Warstein. . Bier. Natürlich Bier. Was denn auch sonst? Darum drehte sich das Gespräch zwischen der Delegation um Jewgenij Schmagin, den Generalkonsul der Russischen Föderation, und der Vertretung der Stadt Warstein zumindest zu Beginn.

„Ich habe bis jetzt 130 Städte in Deutschland besucht“, erklärte der Mann, der den offiziellen Rang eines Botschafters bekleidet. „Aber zum ersten Mal überhaupt wird mir offiziell ein Bier angeboten. Ich habe früher immer geglaubt, in deutschen Städte würde das Bier in Strömen fließen.“

In Strömen floss der Gerstensaft bei diesem ersten Besuch eines Russland-Botschafters in Warstein zwar nicht, aber immerhin wurde für das offizielle Pressefoto zur markanten Pilstulpe gegriffen und angestoßen. Dabei erwies sich Schmagin, der auf seiner Visitenkarte als „Ausserordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter“ seines Landes ausgewiesen ist, als profunder Kenner des heimischen Gebräus: „Wir richten im russischen Generalkonsulat in Bonn jährlich mehrere große Feste aus und dort wird ausschließlich Warsteiner ausgeschenkt.“ Daran hat offenbar auch ein Brauereibesuch bei einem Mitbewerber nichts geändert, wie Schmagin augenzwinkernd verriet: „Das Bier dort hat mir leider gar nicht geschmeckt.“

Solche Sätze hört Bürgermeister Manfred Gödde bekanntermaßen gerne und brachte dem Gast aus Russland bei seiner Einführung auch gleich ein zweites „Produkt“ aus Warstein buchstäblich näher: „In der Zahnpasta, mit der sie sich morgens in Bonn die Zähne putzen, ist hochwertiger Warsteiner Kalk enthalten.“ Gödde betonte, dass er „angenehm überrascht“ war, als die Anfrage des Generalkonsulats, ob man die Stadt Warstein besuchen könne, Ende Oktober vergangenen Jahres bei ihm eintraf: „Wir sind eine äußerst gastfreundliche Stadt und freuen uns über jeden Besucher, der sich für unsere Stadt interessiert.“

Das Interesse der Delegation galt dabei nicht nur dem Rathaus und der Stadt, sondern ganz besonders auch den beiden größten Firmen in Warstein: der Brauerei und Infineon. „Wir haben in den letzten Jahren zunächst die großen Städte in Nordrhein-Westfalen besucht“, erläuterte Attaché Ilja Roschkow. „Jetzt widmen wir uns den kleineren und mittleren Städte mit wichtigen Wirtschaftsstrukturen. Deshalb ist Warstein für uns interessant.“

Das Interesse beruht dabei auf Gegenseitigkeit. Für die Warsteiner Brauerei etwa ist der russische Markt ebenso interessant wie schwierig, wie Stefan Leppin auf Anfrage der WESTFALENPOST erläuterte: „Der russische Biermarkt ist gerade sehr in Bewegung. Wir hoffen darauf, dass wir neue Verhandlungen mit Importeuren aufnehmen können.“

Mit Tim Tendick, dem Leiter des Internationalen Lizenzgeschäftes, und Stefan Wielinga, Sales Manager für das Russland-Geschäft bei der Warsteiner Brauerei, standen dann beim Gespräch in der Brauerei-Verwaltung auch zwei kompetente Gesprächspartner bereit. Während mit Igor Sevastyanov als Leiter des Russischen Wirtschafts- und Handelsbüros ebenfalls jemand mit exzellenten Kontakten an dem Meinungsaustausch teilnahm. „Es ist wichtig für unsere heimischen Firmen“, so Gödde, „dass wir auf dieser Ebene direkte Handelskontakte ermöglichen.“

Möglicherweise werden die Kontakte zu Russland in Zukunft sogar noch vertieft. Jewgenij Schmagin lud die Verantwortlichen dazu ein, über eine Partnerstadt in Russland nachzudenken, nachdem Gödde davon berichtet hatte, dass Warstein in der kommenden Woche in Düsseldorf als europafreundliche Kommune ausgezeichnet wird: „Bisher gibt es 90 Städtepartnerschaften zwischen deutschen und russischen Städten, meist sind es die großen Städte, die diese Kontakte unterhalten. Denken Sie mal darüber nach.“

Keine Zeit blieb diesmal für einen Besuch der Waldparkbrauerei: „Wie Bier gebraut wird - das kennen wir ziemlich gut“, schmunzelte der Generalkonsul und ergänzte dann: „Bier genießt bei uns Russen eine große Popularität. Alle Mitarbeiter des Generalkonsulats trinken gerne ein gutes Bier - das ist kein Staatsgeheimnis.“ Die für das Foto gereichten Biere blieben auf der russischen Tischseite allerdings alle ungeleert. „Es ist noch ein bisschen früh“, erklärte dazu Jewgenij Schmagin.