Sundern. Bündnis 90/Grüne in Sundern wollen neue Flächenversiegelung für Bau- und Gewerbegebiete weitestgehend vermeiden

Die Ausschüsse und der Rat in Sundern sind schon wieder ins Jahr gestartet. In unserer Interview-Reihe fragen wir die Fraktionsspitzen der Parteien im Rat in Sundern nach ihren politischen Zielen für die kommenden Monate. Heute: Irmgard Harman-Schütz von Bündnis 90 / Die Grünen.

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Was war aus Ihrer Sicht die bedeutendste Entscheidung des Rates seit der Kommunalwahl 2020?

Die Entscheidung, die Stadt Sundern bis zum Jahr 2030 zur bilanziellen Klimaneutralität zu entwickeln, war die weitestgehende und daher bedeutendste Entscheidung des Rates. Auf Grundlage dieser Entscheidung wurden und werden Maßnahmen angestoßen, die zur Zukunftssicherung Sunderns beitragen. Damit dies gelingen kann, waren zudem alle personal- und organisationsbezogenen Entscheidungen relevant, die dazu beitragen, dass das Handeln der Verwaltung effektiver wird.

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Sundern war bis zur letzten Wahl in politischen Turbulenzen: Wie bewerten Sie das jetzige Miteinander der Parteien im Rat?

Mit Beginn der Legislaturperiode hat sich das Miteinander der Parteien deutlich zum Positiven verändert. Der fraktionsübergreifende Austausch findet regelmäßig statt. Gespräche untereinander sind selbstverständlich, nicht nur in Bezug auf politische Fragestellungen, sondern auch darüber hinaus. Bei politischen Debatten wird ein sachlicher Umgang gepflegt. Wir erleben in der Regel einen wertschätzenden, konstruktiven Umgang.

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Wo will Bündnis 90/Grüne den politischen Schwerpunkt setzen?

Den Schwerpunkt unserer politischen Arbeit legen wir darauf, das Ziel zur Erreichung der Klimaneu­tralität konsequent zu verfolgen. Dies bedeutet, Maßnahmen zu fordern und zu unterstützen, die einen Fokus auf Nachhaltigkeit und den Klimaschutz legen. Dazu zählt, die anstehende Energiewende in Sundern transparent zu gestalten – und viele Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zum Ausbau der erneuerbaren Energien einzubeziehen.

Was ist aus Sicht Ihrer Partei bislang „liegen geblieben“?

Die Bearbeitung des Themas Hochwasserschutz ist breiter anzulegen als dies bislang der Fall ist. Es geht nicht nur darum, mit baulichen Maßnahmen einen Hochwasserschutz zu schaffen. Es ist ebenso wichtig, die lokalen Ursachen für Hochwasserereignisse zu identifizieren und Abhilfe zu schaffen. In diesem Kontext müssen wir uns mit der Gestaltung unserer Wälder, Bäche, Acker- und Wiesenflächen beschäftigen. Als weitere Ursache für zunehmende Hochwasserereig­nisse ist die klimaschädliche Mobilität zu nennen. Hier sind wir als Kommune gefordert, alternative Verkehrsmodelle zu installieren.

Sundern gehört zu den wenigen Städten mit klassischem dreigliedrigen Schulsystem: Wie wollen Sie den Schulstandort weiterentwickeln?

Derzeit scheint es uns weniger wichtig, eine Grundsatzdiskussion zu dem dreigliedrigen Schulsystem in Sundern zu führen, als schnelle Lösungen für dringend erforderliche Renovierungsmaßnahmen an unseren Schulen herbeizuführen sowie die Digitalisierung der Schulen voranzubringen.

Einige Orte fühlen sich benachteiligt. Wo ist politischer Nachholbedarf?

Wenn einige Ortsteile sich benachteiligt fühlen, ist das weniger ein politischer Nachholbedarf, sondern viel mehr der Bedarf, eine ortsteilübergreifende Stadtentwicklung voranzubringen. Dieses Ziel wird unter anderem durch die regelmäßigen Treffen des Bürgermeisters mit den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehern verfolgt. Die Ergebnisse der Beratungen werden durch den Bürgermeister in die Verwaltung und den politischen Raum kommuniziert. So kann es gelingen, die Stadt als Ganzes, unter Einbindung aller Ortsteile, zu entwickeln.

Braucht Sundern neue Wohngebiete? Wenn ja, wo?

Bei der Ausweisung neuer Flächen für Wohngebiete setzen wir die erste Priorität darauf, vorhandenen Wohnraum umzunutzen, statt neue Flächen für Wohnbebauung zur Verfügung zu stellen. Die Bevölkerungszahl in der Stadt Sundern geht kontinuierlich zurück. Die vorhandene Wohnfläche steigt jedoch. Eine Entwicklung, die aus ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Gesichtspunkten aufzuhalten ist. Daher ist das Ziel, keine weiteren Flächen für neue Wohnbebauung vorzusehen, sondern den vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen.

Wie bleibt Sundern für junge Familien ein attraktiver Standort?

Für junge Familien sind ortsnahe Arbeitsplätze und bezahlbarer Wohnraum eine Grundvoraussetzung. Zudem benötigen sie eine In­frastruktur, die ausreichende Kinderbetreuungsplätze, gute Schulangebote und eine umfassende medizinische Versorgung vorhält. Regionale Mobilitätsangebote müssen die Bedarfe aller Familienmitglieder abdecken. Zudem sind attraktive Kultur, Sport- und Freizeitangebote erforderlich.

Wie steht Ihre Partei zur interkommunalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen?

Wir stehen der interkommunalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbegebieten positiv gegenüber, da hier Synergieeffekte genutzt werden können. Grundsätzlich verfolgen wir jedoch das Ziel, anstelle der Erschließung neuer Gewerbeflächen eher brach liegende Gewerbeflächen einer neuen Nutzung zuzuführen, um weitere Flächenversiegelung zu vermeiden.

Welche Rolle soll der Tourismus in der Stadt spielen?

Der Tourismus in Sundern soll als Wirtschaftsfaktor gestärkt werden. Die neu gegründete WiSTA wird hierzu ihren Beitrag leisten. Dabei soll der Fokus auf einem „sanften Tourismus“ liegen. Dieses bedingt unter anderem ein entsprechendes Mobilitätskonzept, bei dem Touristen als Zielgruppe mitgedacht werden. Wir wollen Deutschland als Reiseziel attraktiv machen. Hierzu müssen wir besonders sein, besonders naturnah, besonders nachhaltig, besonders Sundern.

Beginnt für Ihre Partei schon der Wahlkampf für 2025 – und bereiten Sie sich darauf vor, dann einen Bürgermeisterkandidaten zu stellen?

Ein bisschen Wahlkampf schwingt immer mit. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk unserer Fraktion derzeit darauf, die augenblicklichen Herausforderungen des politischen Alltags erfolgreich zu meistern. Ergänzend hierzu arbeitet der Ortsverband Bündnis 90/Grüne daran, die Parteiaktivitäten voranzubringen – mit Blick auf die anstehenden Wahlen. Mit unserem Bürgermeister besteht ein gutes Einvernehmen, daher ist die Bürgermeisterfrage bei uns aktuell nicht auf der Agenda.