Siegen. . Das Studentenwerk in Siegen begrüßt die Pläne der Bundestagsfraktion der Linken. Sie fordert, die BAföG-Regelsätze und -Freibeträge anzuheben, die Förderdauer von der Regelstudienzeit abzukoppeln und auch Teilzeitstudien zu unterstützen.
Jeder dritte der rund 18 000 Studenten in Siegen beantragt Unterstützung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz: BAföG. Jeder Vierte erhält BAföG-Leistungen. Damit ist die Förderquote in Siegen nach Paderborn NRW-weit am höchsten. „Das zeigt, wie immens wichtig BAföG bei uns ist“, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Siegener Studentenwerks. Er unterstützt den Antrag, den die Linke im Bundestag nun gestellt hat.
Die Fraktion fordert die Bundesregierung dazu auf, umgehend einen Gesetzentwurf für eine Reform des BAföG vorzulegen. Demnach seien unter anderem die Regelsätze und Freibeträge anzuheben, die Förderdauer von der Regelstudienzeit abzukoppeln und auch Teilzeitstudien zu fördern.
„Die Anpassung der Fördersätze an die Lebensrealität der Studenten ist notwendig“, sagt Rujanski. Den Forderungen der Linken, Bedarfssätze und Freibeträge um mindestens zehn Prozent anzuheben und an die Einkommens- und Preisentwicklungen anzupassen, stimmt er daher zu. PC und anderes Arbeitsmaterial, Mensabesuche, ÖPNV, Wohn- und Nebenkosten – alle Bereiche der studentischen Lebenswelt seien von der Kostenspirale betroffen.
Orientierung an altem Preisniveau
Anders als Löhne würden BAföG-Sätze aber nicht kontinuierlich angepasst. „Ich fordere ja gar nichts Besonderes für unsere Studenten“, sagt Rujanski, „aber ich finde es ärgerlich, dass die Sätze nur nachträglich korrigiert werden und damit dem tatsächlichen Preisniveau zwei Jahre hinterherhinken.“
Ein Beispiel, an dem sich der gestiegene Bedarf zeigen lässt: Wohnkosten. 224 Euro beträgt die Pauschale, die aktuell im BAföG dafür vorgesehen ist. In Siegener Wohnheimen trifft die durchschnittliche Miete diesen Wert genau. Fakt ist aber auch, dass Wohnheimplätze Mangelware sind. „Siegen verfügt mit 4,72 Prozent über die niedrigste Wohnversorgungsquote in NRW“, sagt Detlef Rujanski.
Privater Wohnsektor ist teuer
Studenten müssten deshalb auf den privaten Sektor ausweichen – „und der ist immer teurer.“ Genaue Zahlen für Siegen kann Rujanski nicht nennen, zum Vergleich aber die für NRW: So liegen die Durchschnittskosten für eine Wohnung, die man alleine bezieht, bei rund 350 Euro, für ein WG-Zimmer bei 300 Euro. Für ein Wohnheimzimmer liegt die NRW-Durchschnittsmiete mit 250 Euro über den Kosten in Siegen.
Eine weitere Forderung der Linken: BAföG auch über die Regelstudienzeit hinaus zu ermöglichen und individuelle Lebenssituationen stärker zu berücksichtigen. Auch diesem Punkt stimmt Detlef Rujanski zu. In Siegen beendeten 2012 lediglich 37 Prozent der Studenten ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit. Allerdings variiert die Studiendauer nach Abschlussart. Jeder zweite Bachelor-Absolvent sei Regelzeitstudent.
Warum sich ein Studium in die Länge zieht, könne verschiedene Gründe haben. Während das Papier der Linken beispielsweise Fachrichtungswechsel, die Pflege von Angehörigen und ehrenamtliches Engagement nennt, sagt Rujanski: „Viele Studenten müssen nebenher arbeiten. Das beeinflusst natürlich die Studienzeit.“ Ein ganz wichtiger Punkt sei für ihn zudem die Möglichkeit, Teilzeitstudien zu fördern. Auch diesen Punkt hat die Linke in ihren Antrag aufgenommen. „Das begrüße ich ausdrücklich.“