Siegen. . In den ersten sechs Monaten des Jahres verzeichnete die Industrie- und Handelskammer in Siegen-Wittgenstein 996 Ausbildungsverträge. Das sind 3,8 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das geht aus der Halbjahresbilanz der Kammer zum Ausbildungsjahr 2012 hervor.
Die Chancen auf eine Lehrstelle seien noch nie so groß gewesen wie heute, ist sich IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener sicher: „Das ist ein außerordentliches Ergebnis.“ Im Gesamtbezirk der Kammer (Siegen-Wittgenstein und Olpe) beginnen nach jetzigem Stand 1504 junge Menschen eine Ausbildung im August. Das wiederum sind 64 (4,4 Prozent) mehr als 2011.
Gräbener macht für die Entwicklung im Wesentlichen drei Punkte verantwortlich. Er stellt einen „Gezeitenwechsel“, wie er es nennt, in der Personalarbeit fest. Das Thema Ausbildung werde weiter forciert und vor allem professionalisiert. Die Zeiten, als sich etwa die Lohnbuchhaltung nebenbei um die Lehrlinge kümmerte, seien so gut wie vorbei, sagte er.
Zudem habe der konjunkturelle Schub in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres für eine Belebung des Lehrstellenmarkts gesorgt. Punkt drei: 40 Firmen bieten oder boten im Jahr 2012 zum ersten Mal die Möglichkeit einer Ausbildung an. Bis zum Jahresende erwarten die Verantwortlichen kammerweit rund 2500 Ausbildungsverträge – „mit ein wenig Glück“, so Gräbener.
Als Ausbildungsmotor gelten nach wie vor die Industriebetriebe. 433 junge Menschen haben kreisweit bereits einen Vertrag in der Tasche. Das sind 26 mehr als noch vor zwölf Monaten. Einen starken Zuwachs vermeldeten auch die Kaufleute. Mit 506 Lehrlingen starten nach aktuellem Stand 31 mehr in das Berufsleben als noch 2011. Allerdings, so schränkte Klaus Gräbener ein, komme die Entwicklung nicht bei jedem an. Noch nicht. „20 bis 25 Prozent sind nicht beschäftigungs- oder ausbildungsreif“, sagt der Geschäftsführer.
Doch auch für diesen Kreis bestehe Hoffnung. Denn „die Chancen für Personen mit schwachen Qualifikationen werden größer“. Unternehmen würden angesichts des demografischen Wandels und zurückgehender Bewerberzahlen zusehends ihre Ansprüche senken. Umso wichtiger seien ausbildungsbegleitende Unterstützungen wie etwa Zusatzunterricht in Mathematik und Deutsch.
Personalarbeit verbessern
Die Bilanz, so machte Gräbener deutlich, zeige, dass das Thema Fachkräfteknappheit bei den Betrieben im Kammerbezirk angekommen sei. Das habe, betont er, zumindest in weiten Teilen der Industrie zu der Erkenntnis beigetragen, es sei klüger, selbst für adäquates Personal zu sorgen als allein auf Beschäftigungslose zurückzugreifen. Nichtsdestotrotz mahnt er, gerade Betriebe in der Größenordnung 30 bis 150 Beschäftigte müssten sich in Sachen Personalarbeit weiter verbessern.Dort herrsche noch Nachholbedarf.