Hagen/Siegen. .
In Südwestfalen nimmt die Bewerberzahl um Ausbildungsstellen wegen der demografischen Entwicklung zum Teil stark ab. Spitzenreiter ist der Kreis Siegen-Wittgenstein mit aktuell 15,4 Prozent weniger gemeldeten Azubi-Aspiranten als im April 2011, gefolgt von der Stadt Hagen (-9,8) und dem Kreis Soest (-8,1). Das geht aus dem Ausbildungsbericht der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit hervor. Allein die Bezirke Meschede (+5,7) und Iserlohn (+3,8) weisen mehr Bewerber auf als im Vorjahr.
Doch diese Zahlen spiegeln nicht die ganze Wahrheit wider, erklärt Klaus Gräbener, für Aus- und Weiterbildung zuständiger Geschäftsführer bei der IHK Siegen. „Die Kammern schauen statt auf gemeldete Bewerber lieber auf die Schulabgängerzahlen, denn es bewerben sich bei weitem nicht alle bei den Arbeitsagenturen“, weiß Gräbener und nennt auch den Grund: „Immer mehr sind im Internet in Ausbildungsbörsen unterwegs. Und auf dem Land läuft viel über die private Schiene, wenn etwa ein Vater seinen Sohn in dem Betrieb unterbringen kann, in dem er selbst arbeitet.“
Doch der Markt entspannt sich nach Gräbeners Beobachtung vor allem für die Jugendlichen, die nun bessere Chancen haben, insbesondere in Metallberufen, im Handel sowie im Hotel- und Gaststättenbereich: „Die Firmen gehen nun stärker auf die Arbeitsagenturen zu, weil sie denken, sie bekommen keine Auszubildenden mehr, und für die jungen Leute liegt der Gedanke nahe, dass sie auch ohne die Dienstleistung der Agenturen auskommen.“ Bei weiterhin hoher Ausbildungsbereitschaft infolge der guten Konjunktur - Gräbener hofft, dass im Kammerbezirk am Jahresende die „wahnsinnig hohe“ Zahl von 2454 abgeschlossenen Lehrverträgen aus dem Vorjahr wieder erreicht wird - geraten die Unternehmer seiner Ansicht nach von zwei Seiten in die Zange.
Zum einen haben sie bei einem leergefegten Arbeitsmarkt kaum Möglichkeiten, an qualifizierte Kräfte zu kommen, und zum anderen geht die Zahl der Schulabgänger in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe Hochrechnungen zufolge bis 2019 um ein Viertel auf 1300 zurück - potenzielle Azubis. Ergebnis: Fachkräftemangel.
Der Fachkräftebedarf lässt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen laut Regionaldirektion NRW hochschnellen: Steuerberatung (+28,1 Prozent), Werkzeugtechnik (+20,4), Sanitär-Heizung-Klima (+17,7), Medizin- und Rehatechnik (+12,6), Maschinenbau und Energietechnik(+11 Prozent.) Gute Chancen haben Bewerber in Einzelhandel und Bäckereien (3,76 Plätze pro Bewerber), in der Metallerzeugung (2,4), Versicherungs- und Finanzdienstleistung (1,84), Handel (1,54), Informatik (1,45) und Hotelberufe (1,27).