Warstein. .
Die Legionellen-Welle von Warstein - jetzt wird sie ein Fall für Taschenrechner und Computer. Mit einem mathematischen Modell versucht die Warsteiner Brauerei zu beweisen, dass sie als Verursacher-Quelle für die Epidemie, die (mindestens) zwei Todesopfer und 165 Erkrankte gefordert hat, nicht in Frage kommt.
Hintergrund: Legionellen-Papst Professor Dr. Martin Exner und andere Experten verfolgen eine so genannte „Arbeitshypothese“, wonach die Erkrankungswelle in Warstein möglicherweise durch eine zunächst sehr niedrige Legionellen-Konzentration in einem der sechs Kühltürme der Brauerei ihren Anfang genommen haben könnte. Von dort seien die Bakterien - nach dieser Theorie - dann über das Vorklärbecken der Brauerei, die städtische Kanalisation und die Kläranlage des Ruhrverbandes in den Fluss Wäster und schließlich zur Firma Esser gelangt, wo sie über das Rückkühlwerk freigesetzt worden seien.
Anhand von zwei am 4. und 6. September durch unabhängige Institute ermittelte Werte hat Diplom-Ingenieur Jörg Behr nun zurückgerechnet, wann das Vorklärbecken der Brauerei frühestens kontaminiert worden sein könne. Dieser Rechnung liegt die „Generationszeit“ zugrunde, also die Frage: Wie lange brauchen Legionellen, um sich bis zu einem bestimmten Wert zu vermehren? Behr ist überzeugt: „Die Klärbecken der Brauerei können nicht vor dem 20. August mit Legionellen belastet gewesen sein.“ Die ersten Erkrankten wurden am 14. August registriert, am 20. August wurden bereits 68 erkrankte Menschen in verschiedenen Krankenhäusern behandelt.
Interessant: Bei Jörg Behr handelt es sich um jenen Mann, der als erstes den Fokus auf das Klärbecken des Ruhrverbandes gelenkt hat. Für ihn und Frank Homann, Leiter der Qualitätssicherung bei der Brauerei, ist es viel wahrscheinlicher, dass die Brauerei aus der Luft infiziert worden sei. Wetter- und Winddaten sollen diese Vermutung weiter stützen.