Hallenberg. . Im Winter denkt vermutlich kaum jemand an die Freilichtbühnensaison. Aber in Hallenberg werden schon die Weichen für die Welturaufführung „Maria Magdalena“ und für „Pippi Langstrumpf“ gestellt.

Der Blick nach draußen weckt nicht gerade die Lust aufs Theaterspielen im Freien. Doch die Hallenberger sind gedanklich schon wieder auf ihrer Bühne. 70 Jahre wird sie in diesem Sommer alt und zwei besondere Stücke stehen auf dem Spielplan.

Mit „Maria Magdalena“ schreibt Regisseurin Birgit Simmler den Hallenbergern quasi eine Welturaufführung auf den Leib. Und mit „Pippi Langstrumpf“ inszeniert Bärbel Kandziora bei ihrer zweiten Regie-Arbeit in Hallenberg ein Kinderstück, das 1993 sage und schreibe 26 132 Zuschauer in die Nuhnestadt lockte. Das waren im Schnitt 1452 pro Aufführungstermin. Nur die Passionen waren erfolgreicher.

Die Bauten auf dem 90 Meter breiten Bühnenareal sind zurzeit abgerissen. Ein dünner Schneevorhang bedeckt die Szenerie. Bis hier draußen die ersten Dialoge geprobt werden, wird es noch ein Weilchen dauern. Aber die Bühne hält trotzdem keinen Winterschlaf. „Die Besetzung für beide Stücke steht bereits. Es hat zwei Casting-Termine gegeben, bei denen die einzelnen Rollen verteilt wurden“, sagt Georg Glade. Er gehört zum Team für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und spielt einen der Hohen Priester. Beim Casting bekommen mögliche Kandidaten einen kleinen Text, den sie vorsprechen müssen. Relativ schnell kristallisiert sich dann heraus, wer für welche Rolle in Frage kommt. Und oft haben die Regisseurinnen auch schon einen Akteur oder eine Spielerin im Hinterkopf.

Einmal die Einwohner Münchens

Rund 1,5 Millionen Zuschauer hat die Bühne bislang gezählt. Das entspricht der Einwohnerzahl Münchens.

Auf Platz 1 in der Zuschauerresonanz stehen 44 000 Besucher, die 1950 die 25 Passions-Aufführungen besuchten.


Sehr erfolgreich war auch 1995 „Das Dschungelbuch“ (24 612 Zuschauer bei 19 Aufführungen), 2014 „Die Päpstin“ mit 22 728 Besuchern in 18 Aufführungen oder 2003 „My Fair Lady“ (22 132 Besucher bei 16 Terminen). Schlusslicht bilden „Die lustigen Weiber von Windsor“ 1978 mit 3534 Besuchern in 14 Aufführungsterminen.


„Ganz doll“ auf Pippi Langstrumpf freut sich schon jetzt die 10-jährige Mia Mütze. „Ich hätte, wenn’s sein muss, auch den Tommi gespielt. Aber die Hauptrolle ist natürlich was Besonderes“, sagt Mia. Sie hat in den vergangenen Jahren schon einen Harlekino, den kleinen Anastasius und zuletzt einen der Sieben Zwerge dargestellt. Natürlich kennt Mia die Verfilmung der Astrid-Lindgren-Geschichten, aber das Buch hat sie noch nicht gelesen. Dass sie Krafttraining machen muss, um ihr Pferd, den „Kleinen Onkel“, in die Lüfte stemmen zu können, glaubt sie nicht. Dafür gibt es bestimmt einen Trick. Vielleicht muss sie ein paar Reitstunden nehmen; aber das wird sich zeigen.

Von Päpstin zur Maria Magdalena

Auch für „Maria Magdalena“ sind die Würfel gefallen. Manuela Winter, die schon „Die Päpstin“ spielte, wird die Hauptrolle übernehmen. Regisseurin Birgit Simmler, die in der zehnten Saison in Hallenberg die Spielfäden führt, setzt mit der Geschichte nach dem Tod Jesu an. Die trauernde Maria Magdalena fasst den Entschluss, die Lehre Jesu weiter zu verbreiten. Doch die Versammlungen müssen im Geheimen stattfinden und Maria muss sich vor allem vor Saulus in Acht nehmen. Nicht zum ersten Mal bricht Birgit Simmler auch hier eine Lanze für alle starken und mutigen Frauen, die sich gegen Vorurteile, gesellschaftliche Rollenklischees und Fanatismus zu Wort melden.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Die 43-jährige Theaterfachfrau, die außerdem als Kulturreferentin in Biedenkopf arbeitet und dort die Schlossfestspiele aus der Taufe hob, hat das Stück eigens für Hallenberg geschrieben. Die Musik stammt von Paul Graham Brown. Der erfolgreiche englische Komponist hat schon mehrfach mit Birgit Simmler zusammengearbeitet und in Hallenberg als Gesangscoach u.a. bei „Anatevka“ Unglaubliches aus den Solisten herausgekitzelt.

Pippi Langstrumpf wurde auf der Freilichtbühne Hallenberg schon 1993 mit großem Erfolg gespielt.
Pippi Langstrumpf wurde auf der Freilichtbühne Hallenberg schon 1993 mit großem Erfolg gespielt. © WP

Nachdem feststand, wer welche Rolle in „Maria Magdalena“ spielen wird, hat Brown auch die Solo-Gesangsstücke eigens von den Ton-Intervallen so geschrieben und gesetzt, dass sie dem Stimm-Umfang des Akteurs entgegenkommen. „Wir haben einige Songs gehört. Die klingen wirklich ganz toll. Sie sind sehr eingängig, gehen mal ins Poppige, haben mal orientalische Anwandlungen und auch Rock-Elemente“, sind Manuela Winter und „Saulus“ Daniel Glade schon jetzt sehr begeistert.

Workshops mit Musical-Profi

Eigens für die Solisten wird es Workshops mit dem Profi-Musicaldarsteller Markus Pohl geben. Die Chorgesänge werden parallel dazu und unabhängig voneinander einstudiert. Also jede Menge Arbeit, die da auf das Ensemble zukommt.

Noch bevor überhaupt die Werbeprospekte verschickt wurden, sind schon 1000 Karten für „Pippi Langstrumpf“ und 2000 für Maria Magdalena vorbestellt. Ein gutes Zeichen für eine hoffentlich erfolgreiche Saison im 70. Jahr der Freilichtbühne.