Siegen. . Das ehemalige Kreishaus an der Koblenzer Straße in Siegen hat weit mehr zu bieten als seine hochgradige Schimmelverseuchung. Die LWL-Denkmalpflege kommt in einem Gutachten zu dem Schluss, dass die seit mehr als zwei Jahren ungenutzte Immobilie schutzwürdig ist. Wenn kein Investor gefunden wird, droht aber doch die Abrissbirne.

Die Stadt Siegen muss das Haus nun auf Anweisung der Bezirksregierung Arnsberg in ihre Denkmalliste aufnehmen. Und das Studentenwerk Siegen kann schon wieder ein Objekt von der Liste potenzieller neuer Studentenwohnheime in eigener Trägerschaft streichen.

Nach Stadtkrankenhaus, Jugendherberge und Parkhotel zum vierten Mal innerhalb von rund zwei Jahren. „Wir wollten das Objekt kaufen“, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studentenwerks Siegen, im Gespräch mit der Redaktion – und räumt ein: „Bei aller Skepsis, die ich am Anfang hatte.“ Wegen des Schimmelbefalls musste die Niederlassung Siegen des Landesbetriebs Straßen.NRW Ende 2011 aus dem Gebäude ausziehen. Betreten war seitdem nur noch mit Schutzkleidung erlaubt – an Bewohnen folglich nicht zu denken.

Gutachten im Auftrag des Studentenwerks seien aber zu dem Schluss gekommen, dass das Projekt realisierbar sei. Nach Entkernung des Gebäudes hätten 135 Appartements für Studenten entstehen können. „Für uns kam aber völlig überraschend, dass die Fassade nicht erhalten werden kann“, sagt Rujanski: Sie verursache im aktuellen Zustand eine Undichtigkeit des Gebäudes. Genau diese Fassade ist es aber, die der LWL für schutzwürdig hält.

Fassade und Schimmel: Viel zu teuer

„Fassade und Entkernung und Schimmel: Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar“, betont Rujanski. Mit dieser Entwicklung ist auch der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der für die im Besitz des Landes befindliche Immobilie verantwortlich zeichnet, nicht glücklich. „Die Unter-Denkmalschutz-Stellung war von uns nicht gewünscht“, sagt Pressesprecher Joerg Fallmeier.

Das habe nichts mit generellen Vorbehalten zu tun. „Wir haben viele unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Wir haben damit also Erfahrung“, sagt Fallmeier. „Aber es erschwert die Vermarktung.“ Darum stünden noch Gespräche mit Vertretern des Denkmalschutzes an: „Es muss ja eine Lösung geben, die wirtschaftlich vertretbar ist.“

Studentenwerk gibt noch nicht auf

Denkmalschutz alleine rettet das Haus an der Koblenzer Straße nicht. Bleibt ein Investor aus, müsste das Land die Maßnahmen zum Erhalt zahlen. Und wenn das Geld dafür nicht da ist, droht ein Rendezvous mit der Abrissbirne – ähnlich ist es schon dem Krupp-Hochhaus an der Geisweider Straße ergangen. Dann wiederum hätte das Studentenwerk die Chance, auf dem Grundstück einen Neubau zu errichten.

Detlef Rujanski will noch nicht die Waffen strecken. „Wir sind an dem Gebäude nach wie vor hoch interessiert, aber nicht als Denkmal.“ Mit Landeszuschüssen ließe sich das Projekt vielleicht doch noch realisieren. Bei der deutlichen Verteuerung, die das Studentenwerk andernfalls schultern müsste, ließe sich nämlich der Anspruch auf „sozialverträgliche Mieten“ nicht realisieren.