Siegen. Tut sich in Siegen nach Abschluss des Projekts Siegen - Zu neuen Ufern im Jahr 2015 die nächste Großbaustelle in der Innenstadt auf? Ins Visier könnte dann das Areal Ecke Hindenburgstraße/Fürst-Johann-Moritz-Straße geraten.
Ob dort Geschäftsflächen oder Wohnraum, etwa für seniorengerechtes Wohnen entstehen könnten, ist allerdings unklar. Denn Sparkassen-Chef Wilfried Groos bestreitet vehement, einen Grundriss für eine Neugestaltung in der Schublade zu haben. Dafür gebe es „keine substanziell Grundlage“, so Groos. Indizien sprechen indes dafür, dass sich ein Konsortium unter Beteiligung der Sparkasse für das Quartier interessiert.
1. Baunternehmer und Sparkasse gründen Bahnhofsarkaden GmbH
Im Juni 2013 wurde eine Gesellschaft mit dem blumigen Namen Bahnhofsarkaden GmbH ins Handelsregister am Amtsgericht Siegen eingetragen. Daran sind der neben der Sparkasse Siegen die Bauunternehmen Runkel und Quast beteiligt. Als Geschäftszweck gibt die Gesellschaft die „Realisierung von Immobilienprojekten an“. Dazu zählt laut Handelsregisterauskunft die „Durchführung von Baumaßnahmen auf eigenem und fremdem Grundbesitz“. Außerdem ist als Gesellschaftszweck der Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Grundbesitz beschrieben. Das Stammkapital beträgt 525 000 Euro. Dass zwei der führenden Siegener Bauunternehmer an einer Projektgesellschaft beteiligt sind, ohne in ihrem Kerngeschäft tätig zu werden, wäre ein Novum. Runkel und Quast waren in der Vergangenheit und sind aktuell an dem Großteil der städtebaulichen Erneuerungen federführend beteiligt.
2. Verbindung zu in der Region umtriebigen Projektgesellschaft
Die Bahnhofsarkaden GmbH hat ihren Sitz Am Bahnhof 23 im Glasbau der Sparkasse . Den Briefkasten teilt sie sich mit der Bauwert Projekt Consult. Dieses Unternehmen wirbt auf seiner Internetpräsenz u.a. mit Referenzobjekten wie dem Sieg-Carré, dem Neubau des Rathauses Netphen mit Sparkassenfiliale oder der Projektsteuerung des Umbaus des Krönchen-Centers in der Oberstadt – allesamt städtebaulich bedeutende Projekte in der Region. Die Geschäftsführung beider Gesellschaften – der Bahnhofsarkaden GmbH und der Bauwert Projekt Consult – liegt in einer Hand. Der Geschäftsführer heißt Uwe Hübner, der auch als Geschäftsführer der Quartier Kirchweg GmbH eingetragen ist. Dabei handelt es sich um eine im März 2012 gegründete Gesellschaft, mit dem Ziel, den Erwerb einer Immobilie im Kirchweg in Siegen, die zu einem Geschäfts- und/oder Wohngebäude ausgebaut werden soll, zu tätigen. Auch die Quartier Kirchweg GmbH teilt sich den Briefkasten mit der Bahnhofsarkaden GmbH und der Bauwert Projekt Consult.
3. Barmenia-Haus erworben
Die gerade gegründete Bahnhofsarkaden GmbH erwarb in diesem Jahr das Grundstück des Barmenia Hauses am Bahnhof. Den Erwerb des Hochhauses durch die Bahnhofsarkaden GmbH bestätigt Sparkassen-Chef Groos zwar. Einen Zusammenhang mit planerischen Tätigkeiten für das benachbarte Areal, bestreitet er indes. „Es ist Fakt, dass dort ein Eigentümerwechsel stattgefunden hat. Es handelt sich aber um ein reines Renditeobjekt“, sagt er.
4. Sondierungsgespräche
Selbst wenn das Barmenia-Haus unberührt von Planungen für diesen Bereich bleibt: Nach Informationen dieser Zeitung wurden mit zumindest einem Grundstückseigentümer im Bereich Bahnhofstraße/Fürst-Johann-Moritz-Straße Sondierungsgespräche vor dem Hintergrund der Neuordnung des Areals geführt.
5. Wunsch der Stadt Siegen
Während sich auf der einen Seite der Fürst-Johann-Moritz-Straße seit Jahren Einzelhandel etabliert hat und ein Gaststättenbetreiber nach diversen Pächterwechseln erneut einen Versuch für eine florierende Gastronomie startet, sind große Teile auf der gegenüberliegenden Seite wirtschaftlich fast brach liegende Flächen in städtischer A-Lage. Die Stadt Siegen erwarb vor einigen Jahren ein Grundstück, auf dem jetzt vorübergehend ein Parkplatz bewirtschaftet wird. Grundstückskäufe in solchen Bereichen tätigt die Stadt nur, um bei einer städtebaulichen Aufwertung ein Wort mitreden zu können. Dass die Stadt das Areal in Nachbarschaft zum neu gestalteten Siegufer im Blick hat, ist bekannt. Stadtbaurat Michael Stojan bezeichnet die Fürst-Johann-Moritz-Straße als „Betrachtungsraum“ im Zusammenhang mit dem Projekt Siegen zu neuen Ufern.