Hagen. . In Südwestfalen sinkt die Zahl der jugendlichen Bewerber, während das bei den Arbeitsagenturen registrierte Ausbildungsplatzangebot wächst

Weniger Bewerber, mehr Ausbildungsplätze: Langsam, aber sicher schließt sich die Lehrstellen-Lücke in Südwestfalen. Ende Mai, ein Vierteljahr vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres standen bei den Arbeitsagenturen der Region unterm Strich 5737 bisher unversorgte Bewerber insgesamt noch 4386 offenen Lehrstellen gegenüber. Die Ausbildungschancen für Jugendliche sind damit so gut wie schon seit Jahren nicht mehr.

Gleich zwei Trends machen sich dabei bemerkbar: Einerseits bilden Unternehmen angesichts des drohenden Fachkräftemangels mehr aus oder binden zumindestens die Arbeitsagenturen bei der Nachwuchssuche stärker ein. So wurden in Südwestfalen bis Ende 11 916 Lehrstellen gemeldet, 855 oder 7,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit ist das Angebot in der Region - trotz eines Rückgangs im Bezirk Hagen/Ennepe-Ruhr - deutlich stärker gestiegen als landesweit (+2,9 % auf 89 081).

Andererseits macht sich weiten Teilen Südwestfalens der demografische Wandel gegen den Landestrend bereits in sinkenden Bewerberzahlen bemerkbar. Obwohl im Hochsauerland und im Märkischen Kreis noch etwas mehr Ausbildungssuchende als vor Jahresfrist registriert wurden, ging die Zahl der Bewerber südwestfalenweit insgesamt um 340 (- 2,4 Prozent) auf noch 13 775 zurück - ganz besonders im Raum Siegen-Wittgenstein/Olpe (- 9,0 Prozent). NRW-weit ließen die Folgen des doppelten Abitur-Jahrgangs 2012 die Zahl der Lehrstellenbeweber im Jahresvergleich noch einmal deutlich um 7,5 Prozent auf 117 568 empor schnellen. Ein Effekt, der den demografischen Trend nur kurzfristig überlagert. Bis 2020 wird die Zahl der Schulabgänger in NRW im laufenden Jahrzehnt Prognosen zufolge um 29 000 sinken.

Folge: „Insbesondere in einigen eher ländlichen Regionen wie dem Sauerland, Münsterland oder Ostwestfalen beobachten wir einen zunehmend bewerberorientierten Ausbildungsmarkt“, berichtete Christiane Schönefeld, Chefin der NRW-Arbeitsagentur. In Südwestfalen kommen derzeit 87 Lehrstellen (NRW: 76) auf 100 Bewerber. Damit gibt es rechnerisch zwar nach wie vor zu wenig Ausbildungsplätze, aber die Statistik verstellt den Blick auf die Realität in vielen Branchen und Betrieben, wo schon länger Lehrstellen mangels (geeigneter) Bewerber unbesetzt bleiben. Das betrifft in besonders starkem Maße das Hotel- und Gaststättengewerbe, aber auch Teile des Einzelhandels oder etwa das Sanitär-Handwerk.