Bad Laasphe. „Unser Bus wurde von einem Pkw gerammt und ist umgestürzt! Bitte helfen Sie uns“, die ängstliche Stimme von Anja Leusing aus Ochtrup schlägt um, wird lauter und panisch. Das Mädchen weint, im Hintergrund sind Schreie zu hören. Verletzte Menschen irren umher, ein Bus liegt auf der Seite und ein Pkw qualmt.
Jetzt liegt es am Disponenten der Kreisleitstelle in Siegen, wie schnell Hilfe ankommt. Er muss entscheiden, welche Rettungsmittel alarmiert und losgeschickt werden. Kurze Zeit später gibt es Großalarm für Feuerwehren, Rettungsdienst, PSU-Notfallseelsorge und Hilfsorganisationen im gesamten Kreisgebiet.
Wenige Minuten nach dem Alarm treffen die Kameraden der Feuerwehr Bad Laasphe und der DRK-Rettungsdienst Bad Laasphe an der Einsatzstelle am Schlossberg ein. Dort bot sich den Einsatzkräften ein dramatisches Bild: Ein Schulbus war in Richtung Bad Laasphe gefahren und von einem Pkw gerammt worden. Dabei kippte der voll besetzte Bus um. Die Insassen des Pkw wurden eingeklemmt.
Eingeklemmte und Verletzte
Die Feuerwehrleute beginnen damit, die eingeklemmten aus dem Pkw zu befreien und einige umherlaufende Kinder zu betreuen. Außerdem wird der Brandschutz sichergestellt. Andere öffnen die Notausstiege am Bus oder trennen die Scheiben heraus, um Zugang zu den schreienden Kindern zu bekommen.
Dem zuerst eintreffenden Rettungsteam um Rettungsassistent Manuel Wego und Notarzt Dr. Ulrich Gauß, sowie der Rettungswagenbesatzung um Alexander Weyand und Fabian Dietrich obliegt es nun, die Verletzten zu zählen, um eine genaue Rückmeldung an die Leitstelle geben zu können. Danach richtet sich, wie viele Rettungskräfte noch alarmiert werden müssen.
Nach der Rückmeldung eilen weitere Rettungswagen zur Einsatzstelle. Doch bis die ankommen, sind die Helfer auf sich gestellt. Mehr als 40 Verletzte haben sie in ihrer Obhut. Jetzt müssen Entscheidungen getroffen werden: Rettungsassistent Fabian Dietrich muss die nachrückenden Kräfte einweisen. Er ist dafür verantwortlich, dass die Rettungswagen sich nicht gegenseitig zuparken. Notarzt Dr. Ulrich Gauß muss entscheiden, welchen Patienten – nach der Sichtung – bereits geholfen werden kann. Wer muss zuerst versorgt werden? Welche Verletzungen sind nicht so zeitkritisch? Wer hat keine reelle Überlebenschance mehr und muss zu Gunsten anderer Verletzter liegen gelassen werden?
Nach und nach werden die Verletzten von DRK, Feuerwehr und Maltesern aus dem Bus und dem Auto befreit und auf die Wiese gelegt. Dort kümmern sich Rettungsdienstler und die ehrenamtlichen Helfer der Hilfsorganisationen um sie. Währenddessen bauen Rotkreuzhelfer aus dem gesamten Kreisgebiet an einem nahe gelegenen Parkplatz Zelte auf. Darin werden die Verletzten versorgt. Dabei sind die Zelte nach Schwere der Verletzungen eingeteilt, um den schwer Verletzten und denen, die schnellstmöglich in eine Klinik transportiert werden müssen, adäquat helfen zu können.
Die Entscheidung, wer in welches Zelt kommt, haben die Mediziner getroffen und die Verletzten dann dazu mit farblich markierten Karten und einer Kurzdiagnose versehen. In den Zelten erfolgt nun durch weitere Rettungskräfte eine Versorgung und Stabilisierung der Verletzten. Nach Organisation von freien Betten können die Patienten in ein Krankenhaus transportiert werden. So werden durch die Rettungskräfte nach und nach alle Patienten nach Dringlichkeit versorgt und abtransportiert. Nach rund drei Stunden sind alle Verletzten auf die umliegenden Krankenhäuser verteilt. Die unverletzt gebliebenen Schüler werden durch DRK-Helfer und Notfallseelsorger der PSU Siegen-Wittgenstein betreut.
Die Schlossstraße blieb noch für Stunden gesperrt, bis der Bus schließlich geborgen und abgeschleppt werden konnte. Dies war eine der größten Einsatzübungen, die es bisher im Kreis Siegen-Wittgenstein gegeben hatte.