Sundern. Die Schließung des Freibades Amecke vor zehn Jahren scheint einigen Politiker heute als Fehler an. Jetzt steht aber die Sicherheit im Zentrum.

Die Diskussion um das marode Freibad verändert sich. Inzwischen rückt immer mehr die Duldung des Zustandes und die Sicherheitsfrage in den Mittelpunkt. Das hatte für die SPD-Fraktion schon am Dienstag im Ausschuss für Stadtentwicklung Jürgen ter Braak betont und auf eine schnelle Beseitigung der Überreste gepocht. Die FDP möchte aber, angestoßen durch Hanns-Rüdiger Fehling, zunächst die Frage des Wohin klären. Deshalb regte er an, dass die Verwaltung für alle Anträge und Ideen wie Wasserspielplatz, Kletterhalle und Finntalos eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen solle. Deshalb, und weil auch der CDU die Kostenplanung nicht reichte, wurde nicht abgestimmt, ebenso nicht über eine Sondersitzung.

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Sicherheit im Mittelpunkt

Somit wird es noch einige Zeit dauern, bis sich im Freibad etwas tut. Jüngst stand ein Tor neben dem früheren Umkleidegebäude offen und bot Zutritt in das Gelände. Unsere Zeitung sprach auch mit Martin Levermann, Geschäftsführer der Sorpesee GmbH, zu den Vorwürfen, unzureichende Sicherung habe Zerstörung und Plünderung begünstigt: „Zwischen 2010, also nach der Schließung und der Übergabe an die Stadt, haben wir regelmäßig die Polizei eingeschaltet.“ In dieser Zeit hätten sich viele Spaziergänger und Anlieger an die GmbH gewandt und Vorfälle, wie etwa Lichtschein auf dem Gelände, gemeldet. Diese habe man an die Polizei weitergegeben.

Dort wurden allerdings, so eine Nachfrage bei der Pressestelle, seit 2009 keine Anzeigen aufgenommen: „Einsätze bei Meldungen von Anwohnern können wir nicht recherchieren“, so Pressesprecher Holger Glaremin.

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Kupferrohre aus Duschen

Erkennbar ist bei einem Besuch im Bad, dass viele Dinge demontiert wurden, wie etwa Kupferrohre in den

Duschen. Auch liegen weiße Verblendungsziegel der Außenwände abholbereit gestapelt. Levermann weist zurück, dass man einen Sicherdienst hätte beauftragen können: „Das wäre nicht zu bezahlen gewesen.“ Wie die Situation 2013 war, zeigt eine Anfrage des fraktionslosen Ratsherren Magnus Bende im Rat vom 18. Juli 2013. Er machte auf die Gefahren aufmerksam, die durch nächtliche unbefugte Besucher entstehen würden. In der Verwaltungsanmerkung heißt es: „Nach Auskunft der Sorpesee GmbH wurden die restlichen Chemikalien bereits in der 29. Kalenderwoche komplett entfernt. Die Zäune werden regelmäßig kontrolliert und verschlossen, werden aber genauso regelmäßig durch Unbekannte geöffnet.“

Fraktionsvorsitzende befragt

In einer Umfrage bei den Fraktionen reagierte Siegfried Huff (Linke) kritisch: Er hatte schon 2018 bei seiner Veranstaltung „Der Rat vor Ort“ die Ratskollegen zum Freibad geführt, um die Situation vor Augen zu führen. Er sieht vor allem ein allgemeines Versagen, was die Sicherung angeht: „Dass die nach wie vor existierenden völligen Unklarheiten uns sporadisch immer wieder einholen und beschäftigten, ist der eigentliche Skandal. Die Sorpesee GmbH spielt dabei aus meiner Sicht die entscheidende und unrühmliche Rolle. Auch die offizielle Rückgabe an die Stadt, hat daran nichts geändert.“

Huff findet, dass Verantwortung anders aussehen und transparenter gelebt und wahrgenommen werden müsse: „Davon sind wir meilenweit entfernt. Die jetzige und heftige Neuauflage der Gesamtproblematik kommt letztendlich einer Bankrotterklärung der feststehenden verantwortlichen Akteure gleich.“ Der Schaden, materiell wie moralisch, sei für ihn „irreparabel“.

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Blick in die Zukunft

Das sieht Hans Klein von der WiSu und Amecker ganz ähnlich: „Das Freibad ist Geschichte, einen Wiederaufbau wird es nicht

Aktuelle Fotos vom Freibad Amecke
Aktuelle Fotos vom Freibad Amecke © WP Sundern | Matthias Schäfer

geben. Das ist traurig, aber mit dieser Realität müssen wir uns abfinden.“ Er richtet den Blick in die Zukunft, da das Grundstück von ca. 30.000 Quadratmeter „in schönster Süd-West-Lage mit Seeblick“ im Sauerland einmalig sei. Hans Klein fragt, wie diese faszinierende Fläche im Sinne der Bürger zu gestalten sei: „Hier sind Ideen und Mut gefragt.“

Von Guido Simon von den Grünen kommt der Hinweis, dass zu klären sei, wohin die Sachen aus dem Bad gekommen seien. „Ich habe das schon vor vier oder fünf Jahren nachgefragt. Es gab aber keinen Grund, an der Antwort des Geschäftsführers zu zweifeln.“ Er sieht den ganzen Trubel nüchtern: „Das ist Teil der Demokratie. Wenn etwas dran ist, dann ist es auch nötig zu recherchieren, wo die Sachen hingekommen sind.“

Hohes Interesse der Bürger

Auf diesen Aspekt macht der Fraktionschef der „Bürger für Sundern“, Werner Kaufmann, aufmerksam: „In der Sache besteht meines Erachtens ein großes öffentliches Interesse. Auch sollte eine lückenlose Aufklärung erfolgen, denn es gibt zu viele Fragen zur Schließung und Verwertung von Gemeindeeigentum.“

Michael Stechele, Fraktionsvorsitzender der SPD, sieht die Schließung des Freibades Amecke als einen Fehler an: „Ein Verein der die Anlage übernommen hätte, ist nie entstanden. Die Initiative von 2015 hätte viel Geld akquirieren müssen und hat eingesehen, dass das nicht mehr zu stemmen war.“ Stechele warnt, die Ruine sei eine dauerhafte Gefahr.

Viele andere Herausforderungen

Der ebenfalls angefragte CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Lange mahnt nur an: „Wir haben genügend Aufgaben und Herausforderungen in unserer Stadt. Die sollten wir gemeinsam - mit dem Blick nach vorn gerichtet - angehen.“

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Kommt noch der Ferienpark?

neue idee für freibad-gelände in ameckeDie Diskussion um das Freibad wirft auch die Frage auf, was nun mit dem Ferienpark wird. Dabei richten sich die Blicke auf die juristische Auseinandersetzung zwischen der Stadt Sundern und den Besitzern der Park-Fläche von 23 Hektar. „Ein Termin vor dem Verwaltungsgericht ist uns noch nicht bekannt“, sagt dazu der Betriebsleiter der Stadtwerke Sundern, Jürgen Schwarberg. Zusammen mit dem kaufmännischen Bereichsleiter Hans-Walter Becker hatte er im Juni 2017 den Besitzern einen Gebührenbescheid über etwa zwei Millionen Euro für Wasser- und Kanalanschluss geschickt. Daraufhin hatten die Investoren um Gerad Joosten (Sorpesee Resort) Widerspruch eingelegt. Vom Gericht sei ein Termin im Frühjahr 2020 anvisiert, so Schwarberg.

Angebot für Rückkauf von Flächen

In diesem Zusammenhang sind in Amecke immer wieder Gerüchte zu hören, die Stadt habe ein Rückkaufangebot der Besitzer erhalten. Es soll sich um ein Gebiet von etwa 2,3 Hektar handeln, das am äußersten nördlichen Ende der Parkfläche liegt. Käme dieser Deal, könnten die Stadtwerke der Mutter Stadt wohl einen Bescheid in Höhe von etwa 200.000 Euro schicken.

Hintergrund ist ein Ratsbeschluss, den Investoren die Anschlussgebühren zu erlassen. Eine rechtliche Prüfung in der Zeit von Bürgermeister Detlef Lins stellte aber die Rechtswidrigkeit fest. Die Stadtwerke schickten dann die Bescheide, da saß aber schon Ralph Brodel auf dem Bürgermeister-Stuhl.

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