Sundern. Gegen “Fabelgeschichten“ zum alten Freibad wehrte sich Bürgermeister Ralph Brodel heute Abend im Rat in einer 20-minütigen Rede.

War das alte Freibad in Amecke eine Art Selbstbedienungsladen oder wurde es gezielt ausgeplündert? Eine erste Aufarbeitung des Wellenschlags um das marode Bad fand heute Abend im Rathaus in der Ratssitzung statt. Zum Ende der öffentlichen Sitzung ergriff Bürgermeister Ralph Brodel das Wort am Rednerpult. Es folgte eine 20-minütige Beurteilung der Situation, in der Sundern gerade stecke, aus seiner Sicht als erster Bürger. Sein Fazit: „Wir wollen uns nicht weiter ins Gesicht schlagen lassen“, meinte er im Bezug auf die mediale Aufmerksamkeit, die ein Blog eines Hamburgers im Internet gerade erzeuge.

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Gefallen an der Stadt gefunden

Brodel nahm dann Bezug auf einen „Besucher“, der wohl Gefallen an der Stadt gefunden habe, obwohl er ja Sundern als „verschlafen und provinziell“ hinstelle. Über die Gründe könne man nur spekulieren, so Brodel weiter. Stellte aber Vermutungen an: „Weil er hier vielleicht die Bühne hat, die er ansonsten nicht hat?“ Er wisse es nicht. Dann wurde Brodel laut und klopfte zur Unterstreichung auf das Pult: „Dieser Mensch höhnt über unsere Stadt. Rührt selbst Schmutz und Dreck zusammen. Kippt diesen eigenhändig hergestellten Schmutz über uns aus. Über uns alle. Der unser Sundern damit Stück für Stück, Bürger für Bürger, der Lächerlichkeit preisgeben will“, hielt er fest.

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Schräge Begleitmusik

Im Anschluss berichtete Brodel über seine Erfahrungen der vergangenen Monate und aus dieser Woche über eine „Giftküche“, in der Aussagen erfunden würden. Der Bürgermeister stellte das Weltbild des Schreibers in Zweifel, der am Ende eine schräge Begleitmusik, „verroht und laut“, erzeuge. Brodel zog einen Vergleich mit Baron Münchhausen, der habe auch abenteuerliche Geschichten erzählt: „Damals, wie heute, ist natürlich ein Ritt auf einer Kanonenkugel eine spannende Geschichte. Münchhausen konnte sicher sein, dass seine Leser gebannt sind.“

Bürgermeister Brodel gab zu bedenken, man solle beachten, wie der Hamburger „einen Generalverdacht nach dem nächsten als Brandbomben des Misstrauens in die Menge wirft. Wie er die gesamte Stadtverwaltung verunglimpft. Kurz: alle und jeden beschuldigt.“ Der Bürgermeister schloss seine sehr emotionale Rede mit folgenden Worten: „Hören wir jetzt eine Zusammenfassung der echten Vorgänge rund um das Freibad. Die sind zwar nicht so spannend, dafür aber Fakten.“

Geschäftsführer berichtet

Dann nahm der Geschäftsführer der Sorpesee GmbH, Martin Levermann, zu den Vorwürfen Stellung und auch zu den juristischen Maßnahmen: „Wir haben unseren Rechtsanwalt eingeschaltet, der jetzt entsprechende Schritte einleitet.“ Levermann hielt fest, dass er drei Monate vor der Schließung des Bades in die Position gekommen sei: „Wir hätten das Bad gern weiter betrieben“, erinnerte er an die Gefechtslage vor zehn Jahren: „In einem demokratischen Prozess wurde in der Gesellschafterversammlung beschlossen, das Bad zu schließen.“ In der Folge habe es keinen Beschluss gegeben, das Bad wieder zu öffnen. Zwischen 2010 und 2014 sei das Ziel gewesen, ein ganzjähriges Schwimmen, auch für Sunderner, mit den Park-Investoren und der Firma sab zu verwirklichen. „Der Park ist bis heute nicht realisiert, leider ist auch das Bad nicht realisiert.“

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Bessere Vermarktung schaffen

Weiter berichtete Levermann, dass schon einmal Mittel zum Rückbau im Etat eingestellt waren, es dann

Hans Klein: „Man war sich sicher, Prachtbau kommt“

Kritik gab es von Hans Klein von der WiSu, dass man nach der Schließung des Freibads nichts unternommen habe, es besser zu schützen. Der Grund sei klar. „Weil man sicher war, dass der Investor aus den flachen Ländern einen Prachtbau hinsetzt.“ Das sei keine Schuldzuweisung, aber bei anderer Handhabung, hätte ein Verein, wie der, der sich 2015 gegründet habe, das Bad wieder öffnen können.

Aufgeworfen sind jetzt auch Fragen zur aktuellen Sicherheit des Bades. Schon seit Jahren gibt es immer wieder unterschiedliche Vorstöße dazu. Dazu mehr in der Samstagausgabe.

aber nicht dazu kam. „Ich habe in Gesprächen immer für den Abriss plädiert, um anschließend eine bessere Vermarktung zu schaffen.“ Er nannte dann Zahlen der Dt. Gesellschaft für Bäderwesen: Renovierung 3 bis 5 Millionen, Neubau 15 bis 20 Millionen Euro. Die Anlagen seien bereits 2009 marode gewesen, 2015 erst recht: „Das Bad wurde weder planmäßig zerstört, und auch nicht die technische Ausrüstung“, hielt der Geschäftsführer fest. „Wir haben geklärt, ob die Pumpen nach langem Stillstand noch anders zu nutzen seien. Für das Hallenbad waren sie überdimensioniert.“ Den Verbleib der Pumpen konnte er allerdings nicht aufklären. Es falle jetzt schwer, die gestellten Behauptungen zu widerlegen, da Dinge nicht oder nicht mehr vollständig vorhanden seien.

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spd in sundern gegen ein ko-dorf in amecke