Sundern. SPD-Fraktionschef Michael Stechele hat klare Vorstellungen, wie es mit Sundern weitergehen soll. Seine Ideen lesen Sie hier
Wohin steuert Sundern? Unsere Zeitung befragt die Fraktionsspitzen der Parteien im Sunderner Rat über die politischen Schwerpunkte der kommenden Monate. Heute im Gespräch: Michael Stechele (SPD).
Was war aus Ihrer Sicht die bedeutendste Entscheidung des Rates in Sundern in der bisherigen Ratsperiode seit der Kommunalwahl?
Die Gründung der Wi.Sta Sundern-Sorpesee GmbH ist ein erster Baustein in der von der SPD schon langen geforderten strategischen Neuausrichtung. Bündelung von Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung eröffnet neue Möglichkeiten. Bei weiteren Entwicklungen sind alle mitzunehmen. Wirtschaftsförderung ist mehr als Ansiedlung von Unternehmen. Es geht auch um soziale Nachhaltigkeit. Wir bedauern daher, dass der Beirat der Gesellschaft Gewerkschaften und Sozialverbände nicht berücksichtigt.
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Wie bewerten Sie die jetzige politische Kultur im Rat?
Der Bürgermeister bemüht sich um ein gutes Miteinander und um eine rechtzeitige und umfassende Information. Es gibt aber kaum Ideen aus dem Rathaus, die die Stadt voranbringen könnten. Aus Stille droht Stillstand zu werden. Die starre Ordnung in Bürgermeisterkoalition und Opposition ist keine gute Basis für einen Wettbewerb der besten Ideen. Wir haben viele Entscheidungen zu treffen. Dazu ist Transparenz und Kooperation erforderlich.
Wo setzt die SPD in den kommenden Monaten Schwerpunkte?
Wir brauchen eine schnelle Energiewende, wie man an den auch bei uns in Sundern sichtbaren Folgen des Klimawandels erkennt. Um die Chancen der Energiewende für Bürger zu nutzen, haben wir die Gründung einer Gesellschaft für die Nutzung regenerativer Energien gefordert. Auch Mobilität muss neu gedacht werden. Der Ausbau des ÖPNV und der Ausbau des Radwegenetzes ist elementar. Zusätzlich brauchen wir zeitnah ein Tempolimit auf den Hauptverkehrsachsen, um die Lärm- und Abgasbelastung für die Anwohner zu reduzieren.
Was ist aus Sicht Ihrer Partei bislang „liegengeblieben“?
Die Liste ist sehr lang: Der Sanierungsstau an Schulen, Sportstätten, Brücken und Radwegen, der Ausbau der Sozialarbeit an den Schulen, die Digitalisierung der Verwaltung. Für die Jugendarbeit muss der erforderliche Raum geschaffen werden. Das Gammon ist zu klein und zu marode. Der Neubau der Feuerwache in Sundern und der Neubau der Technischen Dienste ziehen sich schon zu lange hin. Wir müssen neue Formen der Bürgerbeteiligung bei Projekten wie der Innenstadtentwicklung anpacken.
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Wie wollen Sie den Schulstandort weiterentwickeln?
Für die Weiterentwicklung des Schulstandortes wäre es interessant zu erfahren, was die Eltern der zukünftigen Schüler wollen. Für eine entsprechende Befragung konnten wir keine Mehrheit gewinnen. Eine notwendige Weiterentwicklung des bestehenden Angebots ist keine Kritik an der Leistungsfähigkeit der bisherigen Strukturen. Dennoch bleibt es dabei, dass die an den unterschiedlichen Schulen erworbenen Abschlüsse nicht gleiche Chancen auf eine Ausbildungs- und Erwerbsbeteiligung mit sich bringen.
Sundern ist eine Stadt der Ortsteile – wo ist politischer Nachholbedarf?
Jedes Dorf hat seine Stärken, die weiter gefördert werden müssen. Die Bürger der einzelnen Ortsteile müssen in der Dorfentwicklung mitgenommen werden. Dabei dürfen die Dörfer nicht gegeneinander ausgespielt werden. Kirchturmdenken schadet der Stadt als Ganzem. Wichtig sind schnelle Internetverbindungen sowie die ÖPNV-Anbindung. Für Familien ist es wichtig, dass Spielplätze und öffentliche Flächen in allen Stadtteilen im guten Zustand und gut erreichbar sind.
Wie steht Ihre Partei zur interkommunalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen?
Priorität hat die Aktivierung bestehender Flächen. Sundern darf noch weitere Gewerbeflächen ausweisen. Da wo es möglich ist, gerne auch gemeinsam mit Nachbarkommunen. Beides ist erforderlich, wenn der Schwerpunkt der Beschäftigung im gewerblichen Bereich bestehen bleiben soll. Die Wi.Sta hat die Aufgabe, Lösungsräume zu finden. Zudem gilt es zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, in Pflege, Kultur- und Kreativwirtschaft und anderen Dienstleistungsbereichen. Wir brauchen in Sundern eine Gründungskultur und Infrastrukturen, die das ermöglichen. Räume stehen bereit.
Braucht Sundern neue Wohngebiete?
Bedarf gibt es überall. Vereinzelt kann schon eine Lückenbebauung Abhilfe schaffen. Anderswo entstehen barrierefreie Wohnungen, die die Möglichkeit eröffnen, dass Senioren ihre Häuser an junge Familien weitergeben können. Wir müssen bei der Ausweisung neuer Baugebiete stärker darauf achten, dass ausreichend Wohnraum entsteht und nicht versiegelte Fläche. Die Mehrheit im Rat sollte weniger Einzelinteressen vertreten. Wir haben einen dramatischen Anstieg des Bedarfes an kleinen Wohnungen. Sozialwohnungen stehen kaum noch zur Verfügung.
Was braucht es, damit Sundern für junge Familien attraktiv bleibt?
Junge Familien benötigen zukunftsfähige Arbeitsplätze und ein ausreichendes Angebot für die Betreuung der Kinder. Junge Familien erwarten ein gutes Angebot an Kitas sowie an Grund- und weiterführenden Schulen. Die Möglichkeit der Ganztagsbetreuung in den Schulen gewinnt an Bedeutung. Junge Familien erwarten bezahlbare Wohnungen und Baugrundstücke. Bei der Vergabe städtischer Grundstücke muss die soziale Komponente eine größere Rolle spielen. Die Sport- und Freizeitinfrastruktur zählt zu den wichtigen Faktoren, die über Zuzug und Verbleib entscheiden.
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Welche Rolle soll Tourismus spielen?
Der Tourismus ist für diese Stadt wichtig. Die Stadt und die Region sind für viele Menschen interessante Ziele. Angebote des Tourismus sind immer auch Angebote für Bürger dieser Stadt. Konzepte der Vergangenheit erfüllen nicht mehr die Erwartungen der Besucher und Bürger dieser Stadt an einer nachhaltigen touristischen Entwicklung. Hier werden wir weiter an innovativen Lösungen arbeiten müssen.
Will die SPD 2025 einen Bürgermeisterkandidaten stellen?
Die SPD hat sich gerade neu aufgestellt. Der Zusammenschluss der Ortsvereine ist eine gute Voraussetzung für die inhaltliche Weiterentwicklung. Es wird darauf ankommen die Kommunalwahl thematisch und personell rechtzeitig vorzubereiten. Die strukturelle Mehrheit der CDU im Rat ist für Sundern nicht gut. Wir brauchen eine Ratsmehrheit, die das Wohl der Stadt im Auge hat. Wir haben mit dem neu gewählten Vorstand ein kompetentes und erfahrenes Team, das rechtzeitig die richtigen Weichen stellt.