Möhnesee/Werl. . Die Polizei hat im Möhnesee nach der seit Mitte April vermissten Liesa aus Werl-Westönnen gesucht. Doch ein Leichenspürhund schlug nicht an. Der dringend tatverdächtige Ex-Freund der zum Zeitpunkt des Verschwindens 23 Jahre alten Frau schweigt weiterhin.

Ganz konzentriert und auf allen Vieren liegt der Leichenspürhund auf der stumpfen Spitze des Polizei-Flachboden­bootes „Seehund 2“. Seine Nase befindet sich wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche des Möhnesees. Das Boot mit dem Metallrumpf ist eine Spezialanfertigung für die Suche nach Wasser­leichen, es ist durch seinen geringen Tiefgang besonders für flache Gewässer - wie eben der Möhnesee - geeignet. Mehrere Stunden ist der Schäferhund in der unmittelbaren Umgebung der Sperrmauer in Möhnesee-Günne im Einsatz. Und doch: Er ist am Donnerstmorgen nicht fündig geworden. Die Suche nach der seit Mitte April vermissten Liesa aus Werl-Westönnen bleibt weiter erfolglos.

„Wir haben nichts gefunden“, bestätigt die Arnsberger Staatsanwältin Sandra Müller-Steinhauer am Nachmittag und spricht von einer Suchaktion „der Vollständigkeit halber“. Man wolle bei der Suche nach der damals 23 Jahre alten Frau aus Westönnen nichts unversucht lassen. Die Talsperre im Kreis Soest habe sich im „Bereich der Reichweite“ der ausgewerteten Handy-Daten des dringend tatverdächtigen Ex-Freundes der Vermissten und der gefahrenen Kilometer, die der Mann mit seinem Leihwagen, einem schwarzen VW Polo, zurückgelegt habe, befunden. Der Suchaktion an dem auch Westfälisches Meer genannten Gewässer, so die Juristin, sei kein Hinweis oder gar ein Geständnis des derzeit wegen einer Freiheitsstrafe aus einem anderen Verfahren in Strafhaft sitzenden Beschuldigten vorausgegangen. „Eher die Überlegung, wohin er eine Leiche gebracht haben könnte.“ Die Sperrmauer liegt 14 Kilometer von dem Ort in der Nähe der Anschlussstelle Werl-Süd der Autobahn 44 entfernt, an dem Liesas gelber Twingo Mitte April gefunden worden war.

Zahlreiche Schaulustige

Der Polizeieinsatz am Donnerstag an der 650 Meter langen Sperrmauer aus Bruchstein wurde von zahlreichen Schaulustigen verfolgt, die sich in der Umgebung des „Möhnesee-Pavillions“ und der Anlegestelle der „MS Möhnesee“ an der Sperrmauer in Günne aufhielten. Darunter Toiletten-Aufsicht Janosch: „Gegen Viertel vor Zehn waren auf einmal sieben bis acht Polizisten da“, sagt der kräftige Mann, der am Eingang der öffentlichen Toiletten auf einem Stuhl sitzt. Ihren grünen Bulli hätten die Männer an der Staumauer geparkt - der Bereich sei aber nicht abgesperrt worden. Einen Hund hätten sie dabei gehabt, der pro Fahrt für eine gute halbe Stunde auf dem kleinen Boot gelegen hätte. „Danach brauchte er wohl eine Pause.“

Sonar bringt kein Ergebnis

Gegen 12 Uhr hätten die Beamten die Suche abgebrochen, so Janosch. Nicht etwa, weil ein heftiges Gewitter aufzog. Das hatte der Dortmunder Polizeisprecher Peter Schulz einige Zeit zuvor angesichts heftigen Donners über seiner Stadt gemutmaßt (bis zum frühen Nachmittag waren aber keine dunklen Wolken über der Talsperre aufgezogen). Die Polizeiaktion fand ein Ende, weil der Leichenspürhund auf dem Boot „Seehund 2“ nicht angeschlagen hatte. Polizei-Taucher aus Bochum wären bei einer entsprechenden Reaktion des Tieres zum Einsatz gekommen. Und auch ein Sonar, das von einem zweiten Boot aus ins Wasser gelassen wurde, brachte kein Ergebnis. Ein Sonar kann Leichen unter Wasser mit Hilfe ausgesandter Schallimpulse orten.

Der Beschuldigte, so Staatsanwältin Sandra Müller-Steinhauer, schweigt weiter.