Warstein. . Die Ursachenforschung und Bekämpfung der Legionellen-Belastung in Warstein ist offenbar schwieriger als angenommen. Noch immer laufen die Reinigungsmaßnahmen in den Vorklärbecken der Brauerei und der kommunalen Kläranlage. Überraschend hohe Messwerte stellen die Experten vor Rätsel.
Nach den amtlichen Probenergebnissen des Universitätsklinikums im Auftrag des Kreises Soest, die unserer Redaktion vorliegen, wurde am 6. November im Abwasserbecken 9 der Brauerei eine Legionellen-Belastung von 12,4 Millionen KBE (Kolonie bildenden Einheiten) pro 100 Milliliter Abwasser gemessen.
Die letzten der Öffentlichkeit bekannten Werte vom 6. September, die Professor Exner für das Universitätsklinikum im Abwasserbereich der Brauerei genommen hatte, wiesen eine Belastung von 2,5 Millionen KBE/100ml Abwasser aus. Dem gegenüber standen die Werte, die das von der Brauerei beauftragte Hygieneinstitut Gelsenkirchen am 4. September genommen hatte: Sie betrugen „nur“ 70 000 KBE. Wie diese Abweichungen zustande kamen, konnte bis heute offenbar nicht geklärt werden.
Brauerei wartet auf Ergebnisse
Auch für die jetzt so hohen Werte und mögliche Abweichungen hat die Brauerei aktuell keine Erklärung. „Es gibt keine abschließenden Erkenntnisse darüber, wie die Belastung der Vorkläranlage zustande kam“, so die Pressestelle in einer Stellungnahme zu den amtlichen Probenergebnissen, „wir gehen aber weiterhin davon aus, dass die Brauerei nicht Verursacher des Problems war, sondern einer der zahlreichen Betroffenen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns darüber hinaus, bevor die endgültigen Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen, nicht zu der Thematik äußern möchten.“
Weichen die aktuellen Ergebnisse des Hygieneinstituts Gelsenkirchen wieder von den amtlichen Proben ab? Oder weisen auch diese Ergebnisse Werte auf, die sich nicht erklären lassen? Denn eigentlich müsste angesichts der zahlreichen Maßnahmen, die die Brauerei in enger Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Instituten und den zuständigen Behörden ergriffen hat, die Legionellenbelastung sinken.
„Wir können versichern, dass das Management unseres Unternehmens alles daran setzt, die Ursachen der Thematik zu finden und damit zur Aufklärung entscheidend beizutragen“, so die Brauerei. In der Betriebskläranlage der Brauerei erfolgt nach Auskunft des Landesumweltministeriums die Behandlung der mit Legionellen belasteten Becken teilweise über eine UV-Anlage, teilweise zusätzlich über eine Membrananlage.
Das behandelte Abwasser wird der Kläranlage des Ruhrverbandes zugeführt. Durch die ergriffenen Maßnahmen und angesichts der aktuellen Witterung dürften sich die Legionellen theoretisch nicht mehr vermehren können – wie kommt jedoch dieser hohe Wert in den amtlichen Ergebnissen zustande? Es könnte an den Testverfahren liegen, die teilweise wegen der hohen Begleitkontamination mit Verdünnungen durchgeführt werden. Doch weder Brauerei noch Experten haben derzeit eine Erklärung für das, was in den Becken möglicherweise passiert ist.