Warstein. Sein Bart ist zu kurz und nicht weiß genug, um ihm das Aussehen des Weihnachtsmannes zu geben. Aber in allem anderen hat Willi Bender ziemlich viel vom Weihnachtsmann.

Auch wenn der 72-Jährige sich selbst gar nicht in den Mittelpunkt stellen möchte. „Das, was wir hier machen, ist doch eine Gemeinschaftsarbeit“, betont Bender, „wenn sie nicht so viel Engagement mitbringen würde, dann könnte das auch nicht klappen.“ „Sie“ das ist Ulrike Wiegelmann, Schulleiterin der Grimme-Schule und so etwas wie das „Helferlein“ des „Weihnachtsmannes“ Willi Bender.

Jedes Jahr vor Weihnachten schreiben die Erst- bis Fünftklässler ihre Wünsche auf einen Zettel, der dann an den „Wunschbaum“ gehangen wird. Und mit dem hat es eine ganz besondere Bewandtnis: „Wir stellen bei uns im Geschäft einen Baum verkehrt herum auf, so dass die Wurzeln nach oben zeigen und an diese Wurzeln hängen wir die Wunschzettel“, erklärt Willi Bender. Im Kosmetikstudio „Studio B“ seiner Frau lädt der Wunschbaum gut sichtbar alle Kunden ein, etwas Gutes zu tun – für die Kinder der Grimme-Schule. Wer möchte, kann sich einen Zettel mitnehmen und das darauf Gewünschte besorgen; eine schöne Verpackung und kleine Süßigkeiten packt Karin Bender noch dazu – und schon ist ein Wunsch erfüllt.

Kleine Wünsche werden erfüllt

„Das ist doch etwas Schönes, wenn man Kindern so eine Freude machen kann“, meint Willi Bender. Und die Freude war groß gestern in der Grimme-Schule, als der 72-Jährige die Päckchen an die Schülerinnen und Schüler verteilte. Ein Dirk-Nowitzki-Poster, kleine Action-Figuren oder ein neues Kleid für die Barbiepuppe – jedes Kind bekam genau das, was auf seinem Wunschzettel stand. „Wir achten darauf, dass es Wünsche von einem Wert bis ungefähr zehn Euro sind“, erklärt Schulleiterin Ulrike Wiegelmann. Überhaupt gehe es bei der vorgezogenen Bescherung nicht um die Größe der Geschenke, sondern um das Beschenken an sich. „Wir möchten, dass die Kinder diesen Aspekt von Weihnachten richtig erleben können,dass sie sich auf etwas freuen können, was sie sich wünschen.“

Kunden besorgen die Geschenke

Seit vier Jahren erfüllt Willi Bender gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kunden die Wünsche der Grimme-Schüler und hat in der Zeit vor allem eines gemerkt: „Man muss die Leute direkt darauf ansprechen. Wenn die Kunden bei uns im Laden den ungewöhnlichen Baum mit den vielen Zetteln sehen, fragen sie oft was das sei. Wenn man es ihnen dann erklärt und fragt, ob sie nicht auch mitmachen wollen, klappt das immer.“

Hat er nie Sorge, dass sich nicht für alle Wünsche ein Pate findet? „Doch, das hatte ich im ersten Jahr schon“, gibt Willi Bender zu, „aber es funktioniert immer wieder.“ Eine Kundin, die sofort fünf Wunschzettel auf einmal mitnimmt, weil sie sich so freut, etwas Gutes tun zu können oder Tage, an denen er innerhalb von wenigen Minuten vier Wünsche unter den Kunden verteilt, sind die Bestätigung für den 72-Jährigen, dass seine Idee ankommt. Wobei es ihm wichtig ist, dass es sich um eine Gemeinschaftsproduktion handelt: Als Kundin des Kosmetikstudios der Benders kam Ulrike Wiegelmann 2008 mit Willi und Karin Bender ins Gespräch über Weihnachten, Schenken und Beschenktwerden. „Ich habe nicht darum gebeten, dass sie etwas für uns tun sollen“, erinnert sich Ulrike Wiegelmann, „die Initiative kam von den beiden. Das ist eine tolle Idee gewesen.“

Carsten Risse verriet Zaubertricks

Und eine Idee, die andere ansteckt: Carsten Risse, Warsteins Magier Nummer 1, war so begeistert von dem „Wunschbaum“, dass er Willi Bender auf dem Neujahrsempfang versprach, ihn bei der diesjährigen Aktion zu unterstützen. „Das ist so eine schöne Sache, die wollte ich unbedingt unterstützen“, erzählte der Zauberer am Mittwoch, bevor er in seine silbernen Zauberschuhe stieg und sich für seinen Auftritt vor den Schülern vorbereitete. Die waren noch selig von der vorgezogenen Bescherung, als sie gegen halb zehn in die Turnhalle geführt wurden und dort gleich die nächste Bescherung auf sie wartete: „Heute schenke ich euch auch etwas“, begrüßte Carsten Risse die staunenden Kinder, „ich zaubere für euch und ich erkläre euch anschließend meine Zaubertricks.“ Seidenpapier, das zu Schnee wurde, bunte Fächer, die die Farben wechseln und geheimnisvolles Zaubersalz entführten die Kinder eine Schulstunde lang in die Welt der Magie. Und mittendrin stand einer, der das alles leise lächelnd genoss: Willi Bender, der auch ohne weißen Bart der ideale Weihnachtsmann ist.