Sundern. Sunderns Fraktionsvorsitzender Hans Klein von der WiSu im Interview zu den politischen Schwerpunkten der kommenden Monate.
Zu Beginn des Jahres fragte unsere Zeitung die Fraktionsspitzen aller Parteien im Sunderner Stadtrat nach ihren politischen Schwerpunkten und Zielen für die kommenden Monate. Zum Abschluss der Serie kommt Hans Klein von der WiSu zu Wort.
Was war aus Ihrer Sicht die bedeutendste Entscheidung des Rates in Sundern in der bisherigen Ratsperiode seit September 2020?
Jahrelang hatte der Rat über die Realisierung einer überdimensionalen Feriensiedlung in Amecke sehr kontrovers diskutiert. Nach dem Bebauungsplan aus 2009 sollten zuletzt 350 Häuser in einer Naturfläche am Sorpesee entstehen. Dieser Bebauungsplan wurde nach massiven Bürgerprotesten in 2020 aufgehoben. 2022 ist es einem paritätischen Arbeitskreis gelungen - über alle Parteien hinweg - ein einstimmiges Ergebnis zu finden. Das Resultat: Die Fläche am Hang des Hauptbeckens wird nicht mehr bebaut, sondern renaturiert. Am Vorbecken des Sees werden jetzt maximal noch 60 Ferienhäuser, eingeschossig nach exakten Vorgaben, erstellt. Dies hat der Planungsausschuss im Januar 2023 beschlossen. Der Beschluss wird durch den Rat im Laufe des Verfahrens im Satzungsbeschluss bestätigt. Die Pläne werden der Bevölkerung im März bei einer Bürgerversammlung vorgestellt.
Das Interview mit Stefan Lange (CDU)>>>
Sundern war bis zur letzten Wahl in politischen Turbulenzen: Wie bewerten Sie das Miteinander der Parteien und die politische Kultur im Rat?
Mit der Wahl 2020 sollte alles anders werden. Dies ist teilweise gelungen. Der derzeitige Umgang untereinander im Rat ist zwar ruhiger und respektvoller als in den vergangenen Jahren. Allerdings ist die Kultur des Miteinanders noch ausbaufähig. Gute Ideen müssen aufgenommen und erörtert werden, egal aus welchem politischem Spektrum sie kommen.
Das Interview mit der Fraktionsspitze der Sunderner Grünen>>>
Wo will die WiSu ihren politischen Schwerpunkt setzen?
Nach Jahren des politischen Stillstandes in einigen Bereichen, ist es jetzt an der Zeit mit Bürgerbeteiligung, Bürgernähe und Transparenz Vorhaben umzusetzen. Dazu gehört in erster Linie die Innenstadtentwicklung unter Einbeziehung des Einzelhandels und der Bewohner. In Langscheid, im Bereich der ehemaligen Restauration Seehof, müssen Entscheidungen getroffen werden. Die Bürgerinitiative bietet sich als Gesprächspartner an. Die Ortschaften Hagen und Allendorf, aber auch Sundern und die Straße am Sorpesee nach Hachen sind durch die die Umleitung aufgrund der gesperrten Rahmetalbrücke massiv durch erhöhtes Verkehrsaufkommen in Mitleidenschaft gezogen. Hier müssen Wege gefunden werden, die Beeinträchtigung zu mindern. Die Entwicklung der Windkraft ist wichtig. Allerdings hat die Ampelkoalition in Berlin die Bürger und ihre Ratsvertreter durch eine diktatorische Gesetzgebung weitgehend entmachtet.
Das sagt Michael Stechele (SPD)>>>
Wie wollen Sie den Schulstandort weiterentwickeln?
Der bauliche Zustand der Schulen muss umfassend verbessert werden. Das ist seit Jahren bekannt. Durch die umstrittenen Schulschließungen wegen Corona haben die Schülerinnen und Schüler die gravierenden Folgen aufgrund der fehlenden Digitalisierung schmerzlich erfahren. Hier muss massiv nachgearbeitet werden. Dieses dreigliedrige System hat sich bewährt und deshalb gilt es, die Schulen weiter auszubauen und zu fördern. Seit Jahren diskutieren wir über die Einführung der Sekundarschule. Wir glauben nicht, dass dies ein System für Sundern wäre. Wie sich die Schullandschaft aber in zehn Jahren entwickelt, wissen wir alle nicht. Von daher muss diese Option - aber auch andere - zu gegebener Zeit gegebenenfalls diskutiert werden.
Das sagt Rüdiger Laufmöller (FDP)>>>
Sundern ist eine Stadt der vielen Ortsteile – einige fühlen sich benachteiligt: Wo muss was passieren?
Alle Dörfer haben ihren eigenen Charakter und einen eigenen Charme. Die Potenziale der Dörfer müssen weiter gefördert und ausgebaut werden. Das ehrenamtliche Engagement in den Dörfern ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Weiterentwicklung unserer Dörfer von fundamentaler Bedeutung. Den Erhalt der dörflichen Strukturen und der damit verbundenen Wohn- und Lebensqualität werden wir fördern. Hagen und Allendorf sind durch die Sperrung der Rahmetalbrücke besonders durch massives Verkehrsaufkommen betroffen. Hier müssen Lösungen zur Minderung der Belastung gefunden werden. In Langscheid muss die Entwicklung des Bereiches um die ehemalige Restauration „Seehof“ unter Einbeziehung der Bürger im Ort erarbeitet werden.
Zur Person
Hans Klein lebt in Amecke.
Er ist Mitbegründer der Partei „Wir sind Sundern“ (WiSu), die im Jahr 2014 mehrere Bürgerinitiativen in der Stadt hinter sich versammeln konnte und dann erstmalig zur Kommunalwahl angetreten war.
Seit 2014 ist Hans Klein auch der Partei- und Fraktionsvorsitzender der WiSu. Mitglied des Rates ist er ebenfalls seit 2014.
Wie steht Ihre Partei zur interkommunalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen?
Diese Zusammenarbeit unterstützen und begrüßen wir ausdrücklich. Wir sehen die gute Arbeit der Stadt Arnsberg und wünschen uns, dass wir aus den guten Beispielen Impulse für Sundern finden. Das Gewerbe sichert Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. In der Vergangenheit sind Gewerbetreibende abgewandert, weil in Sundern keine Flächen zur Verfügung standen. Das darf nicht wieder passieren. Wir müssen neue Gewerbegebiete ausweisen. Wenn möglich in Richtung Autobahn. Rat und Verwaltung sollte bauwilligen Unternehmern umfangreicher entgegen kommen. Das gilt sowohl für Neubauten wie auch für eine Erweiterung.
Braucht Sundern neue Wohngebiete?
Diese Frage beantworten wir mit einem deutlichem Ja. In einigen Dörfern, wie auch im Stadtgebiet selbst, ist der Bedarf groß. Grundsätzlich müssen wir das Schließen von Baulücken anstreben. Wenn keine Bauplätze angeboten werden, müssen wir neue Baugebiete ausweisen für den Bau von Einfamilienhäusern und auch für Wohnungen. Das Bauen ist auch durch überzogene Bauvorschriften teuer genug geworden. Die Stadt darf an dieser Preisspirale nicht weiter durch zusätzliche Vorgaben drehen.
Was braucht es, damit Sundern für junge Familien attraktiv bleibt?
Da können wir in der Nachbarschaft lernen. Die Stadt Olsberg belegte bei einer bundesweiten Studie mit 900 Teilnehmern als einzige Kommune aus NRW einen Platz unter den ersten 30 Städten. Diese großangelegte Studie hatte überprüft, in welchen Kleinstädten man sicher, bezahlbar und familienfreundlich leben kann. Olsberg hat ein eigenes Familienbüro mit einer Familienmanagerin als Anlaufstelle für alle Fragen zum Thema rund um die Familie. Die Stadt bietet günstige Bauplätze, Freizeitmöglichkeiten und sieht sich als Dienstleister für die Familien. Wir brauchen gute Schulen, ganzheitliche und gute Infrastruktur, vielfältige Einkaufsmöglichkeiten, günstige oder gar kostenlose KiTa-Plätze, Unterstützung der Vereine für ein ansprechendes Angebot für Kinder und Jugendliche. Ziel muss es sein, dass junge Menschen und Familien, die Sundern wegen ihrer Ausbildung oder Studium verlassen haben, die Potenziale in ihrer Heimatstadt erkennen und zurückkommen.
Welche Rolle soll der Tourismus in der Stadt spielen?
Über Jahrzehnte war der Tourismus in Sundern immer ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Er bietet Arbeitsplätze und fördert die Kaufkraft. Ausgeweitet werden kann der Bereich, wenn er als „Sanfter Tourismus“ entwickelt wird.
Beginnt ihre Partei schon den Wahlkampf für 2025?
Keinesfalls. Zu gegebener Zeit werden wir ein Programm und Inhalte vorlegen.