Warstein. . Nach der Aufhebung der Reisewarnung für Warstein hat sich die Aufregung um die Legionellen-Krise für die Warsteiner Brauerei noch nicht gelegt: Die Brauerei wehrt sich gegen das Kreisgesundheitsamt und sieht sich von der Behörde zu Unrecht im Verdacht, Legionellen verbreitet zu haben.
„Die Brauerei scheidet zum jetzigen Zeitpunkt als Verursacher-Quelle für die Legionellen-Erkrankungen aus“, heißt es in einer veröffentlichten Pressemitteilung. Damit wehrt sich die Warsteiner Brauerei gegen den Inhalt einer so genannten „Arbeitshypothese“, die der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Frank Renken, am Donnerstag im Gesundheitsausschuss des Kreises erwähnt hatte (die WP berichtete). Kernaussage dieser „Arbeitshypothese“: Als Verursacher der Erkrankungswelle mit zwei Toten und 165 Infizierten kommt eines der sechs Rückkühlwerke in der Brauerei als primäre Quelle infrage.
In dem Dortmunder Jörg Behr hat die Brauerei nun den Ingenieur als Berater engagiert, der als erster das Klärwerk des Ruhrverbandes als Hauptquelle ins Gespräch gebracht hat (die WESTFALENPOST hat exklusiv berichtet). Aufgrund eines mathematisch fundierten Modells glaubt Behr den Nachweis erbracht zu haben, dass die Brauerei nicht der Verursacher sein kann.
Experte sieht Brauerei nicht als Verursacher für Legionellen-Verbreitung
Ausgehend von den am 4. September und 6. September ermittelten Werten im Klärbecken der Brauerei und unter Berücksichtigung der Wachstumsgeschwindigkeit der Bakterien hat Jörg Behr zurück gerechnet, wann die Becken frühestens mit Legionellen belastet worden sein können. Zur Erinnerung: Am 4. September waren 70.000 KBE (Kolonien bildende Einheiten) und am 6. September bereits 2,5 Millionen KBE Legionellen am Abfluss der Brauerei in die städtische Kanalisation gemessen worden. Parallel dazu wurden auch die Werte am Zulauf des Ruhrverband-Klärwerkes gemessen. Auch hier ergibt sich zwischen dem 4. und 6. September eine deutliche Steigerung.
Legionellen-Epedemie in WarsteinMit seinen Berechnungen kommt Diplom-Ingenieur Behr nun zu dem Ergebnis, dass das Vorklärbecken der Waldparkbrauerei vor dem 20. August nicht mit Legionellen kontaminiert worden sein kann. Die ersten Erkrankungen wurden bekanntlich am 14. August registriert. Bereits am 20. August waren 68 infizierte Patienten registriert.
„Dieses mathematische Modell ist keine Spekulation oder etwa wilde Theorie, sondern es handelt sich hier vielmehr um eine These, die unsere Annahme stärkt, dass wir als Verursacher ausscheiden“, erklärte dazu Frank Homann, Leiter Qualitätsssicherung bei der Brauerei. Und Stefan Leppin, Leiter der Unternehmenskommunikation, ergänzt: „Diese Berechnungen sind plausibel und logisch.“
Ein weiterer Fixpunkt der Brauerei-These sind die Daten über Windrichtungen und klimatische Bedingungen, die seit dem 20. August in Warstein registriert wurden. Demnach herrschten besonders am 23. August und 24. August vornehmlich aus Norden kommende Winde, die über die Stadt in Richtung Süden geweht wurden, was die These unterstützt, dass die Abwasserbecken durch Aerosole aus der Luft kontaminiert wurden. Homann: „Diese haben sich schlauchförmig ausgebreitet und sind dann durch das Kühlsystem oder durch Klärbecken angesogen worden.“ Dass es dann später zu einer derart hohen Konzentration im Vorklärbecken kommen konnte, ist für Jörg Behr keine Überraschung: „Die Bedingungen, die dort herrschen, entsprechen denen in einem Bio-Reaktor.“