Essen/Werl. . Westönnen fühlt mit den Eltern, mit Annette und Peter S., und ihrem Sohn Peter: Ihre Tochter und Schwester Liesa ist tot. Das Warten auf ein Lebenszeichen der seit dem 16. April vermissten 23-Jährigen ist zu Ende. Kräfte der Polizei entdeckten nach einer umfangreichen Suche und Hinweisen von spielenden Kindern die Leiche in Essen-Werden.

Nach der Obduktion am Montag gehen die Staatsanwaltschaft Arnsberg und die Mordkommission Dortmund davon aus, „dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ bei der Toten um die verschwundene Liesa S. handelt. Die Todesnachricht hat die Menschen im 2600-Seelen-Dorf geschockt. Ob der Fußballklub von Vater Peter S. oder die Mitglieder der Facebook-Gruppe "Wo ist Liesa???" - allle wünschen der Familie viel Kraft.

„Es ist tragisch, dass Liesa so ein Ende genommen hat“, sagt Meinolf Westerhoff, einer aus der engagierten Dorfgemeinschaft in Westönnen. „Wir alle wünschen der Familie viel Kraft. Bis zum Schluss haben wir gehofft, dass es gut ausgeht. Jetzt hat die Familie die traurige Gewissheit.“ Der 56-Jährige ist Vorstandsmitglied bei Rot-Weiß Westönnen. Der Verein, bei dem Peter S. bei den Alten Herren Fußball spielt, hatte nach dem Verschwinden der jungen Frau zu einer Hilfsaktion aufgerufen und 35.000 Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise gesammelt. Familie S. selbst hatte sich an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir ergreifen jede nur denkbare Möglichkeit unsere Tochter Liesa lebend wiederzubekommen, um damit den zermürbenden tagtäglichen Zustand zu beenden“, wendet sich der Vater Anfang Mai an die Pressevertreter.

Ermittler machten wenig Hoffnung auf ein Lebenszeichen

Die Ermittler machen der Familie vier Wochen später wenig Hoffnung auf ein Lebenszeichen der Vermissten. Ein Leichenspürhund schlägt im Kofferraum des sichergestellten Mietwagens ihres Ex-Freundes Richard O. aus Kenia an. Staatsanwältin Sandra Müller-Steinhauer geht seither davon aus, dass die bei der Telekom in Dortmund beschäftigte kaufmännische Angestellte ermordet worden ist.

Chronologie im Fall Liesa S.

Unter dringendem Tatverdacht nehmen Spezialeinsatzkräfte den jungen Mann in Essen fest. „Er wollte Liesa besitzen und über sie bestimmen“, sagt die Staatsanwältin. Mit ihm war Liesa S. am 16. April abends zu einer Aussprache verabredet. Seit diesem Treffen wird sie nie wieder gesehen. Familienangehörige finden ihren Twingo am nächsten Morgen in der Nähe der A-44-Abfahrt Werl-Süd. Der Verdächtige bestreitet die Tat und schweigt zu den Vorwürfen. Bis heute. Vater Peter gibt in dieser Zeit nicht auf, bittet die Bevölkerung weiter um Hinweise. „Man blutet langsam aus - trotzdem machen wir weiter.“

Facebook-Gruppe war bis zur schockierenden Todesnachricht aktiv 

Auch Regina Jabs aus Werl, sie ist nicht verwandt oder bekannt mit der Familie, hat aus Mitgefühlt weitergemacht. Bis zum Leichenfund am Montagnachmittag. Die 48-Jährige, Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn im Alter von 17 bis 21 Jahren, verteilt mit den Mitgliedern der ins Leben gerufenen Facebook-Gruppe ­(„Wo ist Liesa?“) Flyer mit dem Bild von Liesa Schulte, lässt am 24. Geburtstag der Vermissten, am 7. Juni, auf dem Marktplatz in Werl Luftballons als Hoffnungszeichen auf­steigen.

Am 7. Juni, dem 24. Geburtstag der Vermissten, ließen die Mitglieder der Facebook-Gruppe auf dem Werler Marktplatz noch Luftballons als Hoffnungszeichen aufsteigen.
Am 7. Juni, dem 24. Geburtstag der Vermissten, ließen die Mitglieder der Facebook-Gruppe auf dem Werler Marktplatz noch Luftballons als Hoffnungszeichen aufsteigen. © Thomas Nitsche

„Die Todesnachricht hat mich ungehauen“, sagt die Werlerin. „Zuletzt hatte sich unsereGruppe am 16. Oktober getroffen. Ich habe noch vergangene Woche in Prag Flyer mit Liesa verteilt. Als dreifache Mutter fühle ich mit der Familie.“

Nicht anders ergeht es Christoph Zeppenfeld, Brudermeister der ­St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Westönnen nach der furchtbaren Nachricht vom Leichenfund und dem Tod der vermissten Liesa. „Ich bin erschüttert. Der letzte Funken Hoffnung ist mit ihrem Auffinden erloschen“, sagt er: „Wir, die Schützen, ­wünschen der Familie in diesen schweren Stunden viel Kraft. ­Hoffentlich wird der Täter jetzt schnell überführt und gerecht bestraft.“