär auf ihn zugeht, stutzt er, bewegt sich aber nicht, denn einige Schulkinder in blauen Röckchen wuseln gerade dicht um ihn herum, um ihn ausgiebig zu streicheln.

Denn Mika ist der einzige vierbeinige Schauspieler in dieser Saison auf der Freilichtbühne in Hallenberg und spielt im Kinderstück Pippi Langstrumpfs Pferd, den „Kleinen Onkel“. Seine Besitzerin, die 18-jährige Marie Grauel aus Elsoff, mimt den Affen „Herr Nilsson“.

Mika ein echter Skandinavier

Zugegeben, eigentlich ist der Kleine Onkel ja weiß, zumindest im Fernsehfilm. Aber Spielleiter Martin Paffe fand nirgends einen Schimmel, der mit einer solchen Seelenruhe ausgestattet war, dass man ihn unbedenklich auf einer Bühne mit so vielen Kindern und bis zu 1500 Zuschauern drum herum einsetzen konnte. Deshalb schlug Marie ihren Mika vor.

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Der ist als reinrassiger Norweger ein sogenannter „Falbe“ und damit zumindest ziemlich hell. Außerdem ein Skandinavier, so wie die schwedische Pippi. Und vor allem ist an Mika ein Zirkuspferd verloren gegangen, wie Maries Eltern Ursula und Kurt Grauel lachend erzählen: „Neugierig, mutig, gutmütig und ein echter Show-Macher, der es genießt, immer mittendrin zu sein!“ Genau die richtigen Qualitäten also, die einen erfolgreichen Laienschauspieler auf der Freilichtbühne auszeichnen.

Für Marie, die gerade ihr Abitur bestanden hat, ist es bereits die vierte Spielsaison und die erste größere Rolle. Schon nach ihrem ersten Freilichtbühnen-Besuch mit dem Kindergarten war sie Feuer und Flamme für die Laienschauspieler. Aber Elsoff schien unerreichbar weit weg von Hallenberg. Später, am Gymnasium in Bad Berleburg, hatte sie dann Antje Rosenbaum aus Dotzlar in ihrer Klasse, die bereits seit 2002 bei der Freilichtbühne ist, und fuhr mit ihr nach Hallenberg. 2009 durfte Marie dann beim „König der Löwen“ erstmals mitspielen. Ihre Eltern unterstützten das ersehnte Hobby und pendelten regelmäßig zu den Proben – mittlerweile mit Pferdeanhänger!

Zuerst in die Maske

Denn auch Mika, Pardon Kleiner Onkel, hat echtes Bühnenblut. Geduldig lässt er sich mit einer Farbdose schwarze Punkte aufsprühen – ein echter Schauspieler muss ja schließlich vorher in die Maske! Als die Fanfare, die jede Vorführung ankündigt, zum dritten Mal erklingt, spitzt er aufmerksam die Ohren. Und dann kommt es, das altbekannte Pippi-Lied: „Ich hab’ ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd, die schauen dort zum Fenster raus….“ – das Startzeichen für Mika und Marie, ganz alleine mit Pippi und deren Goldkoffer auf Mikas Rücken in der allerersten Szene die Bühne zu betreten.

Marie hüpft dabei auf allen Vieren, eben wie ein Affe, und führt ihren Mika am Zügel. Mitten auf der Bühne bleiben die drei dem Drehbuch gemäß kurz stehen, dann sollen sie über eine schmale Holz-Rampe zur Villa Kunterbunt gehen. Diese ungewohnte Rampe wäre vermutlich für viele andere Pferde schon ein Ausschlusskriterium gewesen. Mika dagegen stapft einfach drüber weg auf die Terrasse der Villa. Er weiß ganz genau, dass dort an einem Holzpfosten ein Trog mit Futter für ihn versteckt angebracht ist.

Von der Bühne auf die Wiese

Zum Glück ist die Hallenberger Freilichtbühne eine Naturbühne, also optimal für Mika, denn er findet überall Grünzeug zum Naschen zwischendurch. In seinen Spielpausen darf er dann auf die große Wiese direkt vor den Eingangstoren, bis er zur großen Schluss-Szene wieder mit auf die Bühne geht.

Die nächsten Spieltermine

Sonntag, 29. Mai,15.30 Uhr

Sonntag, 5. Juni, 15.30 Uhr

Mittwoch, 15. Juni, 9.30 Uhr

Samstag, 18. Juni, 17 Uhr

Donnerstag, 23. Juni, 17 Uhr

Sonntag, 26. Juni, 15.30 Uhr

Insgesamt wird „Pippi Langstrumpf“ 16 Mal aufgeführt.

Weitere Informationen gibt es unter www.freilichtbuehne-hallenberg.de

Die anstrengendste Phase mit den täglichen Proben hat nun ein Ende. Morgen Nachmittag um 15.30 Uhr ist Premiere für Mika, Marie, Pippi und ihre Schauspiel-Kollegen. Deshalb hat Papa Kurt heute einen guten Grund, nicht den Vogel auf dem Schützenfest in Elsoff zu schießen.