Die aktuelle politische Welle in Sundern zeigt eine Stadt, in der das Wort Vertrauen zum Fremdwort geworden ist.

Eine neue Welle schwappt durch das politische Sundern. Eskaliert durch einen Hamburger Journalisten, der in seinem Blog Vorwürfe im Zusammenhang mit der Abwicklung des Amecker Freibades erhebt. Wie immer man zu dieser Berichterstattung steht, zeigt sie doch drastisch auf, wo diese Stadt angekommen ist. Sie steckt - wie an dieser Stelle oft angemerkt und in sozialen Netzwerken dauernd ablesbar - im tiefen Sumpf der Verdächtigungen, der Intrigen, der gegenseitigen Beschuldigungen und des Beharrens auf eigene Wahrheiten. Jeder Mangel an Transparenz, Aktenordnung, Dokumentation des eigenen Tuns oder Buchhaltung sowie falsche Bemerkungen am falschen Ort oder gegenüber dem falschen Gesprächspartner haben in einem solchen Klima in Sundern das Potenzial, vom erklärbaren Fehler zum handfesten Skandal erhöht zu werden.

Brandrede im Rat

Ob es klug ist, wenn ein Bürgermeister einen auswärtigen Journalisten zum Thema einer Brandrede im Rat macht, ist zu diskutieren. Kritische Begleitung öffentlichen Geschehens ist ja grundsätzlich die Aufgabe der Zunft. Und da muss man sehr unterschiedliche Arbeits- und Vorgehensweisen unterschiedlicher Medien aushalten können.

Gefahr für Demokratie

Leider zeigt das alles aber, wie völlig verfahren die Situation ist. Wenn uns leidenschaftliche Sunderner Politiker mit Herz und Verantwortung schon bitten, ihre uns geschickte Stellungnahme zur Sache nicht zu veröffentlichen, weil „alles einfach nur noch unerträglich ist“, weil offenbar keiner mehr kapiert, welches Spiel hier eigentlich wer mit wem spielt, spricht das doch Bände. Das alles nimmt Lust an und auch Mut für Kommunalpolitik. Und das ist auch eine ganz große Gefahr für die Demokratie.

Missstände ergebnisoffen aufklären

Noch einmal: Missstände und kriminelles Handeln in Politik und Verwaltung - wo vorhanden - gehören ganz klar markiert. Solange über allen aber nur noch ein zuweilen vorschneller Ruf nach Strafen, Sündenböcken, Konsequenzen, Skandalen und Staatsanwaltschaften steht, anstatt das Bestreben nach konstruktiver ergebnisoffener Klärung im Konsens (diese muss immer sein), kann man in Sundern eigentlich nur noch Fehler machen.

Vertrauen, Vernunft und Respekt nötig

Wo geht’s in die Zukunft? Lange her, dass Verwaltung, Politik und Bürger in Sundern geschlossen Seite an Seite standen und stolz sagen konnten: Hier haben wir gemeinsam ‘was richtig Gutes für unsere Stadt bewegt. Die Stadt braucht von innen heraus endlich wieder Vertrauen, Vernunft und Respekt - erst dann geht wieder was.