Sundern. Der Sunderner CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Lange erkennt eine neue politische Kultur in der Stadt Sundern.

Sundern ist in das politische Jahr 2023 gestartet. Unsere Zeitung befragte die Fraktionsspitzen der Parteien im Sunderner Stadtrat nach ihren politischen Themenschwerpunkten in den kommenden Monaten. Heute: Stefan Lange von der CDU.

Das Interview mit Irmgard Harman-Schütz (Bündnis 90/Grüne)>>>

Was war aus Ihrer Sicht die bedeutendste Entscheidung des Rates in Sundern in der bisherigen Ratsperiode seit der Kommunalwahl 2020?

Die Entscheidung von CDU und Bündnis 90/ Die Grünen, in dieser Wahlperiode gemeinsam eine verlässliche Mehrheit im Rat der Stadt Sundern zu stellen, dürfte eine der bedeutendsten Entscheidungen bisher gewesen sein. Nur so war es möglich, viele weitere Entscheidungen zu treffen, die zuvor geschoben oder einfach gar nicht getroffen wurden und Sundern zunehmend abgehängt haben. Es hat eine neue politische Kultur Einzug in unsere Stadt gehalten und es macht wieder Freude, Politik zu gestalten.

Das Interview mit Michael Stechele (SPD)>>>

Wie bewerten Sie das jetzige Miteinander der Parteien und die politische Kultur im Rat?

Mit dem Tag der Wahl im September 2020 hat sich die politische Kultur in unserer Stadt maßgeblich verbessert. Es gibt im Rat und in seinen Ausschüssen und zwischen den Parteien konstruktive politische Auseinandersetzungen, die – wie es sich gehört – in der Sache ausgetragen werden, und nicht mehr im Persönlichen. Das ist gut und richtig für alle, die sich ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagieren; denn diese Menschen braucht es dringender denn je. Und es ist vor allem gut für Sundern!

Das Interview mit Rüdiger Laufmöller (FDP)>>>

Wo will die CDU in den kommenden zwölf Monaten den politischen Schwerpunkt setzen?

Das Jahr 2023 bringt große Herausforderungen für alle Ebenen von Politik und Gesellschaft mit sich. Es herrscht ein Krieg mitten in Europa, steigende Energiepreise, eine in den vergangenen Jahrzehnten nicht gekannte Inflation und kulturelle Veränderungen heizen gesellschaftliche Debatten an. Wir alle werden vor allem den Zusammenhalt unserer Gesellschaft im Auge behalten müssen. Dazu zählt aber eben auch, die Dinge vor Ort zu regeln: von der Sanierung unserer Schulen und Turnhallen und ihrer sanitären Einrichtungen bis hin zur Gestaltung der Energiewende mit zahlreichen Windradstandorten gibt es viel zu tun.

Was ist aus Sicht Ihrer Partei bislang „liegengeblieben“?

In den vergangenen Jahren ist in Sundern leider viel zu viel liegengeblieben. Deshalb müssen die Dinge jetzt umso strukturierter und effektiver angegangen und umgesetzt werden. Mit der dringend notwendigen Neustrukturierung der städtischen Gesellschaften haben wir bereits begonnen; die neue Wirtschafts- und Tourismusförderungsgesellschaft ist erfolgreich an den Start gegangen. Jetzt müssen – mit viel neuem und hoch qualifiziertem Personal im Rathaus – die Verwaltungsstrukturen modernisiert und bürgerfreundlicher gestaltet werden. Sundern muss zurück an die Spitze der Kommunen in NRW – als Lebens- und als Wirtschaftsstandort!

Wie wollen Sie den Schulstandort weiterentwickeln?

Es gibt aus Sicht der CDU keine Gründe, über die Dreigliedrigkeit nachzudenken. Im Gegenteil. Das Schulsystem in Sundern funktioniert außerordentlich gut. In den vergangenen Jahren – auch als es noch eine andere Mehrheit im Stadtrat gegeben hat – haben wir uns sehr erfolgreich gegen immer wiederkehrende Forderungen zur Einführung der Sekundarschule gewehrt. Wie sich heute zeigt: zu Recht! Haupt-, Realschule und Gymnasium leisten hervorragende Arbeit im Sinne der individuellen Schwächen und Stärken ihrer Schülerinnen und Schüler. Dieses System gilt es zu stärken und nicht bei jeder Gelegenheit aus ideologischen Gründen schlecht zu reden.

Sundern ist eine Stadt der vielen Ortsteile – einige fühlen sich benachteiligt: Wo ist Nachholbedarf?

„16 Orte – eine Stadt“ ist einer der Leitgedanken der CDU. Dabei gilt aber auch: die Ortsteile sind immer so stark, wie die Menschen, die sie vor Ort und in der Politik vertreten. Es war in der Vergangenheit so und es muss auch für jetzt und in Zukunft gelten: Entscheidungen, die wir im Rat treffen, müssen immer mit Augenmaß und gerecht im Sinne einer möglichst ausgeglichenen Verteilung der Ressourcen erfolgen. Und ganz wichtig: Ob Kindertagesstätten, Schulstandorte oder Sportstätten – für uns gilt nach wie vor: „Kurze Beine, kurze Wege“.

Wie steht Ihre Partei zur interkommunalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen?

Wir legen derzeit keinen besonderen Schwerpunkt auf die interkommunale Entwicklung von Gewerbeflächen, denn unser größtes Problem ist zunächst einmal die grundsätzliche Verfügbarkeit von entsprechenden Flächen. Es gibt einen hohen Bedarf, den wir nicht mehr decken können – und das ist für einen Wirtschaftsstandort wie Sundern eine höchst prekäre Situation. Politisch gilt es – insbesondere auf Ebene des Regionalrats und der Landesregierung – den Kommunen neue Möglichkeiten zu schaffen und bestehende Restriktionen bei der Flächenentwicklung mit Augenmaß zu lockern.

Braucht Sundern neue Wohngebiete? Wenn ja, wo?

Der Demografische Wandel verändert die Wohn- und Lebenssituationen der Menschen auch in unserer Stadt und in unseren Ortsteilen zunehmend. Es entstehen neue Wohnformen beispielsweise für ältere und alte Menschen. CDU und Grüne bekennen sich deshalb dazu, zunächst auf eine Verdichtung innerhalb der bestehenden Wohnbebauung zu setzen, zumal auch hier – wie schon im Zusammenhang mit den Gewerbeflächen erwähnt – zahlreiche Restriktionen eine weitere Ausweisung nur in begründeten Ausnahmefällen zulassen würden.

Was braucht es, damit Sundern für junge Familien ein attraktiver Standort bleibt?

Sundern ist in Wahrheit ein hoch attraktiver Standort für junge Familien. Das zeigt die zunehmende Zahl an Rückkehrern, die nach Studium und ersten beruflichen Stationen in Großstädten ihre Heimat wieder in Sundern finden. Ihnen müssen wir aber eine entsprechende Infrastruktur bieten und uns deshalb aktiv für den weiteren Breitbandausbau stark machen, ausreichend Plätze in der Kindertagesbetreuung vorhalten, moderne und saubere Schulen und Sportstätten bieten und die Vereine in unserer Stadt unterstützen, die in so vielfältiger Weise ganz konkret zur hohen Lebensqualität in unserer Stadt beitragen.

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Welche Rolle soll der Tourismus in der Stadt spielen?

Der Tourismus spielt für Sundern eine wichtige Rolle. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Sundern mehr Wirtschafts- als Tourismusstandort ist. Die touristische Infrastruktur auszubauen, ist richtig und wichtig und kommt nebenbei auch den Menschen, die hier leben, zugute. Aber es braucht eine Entwicklung mit Augenmaß. Gewaltige Projekte wie das auf ganzer Linie gescheiterte Ferienpark-Projekt in Amecke machen wir uns nicht mehr zu eigen. Wir müssen stattdessen starker Partner der Hoteliers und Gastronomen in unserer Stadt sein, die tagtäglich großartige Arbeit für unseren Tourismusstandort leisten.

Beginnt für Ihre Partei schon der Wahlkampf für 2025 und bereiten Sie sich darauf vor, dann einen Bürgermeisterkandidaten zu stellen?

Ich kann Sie beruhigen und Ihnen auch versichern: als stärkste und verlässlichste politische Kraft in Sundern wird die CDU im Jahr 2025 mit einem starken Bürgermeisterkandidaten antreten. Aber: Wir werden erst im Mai dieses Jahres die erste Hälfte der Wahlperiode, die ja am 1. November 2020 begonnen hat, beschließen. Die CDU – und auch alle anderen politischen Akteure in unserer Stadt – wären schlecht beraten, schon jetzt mit dem Wahlkampf zu beginnen. Dafür gibt es einfach viel zu viel zu tun.