Amecke. Blog-Berichterstattung eines Hamburger Journalisten erhebt Vorwürfe gegen Sorpesee GmbH wegen der „Ausplünderung“ des alten Amecker Freibades.

Hohe Welle schlagen derzeit Vorwürfe, die das alte Freibad Amecke betreffen – obwohl ja schon seit zehn Jahren kein Wasser mehr im Becken ist. Es geht um den Verbleib von Gegenständen aus dem Bad und um die vermeintliche Vernichtung von Akten. Aufgedeckt haben will die „Ausplünderung“ ein freier Journalist aus Hamburg. Kurz bevor am Dienstag die Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung im Rathaus begann, teilte er via Mail vielen Politikern seine Recherche-Ergebnisse mit und veröffentlichte diese in seinem Internet-Blog. In der Sitzung selbst wurden die Vorwürfe dann allerdings nicht thematisiert.

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Dreh- und Angelpunkt der Vorwürfe ist eine angebliche Aussage von Brigitte Wortmann, Witwe des früheren Werkleiters Helmut Wortmann, der 2008 gestorben ist. Zeugen wollen demnach gehört haben, dass Frau Wortmann 2016 auf einem Fest erzählt habe, sie hätte sensible Akten verbrannt. Die Witwe streitet das gegenüber unserer Zeitung ab. „Ich habe nie Akten der Sorpesee GmbH vernichtet. Was ich getan habe ist, alte Notizen und Aufzeichnungen meines Mannes sowie die Beileidsbriefe zu verbrennen“, so Brigitte Wortmann auf Anfrage.

Brodel nimmt Stellung

Bürgermeister Ralph Brodel wird am heutigen Donnerstag vor der Ratssitzung (17.30 Uhr, großer Sitzungssaal) Stellung beziehen. Außerdem gibt es am Dienstag, 8. Oktober, eine außerordentliche Sitzung der Gesellschafter und Beiräte.

Vorwurf in Richtung GmbH

In den Blick gerät damit erneut die Sorpesee GmbH, deren Prokurist ihr Sohn Niklas Wortmann ist. Im Kern laufen die im Blog erhobenen Vorwürfe auf eine systematische Ausplünderung des Bades hinaus. Eine solche streitet Martin Levermann, Geschäftsführer der Sorpesee GmbH, vehement ab: „Das Freibad Amecke wurde aufgrund eines Beschlusses der Gesellschafterversammlung 2010 geschlossen.“ Die GmbH hätte das Bad gern weiter betrieben: „Die Stadt hatte aber kein Geld, wir hatten jedes Jahr sechs Millionen Minus“, bittet der frühere Bürgermeister von Sundern, Detlef Lins, darum, sich in die Zeit um 2008 bis 2010 zu versetzen.

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Sanierungsstau von 1,2 Millionen Euro

Martin Levermann liefert weitere Erklärungen: „Die Stadt Sundern befand sich 2009 im Nothaushalt und hatte weder die Mittel für eine Sanierung (rd. 1,2 Millionen Euro), noch für die laufende Bezuschussung (125.000 Euro/Jahr) des Freibades. Ziel von Stadt Sundern und Stadtmarketing war es seinerzeit, so geht es aus den Protokollen hervor, dass der Ferienparkinvestor ein Schwimmbad errichtet, das auch von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. Die Sorpesee GmbH hat das Freibad an die Stadt zurückgegeben, die Erbbaurechte wurden 2014 aufgehoben“, sagt Levermann dazu.

Der Zustand der Technik sei in den Jahren so gewesen, dass „wir mit Klimmzügen und ganz viel Tesafilm das Bad wieder ans Laufen brachten“, so Lins. So sei auch der Wechsel der Wasserrutsche von Amecke nach Grevenstein zu verstehen: „Wir haben die Rutsche für null Euro übernommen“, sagt der Leiter Gebäude beim Freibad Grevenstein e.V., Thomas Schulte gegenüber unserer Zeitung. Man habe die Rutsche in Absprache mit der Sorpesee GmbH selbst abgebaut und restauriert. „Eine Sache weniger, die man später zu entsorgen hatte“, so Lins dazu. Ein ehemaliger Schwimmmeister bestätigt: „Das hatte doch alles nur noch Schrottwert.“

„Für alles gibt es Akten“

2005 wurde eine der Umwälzpumpen für 9000 Euro neu angeschafft. „Zu all dem gibt es Akten, die bei der Sorpesee GmbH stehen“, sagt dazu Bürgermeister Ralph Brodel. „An der ganzen Geschichte ist nichts dran“, lautet sein Urteil. Die Pumpe habe 2010 einen Restwert von 2000 Euro gehabt, zudem habe sie auch zwei Jahre still gestanden. In dieser Zeit sei im Bad oft nachts geplündert worden. Über auffällige Lichter berichteten schon vor Jahren Anlieger. „Verkauft wurde keine Pumpe“, so Martin Levermann. Er bietet unserer Zeitung an, die Inventarlisten gemeinsam durchzugehen und zu prüfen: Die Sorpesee GmbH habe das Freibad weder „planmäßig zerstört“, noch die technische Ausrüstung verkauft. „Die Sorpesee GmbH wird strafrechtliche Schritte gegen den Journalisten einleiten“, kündigt Martin Levermann an. Der Verbleib der Pumpen bleibt vorerst unklar.

Staatsanwaltschaft prüft Relevanz

Die Staatsanwaltschaft Arnsberg bestätigte am Nachmittag den Eingang eines Briefes des Journalisten: „Er bittet, den Sachverhalt auf strafrechtliche Relevanz zu prüfen“, so Pressestaatsanwalt Thomas Poggel.