Arnsberg/Oberkirchen.. Kläger aus Oberkirchen sind erleichtert über Entscheidung der Richter.
Nur das trübe Wetter in Arnsberg verhindert, dass Hubertus Dohle mit der Sonne um die Wette lacht: Der Waldbauer aus Oberkirchen ist zufrieden, hochzufrieden mit dem Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts, die den Trägerverein Wisent-Welt Wittgenstein dazu verpflichtet, in Zukunft den Aufenthalt der bulligen Tiere in seinem Wald zu verhindern. „Endlich hat sich Vernunft eingestellt“, sagt Dohle. Zweieinhalb Jahre habe er sich jetzt mit Schälschäden durch Wisente befasst. Die in Zukunft noch größer würden, weil sich die Herde vermehrt. „Ich habe immer gesagt, dass eine richterliche Entscheidung her muss.“
Und die sieht so aus, „wie wir sie haben wollten“, findet Dohles Anwalt Dr. Dieter Schulz. Er sieht in dem Urteil das wichtige Signal, dass man als Wisent-Trägerverein nicht einfach sagen könne: „Ich habe mein Eigentum aufgegeben – sprich: die Herde in die Freiheit entlassen – und hafte jetzt nicht mehr dafür.“
Wanderfreudige Tiere
Der zweite klagende Waldbauer, Georg Feldmann-Schütte, ist von dem ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hartmut Schauerte („er bewirtschaftet den großelterlichen Hof“) ins Gericht begleitet worden. Auch Feldmann-Schütte strahlt, als er den überfüllten Saal 106 des Arnsberger Landgerichts verlässt. Zuvor hatte er in der mündlichen Verhandlung die offenkundige Wanderbereitschaft der bulligen Tiere rund um den Rothaarsteig beschrieben: „Auch im Kreis Olpe wurden jetzt die Wisente gesehen“, sagte er, „die nächsten Waldbesitzer sind schon in Lauerstellung.“
In den nächsten Wochen, so die Vorstellung des Vorsitzenden Richters Jörg Maus, sollen Trägerverein und Waldbauern darüber ins Gespräch kommen, wie man die Besuche der Wisente in den Wäldern Oberkirchens verhindern kann. Als „geeignete Maßnahme“ sieht Feldmann-Schüttes Anwalt Hans-Jürgen Thies das Einzäunen der Herde an. „Dabei müssen die Enden der Zäune zusammentreffen.“ Es müsse ein schlüssiges Problembeseitigungskonzept her“, so Thies. Und wenn nicht? Denkbar sei, so der Jurist, dass man die Tiere wieder einfängt und an ihre „Herkunftsstandorte“ zurückbringt. Denn: „Das Wisent-Projekt in dieser Form ist gescheitert.“
Erleichtert über das Urteil ist auch der Schmallenberger Stadtförster Siegfried Hunker. „Ich begrüße das Urteil – es ist auch für den Stadtwald von Vorteil, wenn die Wisente keine Bäume mehr schälen.“ Zwar seien die Tiere in den Sommermonaten nicht mehr durch den Stadtwald gezogen, aber vorher hatten sie mehrfach Schaden angerichtet, vor allem an Buchen. Als Entschädigung hat die Stadt dafür rund 1200 Euro bekommen.
Bürgermeister Bernhard Halbe betrachtet das Urteil zunächst vorsichtig – er rechnet damit, dass der Trägerverein in Berufung gehen wird. Er selbst hält einen Weidezaun für eine geeignete Lösung und ist der Ansicht, dass alle Parteien in den vergangenen Monaten bemüht waren, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu suchen – auch wenn die Mediation vor Gericht gescheitert war.
Konstruktive Gespräche
Dennoch seien die Signale beider Seiten meist konstruktiv gewesen, so Halbe: „Wenn man von einigen Ausrutschern mal absieht.“ Damit spielt er auf ein Interview mit Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein bei Radio Siegen an, bei dem dieser sagte, wenn die Waldbauern mit ihrer Klage Erfolg hätte, könne „es gut sein, dass ihre Höfe brennen.“