Kreuztal/Meschede/Warstein. . Mit der Kartellstrafe hat das Jahr für die südwestfälischen Bierriesen Krombacher, Veltins und Warsteiner nicht gut angefangen. Fest steht, dass sie Preise abgesprochen haben. Bier gibt es heute trotzdem zu Preisen fast wie zu D-Mark-Zeiten. Aber der Ärger ist spürbar bei den Brauerei-Sprechern.

Die Antworten klingen etwas verhaltener als sonst, wenn es Erfreuliches zu berichten gibt. Der Ärger ist spürbar bei den Sprechern von Krombacher, Veltins und Warsteiner, Franz-Josef Weihrauch, Ulrich Biene und Jana Meißner. Der Kartellamts-Spruch aus Bonn könnte die Bilanz verhageln, steht unausgesprochen dahinter. Zumal der schrumpfende Markt brutal hart ist und sich die Warsteiner Brauerei gerade erst bilanziell durchaus beachtlich aus der Legionellen-Affäre gezogen hat.

Kein Wort über Höhe der Geldbuße

Kein Sterbenswörtchen über die Höhe der Geldbuße verlauten zu lassen, die jede einzelne Brauerei trifft, ist offenbar die letzte - und nicht strafbare - Absprache unter den Dreien. Klar ist bei 106 Millionen Euro Gesamtsumme, dass es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag pro Brauerei handeln muss und die Privatbrauerei Barre aus Lübbecke am wenigsten zahlt. „Die Bußgeldbescheide sind bei uns eingetroffen, das neue Jahr hat kostspielig angefangen“, sagt Veltins-Sprecher Ulrich Biene und lässt durchblicken, dass die Brauerei offenbar den zweitkleinsten Betrag zahlt.

Verfahren in Einvernehmen mit dem Kartellamt beendet

Alle drei südwestfälischen Traditionshäuser hätten bei falschem Taktieren noch viel mehr zahlen müssen. Aber es gibt Rabatte für Wohlverhalten: „50 Prozent für einen angemessenen Kooperationsbeitrag für die Aufklärung des Sachverhalts“, klärt Kai Weidner auf, der Sprecher des Bundeskartellamts. „Und noch einmal 10 Prozent, wenn die Unternehmen schriftlich bekunden, das Verfahren einvernehmlich mit der Behörde beenden zu wollen“, ergänzt er. Das ist geschehen, und nur das kommuniziert Jana Meißner von Warsteiner. Punkt.

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Viel mehr äußert auch Franz-Josef Weihrauch von Krombacher nicht. Nur noch, dass Krombacher ganz gewiss keinen Einspruch einlegen und in Zukunft alles besser machen werde: „Wir haben unsere unternehmensinternen Strukturen so verändert, dass wir schon in die Einarbeitungsphase von Mitarbeitern die Themen Verhaltensmaßregeln und Absprachen mit aufnehmen“, sagt er. Und: „Wir haben unseren Teil daraus gelernt.“

Absprachen im Brau-Geschäft sind offenbar en vogue

Davon geht auch das Bundeskartellamt aus. Dessen Sprecher Weidner kann sich an kein Kartellverfahren gegen Brauereien erinnern, insofern habe das gegenwärtige, im März des vergangenen Jahres durch den Kronzeugen, den Brauerei-Multi Inbev aufgedeckte, schon eine gewisse exemplarische Bedeutung. Offenbar sind Absprachen im Brau-Geschäft gerade en vogue. Gleichzeitig ermittelt die Behörde noch gegen ein Kölsch-Kartell im Rheinland und ein Kartell zwischen Bierbrauern und Handel. Dort geht es um verbindliche und unverbindliche Preise.

Brauerei-Verantwortliche werden vom Kartellamt mit Bußgeld bestraft 

„Strafen müssen abschrecken“ ist Weidner überzeugt. Das Argument, dass es der Branche nicht gut gehe, sei als Entschuldigung nicht stichhaltig. „Absprache ist Absprache, da ändert auch die Marktlage nichts.“ Das gilt auch für die persönlich Verantwortlichen in den betroffenen Brauereien, die vom Kartellamt zur Rechenschaft gezogen werden - mit einem Bußgeld von theoretisch bis zu einer Million Euro. In der Praxis geht es bei denen, die per Telefon persönliche Kontakte gehalten haben, meist um ein Jahresgehalt, erläutert Weidner.

Branche steht mit dem Rücken zur Wand

In der Branche sieht man das alles – vor allem die Preisentwicklung – naturgemäß etwas anders. Man sieht sich mit dem Rücken zur Wand. Die Branche schrumpft, der Bierdurst der Deutschen lässt im achten Jahr in Folge nach – und ein Ende ist nicht in Sicht. Das bekommen auch die erfolgsverwöhnten Premium-Brauer im Sauer- und Siegerland zu spüren, die nur noch mit alkoholfreien Sorten und Biermischgetränken nennenswert wachsen. Wirklich wirksame und nachhaltige Preiserhöhungen konnten angesichts der Aktionen des Handels selbst sie nicht durchsetzen.

Die Kiste Bier gibt es ab 5 Euro

„Sie können heute Bier zwischen 5 und 15 Euro kaufen“, sagt Ulrich Biene. „Wir haben teilweise Bierpreise wie zu D-Mark-Zeiten. Ein Branchen-Spott laute daher: Wenn es je ein Bier-Kartell in Deutschland gegeben haben sollte, dann war es das erfolgloseste in der Wirtschaftsgeschichte.“

Das Thema Bier bleibt dem Kartellamt erhalten. Nun geht es um Radeberger und Carlsberg. Da könnte noch einmal eine Kartellstrafe in dreistelliger Millionenhöhe zusammenkommen. Allein die Radeberger-Gruppe hat so viele Marktanteile wie die fünf Brauereien zusammen, die jetzt zahlen müssen.