Bad Berleburg. . Wisente im Rothaargebirge dürfen nicht mehr frei durch die Wälder laufen. Trägerverein sieht gute Chancen, dieses Urteil des Landgerichts zu kippen.
Der Trägerverein „Wisent-Welt-Wittgenstein“ legt Berufung gegen das Urteil des Landgerichts Arnsberg vom Oktober dieses Jahres ein. Diese wird beim Oberlandesgericht in Hamm verhandelt. Das Arnsberger Gericht hatte den Wisent-Verein verpflichtet, „geeignete Maßnahmen“ zu ergreifen, um die frei lebenden Wisente von den Grundstücken zweier klagender Waldeigentümer aus dem Hochsauerlandkreis fernzuhalten.
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„Nach intensiver Prüfung der schriftlichen Urteilsbegründung“, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Bernd Fuhrmann, „sehen wir in Übereinstimmung mit unserem Rechtsanwalt gute Chancen für eine erfolgreiche Berufung.“ Die Berufungsfrist für den Wisent-Verein läuft am 11. Dezember ab. Für die schriftliche Begründung der Berufung hat der Verein dann bis zu zwei Monate Zeit.
Berufungsverhandlung wird wohl im Sommer 2016 stattfinden
Mit einer Verhandlung ist im Sommer 2016 zu rechnen. Der Wisent-Verein teilt in seinem Newsletter mit, dass er die natur- und artenschutzrechtlichen Belange im Arnsberger Urteil nicht ausreichend gewürdigt sieht, vor allem den besonderen Schutz der Wisente als FFH-Tierart. Auch das tatsächliche Verhalten der frei lebenden Wisente sieht der Verein vom Gericht als unzutreffend bewertet an, denn de facto verfügt er in der Praxis nicht mehr über die Tiere. Dennoch arbeite der Verein weiter daran, „geeignete Maßnahmen“ zu identifizieren und umzusetzen, um die Wisente von den Grundstücken der Kläger fernzuhalten, heißt es.
Negative Auswirkungen auf die Region
Bernd Fuhrmann macht in der Erklärung des Newsletters deutlich, dass ein Ende des Wisent-Projektes erhebliche negative Auswirkungen auf die Region und die Menschen hätte. „Wenn wir das Urteil so einfach akzeptieren würden ohne zu kämpfen, würden wir unserer Verantwortung für Artenschutz, Wohlstand, Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region nicht gerecht.“
Denn das Projekt steht nicht für sich alleine. Es ist in Zusammenhang mit der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“, dem Besucherareal, zu sehen. Dort wurden seit der Eröffnung mehr als 100 000 Besucher gezählt. Viele kommen nur wegen der Wisente in die Region, geben hier Geld aus. Am Projekt hängen direkt und indirekt viele Arbeitsplätze.
„Wir gehen auch deshalb in die Berufung, weil wir in den vergangenen Wochen einen enormen Zuspruch von zahlreichen Organisationen, Institutionen und Bürgern und von unseren Partnern und Sponsoren erhalten haben. Gerade außerhalb unserer Region wird der Streit vielfach als Provinzposse wahrgenommen. Wir sehen uns in der Verantwortung, ein Scheitern des für ganz Westeuropa einzigartigen Artenschutzprojektes zu verhindern. Denn die Wiederansiedlung der Wisente im Rothaargebirge hat in den vergangenen Jahren einen enormen Stellenwert weit über unsere Region hinaus erworben. Viele Menschen in ganz Europa schauen auf uns.“
Schälschäden werden aus einem Fonds beglichen
In dem Streit gehe es nur vordergründig um Schälschäden an Bäumen, stellt Bernd Fuhrmann klar. Zumal diese aus einem Fonds, der jährlich bis zu 50 000 Euro bereitstellt, beglichen werden. Im Übrigen seien die Schälschäden das einzige Problem im Zusammenhang mit der Freisetzung der Wisente. Andere Schäden haben die frei laufenden Tiere nicht verursacht. Das Projekt stelle vielmehr eine einzigartige Erfolgsgeschichte dar und besitze für Westeuropa einen außergewöhnlichen Referenzcharakter.
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Damit rücke auch der Artenschutz in Deutschland insgesamt in das Blickfeld. Denn wenn das Wisent-Projekt auf Grund der Klage von einigen wenigen Waldeigentümern scheitere, werde damit ein Präzedenzfall für andere Artenschutzprojekte im Land geschaffen. „Deswegen gehen wir auch stellvertretend für viele Natur- und Artenschutzprojekte in Deutschland in Berufung“, betont Bernd Fuhrmann.
"Hohe nationale und internationale Aufmerksamkeit" für Bad Berleburg
„Das Wisent-Projekt beschert uns eine hohe nationale und internationale Aufmerksamkeit, Bad Berleburg ist zu einem attraktiven Standort für die Wisent-Forschung geworden. Das nützt nicht nur der Tierart, sondern auch unserem Tourismus mit Gaststätten, Hotels und Dienstleistungen. Auch das Hochsauerland profitiert von den Wisenten. Denn auch dort wird mit den Wisenten aus Wittgenstein geworben. All das steht jetzt auf dem Spiel“, begründet Bernd Fuhrmann den Entschluss des Vereins, gegen das Arnsberger Urteil in die Berufung zu gehen.