Belecke. . Über 350 Einsatzkräfte aus den Kreisen Soest und Unna sowie der Stadt Hamm trainierten bei einer Großgruppenübung den Ernstfall und inszenierten dazu auf der WLE-Bahntrasse nahe dem Belecker Industriegebiet Nord ein schweres Zugunglück mit zahlreichen Verletzten. Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, Deutsches Rotes Kreuz, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk aus dem vor gut sechs Jahren zusammengelegten Verband 5 des Regierungsbezirks Arnsberg simulierten eine Katastrophe diesmal in der Region Warstein-Rüthen.

Dichte Rauchschwaden und grelle Feuerfontänen schleudern aus der Lok heraus und steigen in den Himmel empor, unzählige laute Hilferufe und kreischende Stimmen junger Menschen sind aus den dahinter gehangenen Personenwaggon zu hören, Rettungskräfte rennen kreuz und quer im Eiltempo – Chaos nach einer Katastrophe. Was sich wie ein schreckliches Unglück anhört, erweist sich in diesem Fall aber glücklicherweise nur als „geplante Tragödie“ mit authentischer Wirkung.

Zur Szenerie: Es ist Samstag, kurz nach 14 Uhr, als Rettungskräfte zur Unglücksstelle an die Bahngleise nahe der Gewerbegebietes Belecke Nord alarmiert werden. Niemand kann erahnen, was wirklich geschehen. „Zug mit Fahrzeug kollidiert; Verletzte Personen“, lautet der erste Lagebericht, der über Funk ausgetragen wird.

Die Einsatzkräfte befürchten schlimmes und müssen sich mit Eintreffen am Unfallort ihren vagen Vermutungen leider aussetzen. Ein Kleintransporter liegt umgekippt neben den Schienen, davor ein Zug samt angekoppelten Personenwaggons. Feuer ist zu sehen. Junge Menschen, die an einer Sambazugfahrt Richtung Warstein teilnahmen, schreien um Hilfe, einige von ihren irren auf den Gleisen blutüberströmt – natürlich nur so geschminkt – umher, sind teils stark alkoholisiert, während einige andere Personen regungslos auf dem Gleisen liegen. Blankes Chaos herrscht.

Die Helfer müssen jetzt schnell handeln. Jede Minute zählt. Die Rettung von Leben hat oberste Priorität. Doch die zweifellos schauspielerisch talentierten Verletzten, machen es den Feuerwehrmännern und Sanitätern nicht einfach. Ein Feuerwehrmann versucht gerade, einem jungen Mann mittels einer Leiter aus dem Waggon zu ziehen, als plötzlich eine junge Dame ihn am Bein zerrt und um Hilfe schreit. „Warum hilft uns keiner? Bitte, komm, wir brauchen Hilfe“, hallt es aus ihr heraus. Das Mädchen schreit wieder.

Doch auch derartige schwierige und Stress erregende Situationen müssen von den Einsatzkräften trainiert werden. Knallharte Konfrontation zu Übungszwecken könnte man sagen. Der Feuerwehrmann agiert allerdings hochprofessionell, versucht die junge Frau zu beruhigen, garantiert ihr Hilfe: „Beruhigen Sie sich, Sie sind nicht allein. Hilfe ist unterwegs“, entgegnet ihr der Brandschützer.

Provisorisches Lazarett für die Verletzten bei der Großübung errichtet

Die Helfer müssen bei der Großübung schnell handeln. Es kommt auf jede Sekunde an. Foto: Georg Giannakis
Die Helfer müssen bei der Großübung schnell handeln. Es kommt auf jede Sekunde an. Foto: Georg Giannakis © Georg Giannakis/WP

Krankenwagen, Notärzte und Sanitäter sind derweil dabei, ein provisorisches Lazarett auf dem unmittelbar angrenzenden Feld zu errichten. Die Verletzten werden medizinisch erstversorgt, bevor sie dann (eigentlich) mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.

Kritisch und präzise wird das Geschehen von den zahlreichen Einsatz-, Übungs- und Gruppenleitern beobachtet. Sogar lokalpolitische Vertreter verschaffen sich einen direkten Überblick am Unglückort. Warsteins Bürgermeister Manfred Gödde und Landrätin Eva Irrgang sind zur Stelle und bekommen Informationen von Personen des eingerichteten Krisenstabs.

Landrätin lobt vorbildliches Rettungssystem

„Wir sind zufrieden. Die Einsatzkräfte haben trotz der erheblichen Komplexität des Vorfalls ganze Arbeit geleistet“, betont Friedel Bitter, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Rüthen und einer der vier verantwortlichen Übungsleiter. „Wir sind froh, mit dem Verband 5 ein solch gutes Rettungssystem zu haben. Das ist ein vorbildliches Konstrukt“, lautete das Fazit von Landrätin Eva Irrgang.